Gerhardt, Paul – Was soll ich doch, o Ephraim

1. Was soll ich doch, o Ephraim,
Was soll ich aus dir machen?
Der du so oftmals meinen Grimm
Hast pfleget zu verlachen?
Soll ich dich schützen, Israel?
Soll ich dir deine frohe Seel
Hinfürder noch bewahren?
Aus welcher doch von Jugend auf
Ein solcher großer Sündenhauf
Ohn alle Scheu gefahren.

2. Sollt ich nicht billig deiner Tat
Und Leben gleich mich stellen?
Und dich wie Adama fällen?
Sollt ich nicht billig meine Glut
Auf dein verfluchtes Gut und Blut
Wie auf Zeboim schütten?
Dieweil du ja mein Wort und und Bahn
Hast ärger noch, als sie getan,
Bis hieher überschritten.

3. Ja, billig sollt dich dahin
In alles Herzleid senken,
Allein es will mir nicht zu Sinn,
Ich hab ein anderes Denken;
Mein Herze will durchaus nicht dran,
Daß es dir tu, wie du getan,
Es brennt für Gnad und Liebe;
Mich jammert dein von Herzen sehr
Und kann nicht sehen, daß das Heer
Der Höllen dich betrübe.

4. Ich kann und mag nicht, wie du wohl
Verdienet, dich verderben;
Ich bin und bleib Erbarmens voll
Und halte nichts vom Sterben:
Denn ich bin Gott, der treue Gott,
Mitnichten einer aus der Rott
Der bösen Adamskinder,
Die ohne Treu und Glauben seind
Und werden ihren Feinden Feind
und täglich größre Sünder.

5.So bin ich nicht, das glaube mir,
Und nimme recht zu Gemüte,
Ich bin der Heilge unter dir,
Der ich aus lauter Güte
Für meine Feinde in den Tod
Und in des bittern Kreuzes Not
Mich als ein Lamm begeben;
Ich, ich will tragen deine Last,
Die du dir, Mensch gehäufet hast,
Auf daß du mögest leben.

6. O heilger Herr, o ewges Heil,
Versöhner meiner Sünden,
Ach, heilge mich und laß mich teil
In, bei und an dir finden!
Erwecke mich zur wahren Reu
Und gib, daß ich dein edle Treu
Im festen Glauben fasse;
Auch töte mich durch deinen Tod,
Damit ich allen Sündenkot
Hinfort von Herzen hasse.

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