Gellert, Christian Fürchtegott – Nie will ich dem zu schaden suchen,

Nie will ich dem zu schaden suchen,
Der mir zu schaden sucht.
Nie will ich meinem Feinde fluchen,
Wenn er aus Haß mir flucht.

Mit Güte will ich ihm begegnen,
Nicht drohen, wenn er droht.
Wenn er mich schilt, will ich ihn segnen;
Dies ist des Herrn Gebot.

Er, der von keiner Sünde wußte,
Vergalt die Schmach mit Huld,
Und litt, so viel er leiden mußte,
Mit Sanftmut und Geduld.

Will ich, sein Jünger, widerschelten,
Da er nicht widerschalt?
Mit Liebe nicht den Haß vergelten,
Wie er den Haß vergalt?

Wahr ist’s, Verleumdung dulden müssen,
Ist eine schwere Pflicht.
Doch selig, wenn ein gut Gewissen
Zu unsrer Ehre spricht!

Dies will ich desto mehr bewahren;
So bessert mich mein Feind,
Und lehrt mich, weiser nur verfahren,
Indem er’s böse meint.

Ich will mich vor den Fehlern hüten,
Die er von mir ersann;
Und auch die Fehler mir verbieten,
Die er nicht wissen kann.

So will ich mich durch Sanftmut rächen,
An ihm das Gute sehn,
Und dieses Gute von ihm sprechen;
Wie könnt er länger schmähn!

In seinem Haß ihn zu ermüden,
Will ich ihm gern verzeihn,
Und als ein Christ bereit zum Frieden,
Bereit zu Diensten sein.

Und wird er, mich zu untertreten,
Durch Güte mehr erhitzt:
Will ich im stillen für ihn beten,
Und Gott vertraun; Gott schützt.

Schweizer Brüder – Ein schön geistlich Lied

im Thon „Wer Gott nit mit uns dise. “

(„Etliche sehr schone Christliche Gesenge, wie dieselbigen zu Passaw, von den Schweitzerbrüdern, in der Gefengnuß im Schloß, durch Gottes gnad gedicht und gesungen worden. Ann. M.D.LXXXIII“)

Herr Gott Vatter in deinem thron,
wir deine liebe Kinder
Wollen dir jetzt das Opffer schon
zu lob deim Namen bringen,
Wie du es dir selbst hast bereyt,
zu deiner ehr und herrligkeit,
darumb wir dir lobsingen.

2. Herr Gott Vatter, der Pharao
hat uns lang thun verhindern
Und uns nit wollen ziehen lohn,
das opffer dir zu bringen:
Nun aber spaltet sich das meer,
hilff uns, o Vatter, unser Herr,
mit frewden dardurch dringen!

3. Herr Gott Vatter, wir bitten dich
für all, die uns beleyden,
Du wollest ihnen gnediglich
all ihre Sünd verzeihen,
Dann sie doch nit erkennen thun
was sie an uns gehandelt hon,
wollst ihn dein gnad verleihen!

4. Herr Gott Vatter, thu ihnen auff
das hertz, daß sie erkennen,
Welches da sey der rechte glaub,
duurch den wir jetzt volenden
Und bezeugen mit unserm bluth
dein wort, das ist die warheit gut,
deinen Namen bekennen.

5. Herr Gott Vatter, in deine hendt
sey dir jetzund befohlen
Der Geist, den du uns hast gesendt,
thu in nun wider holen.
Dann er hat schon alles volendt,
warzu du jn uns hast gesendt,
darumb wir dich hoch loben!