Gerhardt, Paul – Was alle Weisheit in der Welt

1. Was alle Weisheit in der Welt
bei uns hier kaum kann lallen,
das läßt Gott aus dem Himmelszelt
in aller Welt erschallen:
Daß er alleine König sei,
hoch über alle Götter,
Groß, mächtig, freundlich, fromm und treu,
der Frommen Schutz und Retter,
ein Wesen drei Personen.

2. Gott Vater, Sohn und heilger Geist
heißt sein hochheilger Name,
so kennt, so nennt, so rühmt und preist
ihn der gerechte Same,
Gott Abraham, Gott Isaak,
Gott Jakob, den er liebet,
Herr Zebaoth, der Nacht und Tag
uns alle Gaben gibet
und Wunder tut alleine.

3. Der Vater hat von Ewigkeit
den Sohn, sein Bild, erzeuget;
Der Sohn hat in der Füll der Zeit
im Fleische sich gezeiget.
Der Geist geht ohne Zeit herfür
vom Vater und vom Sohne,
mit beiden gleicher Ehr und Zier,
gleich ewig, gleicher Krone
und ungeteiler Stärke.

4. Sieh hier, mein Herz, das ist mein Gut,
dein Schatz, dem keiner gleichet!
Das ist dein Freund, der alles tut,
Was dir zum Heil gereichet,
Der dich gebaut nach seinem Bild,
für deine Schuld gebüßet,
Der dich mit wahrem Glauben füllt
und all dein Kreuz durchsüßet
mit seinen heilgen Worten.

5. Erhebe dich! Steig zu ihm zu
und lern ihn recht erkennen!
Denn solch Erkenntnis bringt dir Ruh
und macht die Seele brennen
in reiner Liebe, die uns nährt
zum ewigen Freundenleben,
Da, was allhier kein Ohr gehört.
Gott wird zu schauen geben
den Augen seiner Kinder.

6. Weh aber dem verstockten Heer,
das sich hier selbst verblendet,
Gott von sich stößt und seine Ehr
auf Kreaturen wendet!
Dem wird gewiß des Himmels Tür
einmal verschlossen bleiben;
Denn wer Gott von sich treibt allhier,
den wird er dort auch treiben
von seinem heilgen Throne.

7. Ei nun so gib, du großer Held,
Gott Himmels und der Erden,
daß alle Menschen in der Welt
zu dir bekehret werden.
Erleuchte, was verblendet geht,
bring wieder, was verirret,
Reiß aus, was uns im Wege steht
und freventlich verwirret
die Schwachen in dem Glauben.

8. Auf daß wir also allzugleich
zur Himmelspforte dringen
und dermaleinst in deinem Reich
ohn alles Ende singen,
Daß du alleine König seist
hoch über alle Götter,
Gott Vater, Sohn und heilger Geist,
der Frommen Schutz und Retter,
ein Wesen drei Personen.

Gerhardt, Paul – Was soll ich doch, o Ephraim

1. Was soll ich doch, o Ephraim,
Was soll ich aus dir machen?
Der du so oftmals meinen Grimm
Hast pfleget zu verlachen?
Soll ich dich schützen, Israel?
Soll ich dir deine frohe Seel
Hinfürder noch bewahren?
Aus welcher doch von Jugend auf
Ein solcher großer Sündenhauf
Ohn alle Scheu gefahren.

2. Sollt ich nicht billig deiner Tat
Und Leben gleich mich stellen?
Und dich wie Adama fällen?
Sollt ich nicht billig meine Glut
Auf dein verfluchtes Gut und Blut
Wie auf Zeboim schütten?
Dieweil du ja mein Wort und und Bahn
Hast ärger noch, als sie getan,
Bis hieher überschritten.

3. Ja, billig sollt dich dahin
In alles Herzleid senken,
Allein es will mir nicht zu Sinn,
Ich hab ein anderes Denken;
Mein Herze will durchaus nicht dran,
Daß es dir tu, wie du getan,
Es brennt für Gnad und Liebe;
Mich jammert dein von Herzen sehr
Und kann nicht sehen, daß das Heer
Der Höllen dich betrübe.

4. Ich kann und mag nicht, wie du wohl
Verdienet, dich verderben;
Ich bin und bleib Erbarmens voll
Und halte nichts vom Sterben:
Denn ich bin Gott, der treue Gott,
Mitnichten einer aus der Rott
Der bösen Adamskinder,
Die ohne Treu und Glauben seind
Und werden ihren Feinden Feind
und täglich größre Sünder.

5.So bin ich nicht, das glaube mir,
Und nimme recht zu Gemüte,
Ich bin der Heilge unter dir,
Der ich aus lauter Güte
Für meine Feinde in den Tod
Und in des bittern Kreuzes Not
Mich als ein Lamm begeben;
Ich, ich will tragen deine Last,
Die du dir, Mensch gehäufet hast,
Auf daß du mögest leben.

6. O heilger Herr, o ewges Heil,
Versöhner meiner Sünden,
Ach, heilge mich und laß mich teil
In, bei und an dir finden!
Erwecke mich zur wahren Reu
Und gib, daß ich dein edle Treu
Im festen Glauben fasse;
Auch töte mich durch deinen Tod,
Damit ich allen Sündenkot
Hinfort von Herzen hasse.

Gerhardt, Paul – Was trauerst du, mein Angesicht

1. Was trauerst du, mein Angesicht,
Wann den Tod hörst nennen?
Sei ohne Furcht: Er schadt dir nicht,
Lern ihn nur recht erkennen.
Kennst du den Tod,
So hats nicht Not,
All Angst wird sich zertrennen.

2. Vor erste, Zeuch die Larve ab
Der alten roten Schlangen:
Sieh an, daß sie kein Gift mehr hab,
Es ist ihr angefangen
Durch Jesum christ,
Der vor uns ist
Ins Grab und Tod gegangen.

3. Ja Herr, du tratst ihm an das Herz,
Brachst seines Stachels Spitzen:
Nunmehr ist er lauter Scherz
Und kann uns gar nicht ritzen
Dein edles Blut
Dämpft seine Glut,
Dein Flammen zwingt sein Hitzen.

4. Die Sünde war des Todes Kraft,
Die uns zum sterben triebe,
Nun ist die Sünd all abgeschafft
Durch Christi Treu und Liebe;
Ihr Ernst und Macht
Ist matt gemacht;
Trotz daß sie uns betrübe.

5. Die Sünd ist tot, Gott ist versöhnt,
Durch seines Sohnes Dulden,
Der Grimm ist hin, den wir verdient
Mit unsers Lebens Schulden;
Der vor war Feind,
Ist nunmehr Freund
Voll süßer Gnad und Hulden.

6. Bist du denn Freund, so kannst du mich,
Mein Gott, ja nicht umbringen:
Dein Vaterherze laßet sich
Zum Mord und Tod nicht dringen.
Wer sich befindt
Dein Erb und Kind,
Ist frei von bösen Dingen.

7. Das aber Vater tust du wohl,
Wann uns die Trübsal kränket,
Wann wir des Lebens satt und voll
Des Jammers, der uns tränket,
Daß dann dein Hand
Ans Vaterland
Uns aus den Fluten lenket.

8. Wann sich das starke Wetter regt,
Davon die Höhen halten,
Wann deines Zornes Donner schlägt,
Daß Berg und Tal erschallen:
So trittst du zu
Und bringst zur Ruh
Uns, die dir wohlgefallen.

9. Wann unsre Feinde um uns her
Uns bringen in die Mitten,
Wann Ottern, Löwen, Wölf und Bär
Ihr Gift auf uns ausschütten:
Nimmst du dein Schaf,
Bringst in den Schlaf
Bei dir in deiner Hütten.

10. Wann diese Welt gibt bösen Lohn,
Dem, der dich treulich ehret,
So sprichst du: Komm zu mir, mein Sohn,
Hier hab ich, was dich nähret:
Lust, Ehr und Freud,
Die keine Zeit
In Ewigkeit verzehret.

11. Alsbald schließt der Engelschar
Mit Freud in ihrem Bogen
Und nehmen unsrer Seelen wahr,
Die, wann sie ausgeflogen,
In ihre Hut
Mit stillem Mut
Zu Gott kommt angezogen.

12. Der Herr empfänget seine Braut
Und spricht: Sei mir willkommen!
Du bists, die ich mir anvertraut,
Komm, wohne bei den Frommen,
Die ich vor dir
Anher zu mir
Aus jener Welt genommen.

13. Du hast behalten Glaub und Treu
Im Herzen, da ich wahre:
So geb und leg ich dir nun bei
Die schöne Freudenkrone.
Ich bin dein Heil,
Dein Erb und Teil,
Tritt her meinem Throne.

14. Hier trockn ich deiner Augenflut,
Hier still ich deine Tränen,
Hier setzt sich in dem höchsten Gut
Dein Seufzen, Klag und Sehnen;
Dein Jammermeer
Wird niemand mehr,
Als nur in Freud, erwählen.

15. Hier kleid ich meiner Christenzahl
Mit reiner weißer Seide;
Hier springen sie im Himmelsaal,
Und ist nicht, der sie neide;
Hier ist kein Tod,
Kein Kreuz und Not,
Das gute Freunde scheide.

16. Ach, Gott mein Herr, was will ich doch
Mich vor dem Tode scheuen?
Er ists ja, der mich von dem Joch
Des Elends will befreien:
Er nimmt mich aus
Dem Marterhaus,
Das kann mich nicht gereuen.

17. Der Tod, der ist mein Rotes Meer,
Dadurch auf trocknem Sande
Dein Israel, das fromme Heer,
Geht zum Gelobten Lande,
Da Milch und Wein
Stets fleußt herein
Wie Ström in ihrem Rande.

18. Er ist das güldne Himmelstor
Und des Eliä Wagen,
Darauf mich Gott zum Engelchor
Gar bald wird lassen tragen,
Wann er, der Letzt
Und Erste, setzt
Ein End an meinen Tagen.

19. O süße Lust, o edle Ruh,
O frommer Seelen Freude,
Komm, schleuß mir meine Augen zu,
Daß ich mit Fried abscheide
Hin, da mein Hirt
Mich leiten wird
Zur immergrünen Weide.

20. Daselbst wird er mit vollem Maß,
Was hier gefehlt, einbringen:
Dafür wird ihm ohn Unterlaß
Sein Alleluja klingen,
Das will auch ich
Ihm williglich
Eine nach dem andern singen.

Gerhardt, Paul – Wohl dem, der den Herren scheuet

1. Wohl dem, der den Herren scheuet
Und sich fürcht´t vor seinem Gott,
Selig, der sich herzlich freuet,
Zu erfüllen sein Gebot!
Wer den Höchsten liebt und ehrt,
Wird erfahren, wie sich mehrt
Alles, was in seinem Leben
Ihm vom Himmel ist gegeben.

2. Seine Kinder werden stehen
Wie die Rosen in der Blüt,
Sein Geschlecht wird einhergehen
Voller Gnad und Gottes Güt;
Und was diesen Lieb erhält,
Wird der Herrscher aller Welt
Reichlich und mit vollen Händen
Ihnen in die Häuser senden.

3. Das gerechte Tun der Frommen
Steht gewiß und wanket nicht:
Sollt auch gleich ein Wetter kommen,
Bleibt doch Gott der Herr ihr Licht.
Tröstet, stärket, schützt und macht,
Daß nach ausgestandner Nacht
Und nach hochbetrübtem Weinen
Freud und Sonne wieder scheinen.

4. Gottes Gnad, Huld und Erbarmen
Bleibt den Frommen immer fest.
Wohl dem, der die Not der Armen
Sich zu Herzen gehen läßt
Und mit Liebe Gutes tut:
Den wird Gott, das höchste Gut,
Gnädiglich in seinen Armen
als ein liebster Vater wärmen.

5. Wenn die schwarzen Wolken blitzen
Vor dem Donner in der Luft,
Wird er ohne Sorgen sitzen
Wie ein Vöglein in der Kluft.
Er wird bleiben ewiglich,
Auch wird sein Gedächtnis sich
Hier und da auf allen Seiten
Wie die edlen Zweig ausbreiten.

6. Wenn das Unglück an will kommen,
Das die rohen Sünder plagt,
Bleibt der Mut ihm unbenommen
Und das Herze unverzagt:
Unverzagt, ohn Angst und Pein
Bleibt das Herze, das sich fein
Seinem Gott und Herrn ergibet
Und die, so verlassen, liebet.

7. Wer Betrübte gern erfreuet,
Wird vom Höchsten hoch ergetzt,
Was die milde Hand ausstreuet,
Wird vom Himmel wohl ersetzt;
Wer viel gibt, erlanget viel.
Was sein Herze wüscht und will,
Das wird Gott mit gutem Willen
Schon zu rechter Zeit erfüllen.

8. Aber seines Feindes Freude
Wird er untergehen sehn;
Er, der Feind, für großem Neide
Wird zerbeißen seine Zähn,
Er wird knirschen und mit Grimm
Solches Glück mißgönnen ihm
Und doch damit gar nicht wehren,
Sondern sich nur selbst verzehren.

Gerhardt, Paul – Wie der Hirsch im großem Dürsten

1. Wie der Hirsch im großem Dürsten
Schreiet und frisch Wasser sucht,
Also sucht dich Lebensfürsten
Meine Seel in ihrer Flucht;
Meine Seele brennt in mir,
Lechzet, dürstet, trägt Begier
Nach dir, o du süßes Leben,
Der mir Lieb und Seel gegeben.

2. Ach, wann werd ich dahin kommen,
Daß ich Gottes Angesicht,
Das gewünschte Licht der Frommen,
Schau mit meiner Augen Licht!
Meine Tränen sind mein Brot
Tag und Nacht in meiner Not,
Wann mich schmähen meine Spötter:
Wo ist nun dein Gott und Retter?

3. Wenn ich dann des inne werde,
Schütt ich mein Herz bei dir aus,
Wollte gerne mit der Herde
Deiner Kinder in dein Haus;
Ja, in dein Haus wollt ich gern
Gehen und dir, meinem Herrn,
In der Schar, die Opfer bringen,
Mit erhabner Stimme singen.

4. Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet
Und wohl siehet, was dich quäl.
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröh danken, daß er mir,
Wenn mein Herz ich zu ihm richte,
Hilft mit seinem Angesichte.

5. Mein Gott, ich bin voller Schande,
Meine Seele voller Leid,
Darum denk ich dein im Lande
Bei dem Jordan an der Seit,
Da Hermonim hoch herfür
Und hingegen meine Zier,
Zion, ein klein wenig steiget
Und dir Kron und Zepter neiget.

6. Deines Zornes Fluten sausen
Mit Gewalt auf mich daher;
Dein Gericht und Eifer brausen
Wie das tiefe weite Meer;
Deine Wellen heben sich
Hoch empor und haben mich
Mit ergrimmten Wasserwogen
Fast zu Grund hinabgezogen.

7. Gott der Herr hat mir versprochen,
Wenn es Tag ist, seine Güt,
Und wann sich die Sonn verkrochen,
Heb ich zu ihm mein Gemüt,
Spreche: `Du mein Fels und Stein,
Gegen welchen alles klein,
Dem ich in dem Schoß gesessen,
Warum hast du mein vergessen!

8. Warum muß ich gehn und weinen
Über meiner Feinde Wort?
Es ist mir in meinen Beinen
Durch und durch als wie ein Mord,
Wenn sie sagen: `Wo ist nun
Dein Gott und sein großes Tun?
Davon, wenn du sicher lagest,
Du so viel zu rühmen pflagest.

9. Was bist du so hoch betrübet
Und voll Unruh, meine Seel?
Harr auf Gott, der herzlich liebet
Und wohl siehet, was dich quäl!
Ei, ich werd ihm dennoch hier
Fröhlich danken für und für,
Daß er meinem Angesichte
Sich selbst gibt zum Heil und Lichte.

Gerhardt, Paul – Weint, und weint gleichwohl nicht zu sehr

1. Weint, und weint gleichwohl nicht zu sehr,
Denn was euch abgestorben,
Ist wohl daran und hat nunmehr
Das beste Teil erworben!
Es ist hindurch ins Vaterland,
Nachdem der harte schwere Stand,
Der hier war, überstanden.

2. Hier sind wir auf der wilden See
Im Sturm und tiefen Fluten,
Da gehts uns, daß vor Ach und Weh
Das Herze möchte bluten.
Sobald der Mensch ins Leben tritt,
Sobald kommt auch die Trübsal mit
Und folgt ihm auf dem Fuße.

3.Da ist kein Kind so zart und klein,
Es muß sein Leiden tragen:
Ein jedes hat sein Angst und Pein,
Kanns oft nicht von sich sagen;
Und wenns auch gleich noch etwas spricht,
So bleibt doch drum das Elend nicht
Von seines Leibes Gliedern.

4. Kommts auf die Bein und wächst herzu,
Lernt schwarz und weiß verstehen,
So merks, was man auf Erden tu,
Wie Menschen werke gehen,
Sieht lauter Böses, gar nichts Guts,
Darüber wirds betrübtes Muts
Und fängt sich an zu grämen.

5. Hilft endlich Gott zur vollen Kraft
Und reifen Mannesjahren,
Tritts in den Stand, da man was schafft,
Da kanns denn recht erfahren,
Wie alles so voll Mühe sei:
Und hat doch selten mehr dabei
Als wenig gute Stunden

6. Das alles sieht der Vater an,
Die Mutter nimmts zu Herzen,
Und niemand ist, der helfen kann;
Da kommen denn die Schmerzen,
Die häufen sich ohn Unterlaß
Und halten stets die Augen naß
Bei Eltern und bei Kindern.

7. Drum laßts Gott machen, wie er will!
Er weiß die besten Weisen.
Wer balde kommt zu seinem Zeil,
Der darf nicht ferne reisen;
Und wer bei Zeit wird ausgespannt,
Der darf des Jammers schweren Stand
Nicht allzu lange ziehen.

8. Was unser Welt ist zugedacht,
Darf euer Kind nicht schmecken;
Es schläft und ruht, bis Gottes Macht
Es wieder wird erwecken.
Und wann ihr kommt ins Himmels Saal,
So wird euch Kinder Zahl
Mit großer Lust empfangen.

9. So schlaf nun wohl, du herzes Kind,
Doch tröste Gott die Deinen,
Wann jetzt ihr Herz und Auge rinnt,
Und kehr ihr bittres Weinen
Zu seiner Zeit, die er bestellt,
Auf Weis und Art, die ihm gefällt,
In Freund und süßes singen.

Gerhardt, Paul – Wer selig stirbt, stirbt nicht

1. Wer selig stirbt, stirbt nicht!
Ein guter Tod gedeiht zum Leben
Und macht die Seel in Freuden schweben
Vor Gottes Angesicht.
Laß alles fallen und vergehen,
Wer Christo stirbt, bleibt ewig stehen.

2. Da sehts oft vielen an:
Herrn Preuneln aber ists gelungen,
Der hat mit Christo durchgedrungen,
Ist nun sehr herrlich dran.
In Christo, sprach er, sei mein Ende,
Dem geb ich mich in seine Hände.

3. Herr Jesu, du bist mein!
Du hast dich selber mir geschenket.
Auch bin ich dir ganz eingesenket,
Und leb und sterbe dein.
Und soll kein Kreuz, kein Schmerz, kein Leiden
Ja uns soll auch der Tod nicht scheiden.

4. Und damit ging er hin!
Heißt das nun nicht recht selig sterben?
Wer kann doch immermehr verderben
Bei so gestaltem Sinn?
Wer hier in Christo wohl gewesen,
Wird dort bei Christo wohl genesen.

5. Drum weinet nicht zu viel,
Ihr, die Herr Preunel hat geliebet:
Denn der, an dem ihr euch betrübet,
Hat sein erwünsches Ziel.
Laßt vielmehr diesen Seufzer hören:
Gott woll auch uns so sterben lehren!

Gerhardt, Paul – Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt

1. Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt,
Der ist sehr wohl bedecket,
Wenn alles donnert, kracht und blitzt,
Bleibt sein Herz ungeschrecket;
Er spricht zum Herrn: Du bist mein Licht,
Mein Hoffnung, meine Zuversicht,
Mein Turm und starke Feste,
Du rettest mich vons Jagers Strick
Und treibst des Todes Netz zurück
Und schützest mich aufs beste.

2. Frisch auf, mein Herz! Gott stärket dich
Mit Kraft auf allen Seiten;
Schau her, wie seine Flügel sich
Ganz über dich ausbreiten!
Sein Schirm umfängt und deckt dich gar,
Sein Schild fängt auf, was hie und dar
Von Pfeilen fleugt und tobet:
Der Schild ist Gottes wahres Wort,
Der Schirm ist, was der stocke Hort
Versprochen und gelobet.

3. Wenn dich die schwarze Nacht umgibt,
Kannst du fein sicher schlafen,
Des Tages bleibst du unbetrübt
Von deines Feindes Waffen.
Die Peste, die im Finstern schleicht,
Und des Mittages umherkreucht,
Wird von dir obgeführet;
Und wenn gleich tausend fallen hier,
Und zehentausend hart bei dir,
Bleibst du doch unberühret.

4. Hingegen wirst du Lust und Freud
An deinen Feinden sehen,
Wenn Ihnen alles Herzeleid
Vom Höchsten wird geschehen;
Wer Gott verläßt, wird wiederum
Verlassen und mit großem Grimm
Zu seiner Zeit geschlagen;
Du aber, der du bleibst bei Gott,
Findst Gnad und darfst in keiner Not
Ohn Hilf und Trost vertagen.

5. Kein Übels wird zu deiner Hütt
Eingehn und dir begegnen,
Gott wird all deine Tritt und Schritt
Auf deinen Wegen segnen:
Denn er hat seiner Engelschar
Befohlen, daß sie vor Gefahr
Dich ganz genau bewahren,
Daß dein Fuß möge sicher sein
Und nicht vielleicht an einen Stein
Zu deinem Schaden fahren.

6. Du wirst auf wilden Leuen stehn
Und treten auf die Drachen;
Du wirst ihr Gift und scharfe Zähn
In deinem Sinn verlachen.
Das machts, daß Gott will bei dir sein,
Der spricht: Mein Knecht begehret mein,
So will ich ihm beispringen:
Er kennet meines Names Zier,
Drum will ich ihm auch nach Begier
Mein Hilf und Rettung bringen.

7. Er ruft mich an, so will ich ihn
Ganz gnädig erhören;
Wenn sein Feind auf ihn aus will ziehn,
So will ich stehn und wehren.
Ich will reißen aus dem Tod
Und noch erlittner Angst und Not
Mit großer Ehr ergetzen;
Ich will ihn machen Lebens satt
Und, wenn er gnug gelebet hat,
Ins ewge Heil versetzen.

Gerhardt, Paul – Wie ist so groß und schwer die Last

1. Wie ist so groß und schwer die Last,
Die du uns aufgeleget hast,
O aller Götter Gott!
Gott, der du streng und eifrig bist
Dem, der nicht fromm und heilig ist.

2. Die Last, die ist die Kriegsflut,
So jetzt die Welt mit totem Blut
Und heißen Tränen füllt;
Es ist das Feur, das hitzt und brennt,
So weit fast Sonn und Mond sich wendt.

3. Groß ist die Last, doch ist dabei
Dein starker Schutz und Vatertreu
Uns gar nicht unbekannt:
Du strafst, und mitten in dem Leid
Erzeigst du Lieb und Freundlichkeit.

4. Wir unsers Teils sind dir verpflicht´t
Dafür, daß du dein Heil und Licht
Uns niemals ganz versagt;
Viel andre hast du abgelohnt,
Uns hast du ja noch oft verschont.

5. Wie manchmal hat sich hier und dar
Ein großes Wetter der Gefahr
Um uns gezogen auf;
Dein Hand, die Erd und Himmel trägt,
Hat Sturm und Wetter beigelegt.

6. Wie oftmals hat bei Tag und Nacht
Der Feinde List und große Macht
Uns, deine Herd umringt;
Du aber, o du treuer Hirt
Hast unserm Wolf zurückgeführt.

7. Viel unsrer Brüder sind geplagt,
Von Haus und Hof dazu verjagt:
Wir aber haben noch
Beim Weinstock und beim Feigenbaum
Ein jeder seinen Sitz und Raum.

8. Sieh an, mein Herr, wie Stadt und Land
An vielen Orten ist gewandt
Zum tiefen Untergang;
Der Menschen Hütten sind zerstört,
Die Gotteshäuser umgekehrt.

9. Bei uns ist ja noch Polizei,
Auch leisten wir noch ohne Scheu
Dem Herren seinen Dienst;
Man lehrt und hört ja fort und fort
Alltäglich bei uns Gottes Wort.

10. Wer dieses nun nicht will verstehn,
Läßts in die Luft und Winde gehn
Und bei so hellem Licht
Nicht Gottes Gnad und Güt erkennt,
Der ist fürwahr durchaus verblendt.

11. O frommer Gott, nimm von uns hin
Solch Unvernunft, richt unsern Sinn,
Daß wir zur Dankbarkeit
Mit Lobgesang und süßem Ton
Uns finden stets vor deinem Thron.

12. Nicht unserm Werk, nicht unserm Tun,
Allein dir, dir, o Gnadenbrunn,
Gebührt all Ehr und Ruhm.
Wir haben Zorn und Tod verschuldt,
Du zahlest uns mit Lieb und Hulld.

13. Laß diese Lieb, als eine Glut,
In uns entzünden Herz und Mut,
Gib engeliche Brunst,
Daß alle unsre Äderlein
Zu singen dir bereitet sein.

14. Laß auch einmal nach so viel Leid
Uns wieder scheinen unsre Freud,
Des Friedens Angesicht,
Das mancher Mensch noch nie einmal
Geschaut in diesem Jammertal.

15. Sind wir nichts wert, so sieh doch an
Die, so kein Unrecht je getan,
Die kleinen Kinderlein;
Solln sie denn in der Wiegen noch
Mittragen solches schweres Joch?

16. Erbarm dich, o barmherzigs Herz,
So vieler Seufzer, die Schmerz
Uns aus dem Herzen zwingt.
Du bist ja Gott uns nicht ein Stein,
Wie kannst du denn so harte sein?

17. Wir sind an bösen Wunden krank,
Voll Eiter, Striemen, Kot und Stank,
Du Herr bist unser Arzt!
Geuß ein, geuß ein dein Gnadenöl,
So wird geheilet Leib und Seel.

18. Nun, du wirsts tun, das glauben wir,
Obgleich noch wenig scheinen für
Die Mittel in der Welt.
Wenn alle Menschen stille stehn,
Dann pflegt dein Helfen anzugehn.