Behm, Martin – Danksagung und Gebet um Gottes Erkenntniß

Ich preis dich herzlich, Gott, mein Herr,
Dein ist der Himmel, Erd und Meer,
Weil du dein Lehr den hast verborgn,
Die nur um irdisch WEisheit sorgn,
Und lässest sie verkündigen
Den Kindlein und Unmündigen.

Du hast mich zu deim Häuflein bracht,
Mir dein Erkenntniß kund gemacht,
Hast mich zum Erben aufgenommn,
Als ich die Tauf hab überkommn,
In mir entzündt des Glaubens Licht,
Dabei man dich erkennt und sicht.

Solch Kennen bringt Gerechtigkeit,
Die uns durch Christum ist bereit,
Es ist ein Wurzel zu dem Lebn,
Das uns Gott wird im Himmel gebn;
Ohn dies Erkenntniß ist kein Heil,
Ohn dies hat man kein Himmelstheil.

Drum schreibs in mein Herz mit Buchstabn,
Die Kraft und Lebn in sich habn.
Drücks tief hinein, daß ichs behalt,
Daß ich dein nicht vergeß so bald,
Thu auf mein Augen, daß ich seh,
Wie wohl es um dein Häuflein steh.

Erhalt mich fest bei reiner Lehr,
Und dein Erkenntniß in mir mehr,
Von Irrthum und Abgötterei
Dein Geist mein Herz und Mund befrei,
In Finsterniß laß mich nicht bleibn,
Du möchtst mich sonst zur Höllen treibn.

Weil unser Wissen Stückwerk ist,
Der Mensch bald, was er lernt, vergißt,
Drum wollst du micih in Himmel führn
Und mich mit dein Erkenntniß ziern;
Wie ich hier bin von dir erkannt,
So zeig dich mir im Vaterland.

Amen.

Selneccer, Nikolaus – Hilf treuer Gott im höchsten Thron,

Am Tage Johannis des Apostels und Evangelisten.

Mel. Vom Himmel hoch, da….

Hilf treuer Gott im höchsten Thron,
Daß wir erkennen deinen Sohn,
Der unser Bruder worden ist,
Den rechten Heiland Jesum Christ.

Johannes sein Apostel treu
Hat uns beschriebn sein Menschheit neu
Vereinigt mit der Gottheit klar,
Solchs lobt all Mensch und Engel Schaar.

Erhalt uns ja bei deinem Wort,
In unserm Amt laß uns gehn fort,
Daß wir Glaubn und Gewissen rein
Behalten durch die Gnade dein.

Auf daß wir allzeit sein bereit,
Wenn du kommst Herr mit Fried und Freud,
Wir sein gleich jung, stark oder alt,
Zu folgen deines Worts Gewalt.

Bescher uns Herr ein seligs End,
Nimm unsre Seel in deine Händ,
Besprengt mit deines Sohnes Blut,
Das ist allein das höchste Gut.

Thiel – Nicolaus Selneccers geistliche Lieder

Sachs, Hans – Das lied: Rosina wa was dein gestalt,

Christlich verendert, von der erkantnuß Christi.

O Christe, wa war dein gestalt
bey Bapst Siluesters leben,
Da kayser Constantinus gwalt
im über Rom thet geben?
Für war glaub ich,
her der Bapst dich
durchs gnaden liecht gesehen,
er hett warleych
das jrdisch Reych
durch dein eer thun verschmehen!

Het Gracianus dich erkant,
da er mit fleyß thet schreyben
Das Bäpstlich recht, Decret genant,
Römisch handthierung treyben,
So het er dir
der gnaden zir
für all ding zu gemessen,
mitt der du hast
durch gaystes glast
all Christen hertz besessen!

Het kayser Nero seiner zeyt
erkennet dich der gleychen,
Er het nit mördet so vil leüt
drungen von dir zu weychen,
Der gleych yetzt vil!
drumb ich nit wil!
mich kaim menschen vertrewen:
allain, herr, dein
erkantnuß rain,
die sol mich ewig frewen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer