Krummacher, Friedrich Wilhelm – Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben

1. Du bist der Weg,
die Wahrheit und das Leben,
darauf hast du uns Herr,
dein Wort gegeben.
O leite uns,
die wir in Schwachheit wallen,
daß wir nicht fallen.

2. Du bist der Weg!
Wenn deine Hand uns leitet,
so stehn wir fest,
wenn unser Fuß auch gleitet.
Erhalt uns stets,
o Hirt voll Huld und Gnade,
auf rechtem Pfade!

3. Du bist die Wahrheit!
Gehn wir gleich im Dunkeln,
doch muß dein himmlisch Licht
uns freundlich funkeln;
du bleibst der Morgenstern
in unserm Herzen
in Nacht und Schmerzen.

4. Du bist das Leben!
Ewig himmlisch Leben
wirst du, o Lebensfürst,
den Deinen geben.
O hilf,
daß wir zum Himmel gelangen,
darnach verlangen!

Krummacher, Friedrich Wilhelm – Du Stern in allen Nächten

Du Stern in allen Nächten,
du Held in jedem Streit,
du Mann zu Gottes Rechten
im purpurfarbnen Kleid,
verlaß die ewge Hütte
und deiner Engel Reihn
und trag in unsre Mitte
heut deinen Stuhl hinein!

Du hast vom Marterhügel
uns huldreich angeblickt
und hast dein fürstlich Siegel
uns an die Stirn gedrückt.
Drum wagen wirs und laden
dich ungescheut herbei;
die Allmacht deiner Gnaden
macht uns den Mut so frei.

Es ist ein froh Getöne
ringsum im Land erwacht,
drob uns, wie man auch höhne,
das Herz im Leibe lacht.
Weinleselieder schwingen
sich durch die öde Welt,
und Sens‘ und Sichel klingen
in deinem Erntefeld.

Krummacher, Friedrich Wilhelm – Mein Siegeskranz ist längst geflochten

Mein Siegeskranz ist längst geflochten
und nichts mehr für mich abzutun.
Seitdem der Held für mich gefochten,
darf ich in Friedenszelten ruhn.
Mich schreckt kein Zorn, kein Fluch der Sünden,
kein Tod mehr, keine finstre Nacht.
Er hat in seinem Überwinden
durch alles mich hindurchgebracht.

Ich kenne mich nicht mehr im Bilde
der alten seufzenden Natur.
Ich jauchze unter Gottes Schilde,
ich kenne mich in Christo nur.
In Christi Schmuck, Triumph und Schöne
heb ich getrost mein Herz empor
und mische meine Harfentöne
schon in den ewgen Siegerchor.

Krummacher, Friedrich Wilhelm – Der Sonntag ist da

Der Sonntag ist da!

Er kommt uns gesendet vom Himmel,
drum schweigt das Getümmel
der irdischen Müh‘.
Er steht an den Wegen
und preiset den Segen,
den Gott uns verlieh!

Der Sonntag ist da!

Auf, lasset den Vater uns loben,
er feuchtet von oben
den dürstenden Keim.
Bald rauschen und klingen
die Sicheln, wir bringen
die Garben dann heim!

Der Sonntag ist da!

Was hoffend und liebend wir säen,
wird einstens erstehen
im lieblichen Glanz.
Wir säen im Staube,
dort reicht uns der Glaube
den ewigen Kranz!

Maria von Ungarn – MAg ich unglück nicht widerstan,

(Aus dem Val. Babstischen Gesangbuche von 1545. II. Nro. XVII, wo es aber blos die Ueberschrift „Ein ander geistlich lied“ hat. Nach D. G. Schöber, (erster) Beytrag zur Lieder-Historie, Leipzig 1759, 8. S. 79 ist es schon vor 1532 bekannt gewesen.)

MAg ich unglück nicht widerstan,
und ungnad han
der welt, für Gott mein recht gleuben:
So weis ich doch, es ist mein kunst
Gotts huld und gunst,
die mus man mir erleuben.
Gott ist nicht weit,
ein kleine zeit
er sich verbirgt,
bis er erwürgt
die mich seins worts berauben.

NIcht, wie ich wöll, jetzund mein sach,
weil ich bin schwach
und Gott mich furch lest finden,
So weis ich, das kein gewalt bleibt fest,
ists aller best,
das zeitlich mus verschwinden.
Das ewig gut
macht rechten mut!
da bey ich bleib,
mag gut und leib,
Gott helff mir uberwinden!

ALl ding ein weil, ein sprichwort ist:
HERR Jhesu Christ,
du wirst mir stehn zur seiten,
Und sehen auff das unglück mein,
als wer es dein,
wens wider mich wird streiten.
Mus ich denn dran
auff dieser ban:
Welt, wie du wilt!
Gott ist mein schilt,
der wird mich wol beleiten!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Meyer, Gregorius – Eyn Vatter unser

(„Psalmen, geystliche Lieder und Gesänge rc.“ Am Ende: „Getruckt zu Straßburg, durch Theodosium Richel, im Jar M.D.LXIX.“ in 8°. Blatt LXXIII.)

O Vatter unser, der du bist
in Himmlen, da dein Wohnung ist,
Geheylget werd dein nam allzeit,
zu kom uns dein Reich auch hiemit,
Dein will beschech allzeit und werd,
als gschicht im Himmel, gschech auff Erd.
HERR, gib uns heut das täglich brot,
vergib uns unser schuld, thut noth,

Als wir vergeben auch hiemit
all unsern Schuldnern, HERR, mit bit:
Laß uns nit fallen in keyn böß
versuchnuß, Sonder, HERR, erlöß
Uns von dem bösen alle zmal,
das bitten wir hie uberal.
Dein ist die macht, all herrligkeyt,
von anbegin in Ewigkeyt. Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Moibanus, Ambrosius – Ein Lobgesang vom Vater unser

1525

Ach Vater unser, der du bist
Im Himmelreich
Hoch über uns,
Darumb im Geist
Willt angebetet werden,
Dein heilger Nam werd ausgebreit
Gewaltiglich,
Geehrt in uns
Und überall
Im Himmel und auf Erden.
Das Reich der Gnaden komm uns zu
Und thu in uns bekleiden.
Und was dir nicht behäglich ist
In uns, das wöllst austreiben,
Auf daß wir mügen ewiglich
In deinem Reiche bleiben.

Auch billig, Herr, so bitt wir das,
Dein Will geschehe
Auf Erden hie
In aller Maaß
Wie in dem Himmelreiche,
Dahin denn niemand kommen kann
Und mag bestan,
Dann der allein
Den Willen sein
Mit deinem thut vergleichen.
Und gieb uns unser täglich Brod,
Der Seelen ihre Speise,
Ich mein dein heiligs göttlichs Wort,
Daß wir das hörn mit Fleisse,
Darmit du uns zur Seligkeit
Den rechten Weg willt weisen.

Unser Schuld unde Missethat,
Herr, uns erlaß,
Und ob wir dich
Erzürnet han,
Das wöllst uns nicht zumessen.
Dann wir auch unsern Schuldigern
Thun solcher Maaß;
Wormit sie uns
Erzürnet han,
Das wöll wir ganz vergessen.
In kein Versuchung uns einführ,
Darin wir möchten verderben.
Für solchem Uebel uns bewahr,
Darvon die Seel möcht sterben.
Und mach uns allesammt zugleich
In deinem Reich zu Erben.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Müller, Georg – Meine Zeit stehet in Deinen Händen

Abendläuten nah und ferne
Hör ich klingen trüb und bang –
Fragend blick ich zu den Sternen:
Währt mein Leben denn noch lang?

Und die Antwort will nicht kommen,
Ob gespannt ich lauschen mag;
Nirgend hab ich sie vernommen,
Lebe weiter Tag um Tag.

Doch kann ich bestimmt dies sagen
– es hat festes Unterpfand –
Meine Zeit, mein Tun und Treiben,
Alles ist in Gottes Hand!

Alles ruht in seinen Händen,
Er bestimmt den Weltenlauf –
Auch mein Leben wird noch enden,
Wenn er spricht: Nun höre auf!

Drum will ich mich ihm ergeben,
Willig, restlos, froh und frei,
Großer Gott, mein Leib und Leben
Ganz in deinen Händen sei!

Linck, Wenzeslaus – Ain Lobgesang zu Got (O Guter Gott in ewigkeit)

O Guter Gott in ewigkeit,
unser vatter und Herre!
Zu dir schreit die gantz Christenheit,
dein gnad unns nit versperre,
Laß sy bald fliessen zu unns dar,
das wir der sünden nemen war
und die vor dir bekennen!

Dann wir haben gesündet vil
mitt sünden mancherlaye,
Mitt hoffart, neyd, haß, fluch und spil,
auch mit Ehbrechereye,
Mit nachred, geytz und untrew groß,
die wirt geübt on alle maß
mit list gegen dem armen.

Dein göttlichs wort hand wir veracht,
das selb nit angenommen,
Dein lehr und wolthat nit betracht,
drumb ist über uns kommen
Die ruten deiner scharpffen straf,
damit du schlagen wilt die schaff,
so in dein herd gehören,

Mit kranckheit groß an manchem ort,
dardurch das volck thut sterben,
Mitt theurung schwär, von nye erhört,
dardurch die leut verderben;
Der Türck der engstet unns gar sehr,
überzeucht unns mit grossem här,
die Christen zuverschlahen.

Auch nyemannt zu dir sprechen kan,
du straffst unrecht mit gwalte:
Dein straff wir wol verschuldet han
mitt sünden manigfalte,
Dein straff und urtayl ist gerecht
über uns, die wir hand verschmecht
dein wort und dein gebotte.

Doch so du unser vatter bist,
so wölln wir nit verziehen,
Zu dir schreyen in schneller frist,
in hoffnung zu dir fliehen
Und dich im glauben ruffen an
du wirst unns werlich nit verlan,
unser gebett erhören.

Darumb, O Herr der gütigkeit,
thu dich unser erbarmen!
Hilff deiner armen Christenheit,
gedenck an unns vil armen!
Dann unser gschütz und weer nichts gilt,
wo du, O Herr, nit helffen wilt,
die Türcken zuuerjagen.

Du halffest auch vor langer zeyt
dem volck von Israhele,
Wann sy umbgab der feynd mit streyt,
halffst ja auß todes quele,
Als du gethon hast Josue,
David, Achab und andern me,
da uns die gschrifft von saget.

Wann ye das volck erzürnet dich
mit sünden mancherlaye
Und durch die sünd von dir abwych
durch die Abgöttereye,
So kamen jn die feynd ins land,
verderpten sy mit rand und brand,
mit todtschlahung so schwäre.

Dann kerten sy wider zu dir,
so sy geengstet waren,
Und rüfften dich an mit begir,
dein hilff theist du nit sparen,
Kommst jn zu hilff inn jrer nott,
schlugest vor jn jr feynd zu todt,
dein volck theistu erlösen.

Darumb wir dich auch ruffen an
in unser grossen nötte,
Dann wir kain andern helffer han
dann dich, O Herr unnd Gotte;
Die sünd vergib uns allzumal,
erlöß uns von des todes fal,
die feynde von uns treybe!

O Gott vatter in ewigkeit
unnser gebeth erhöre!
Hilff deiner armen Christenheit
wider das gottloß herre,
Durch Jesum Christum deinen son,
umb seinet willen unns verschon,
als du uns hast verhayssen!

O Jesu Christ, Gott unser Herr,
von unns wellest nit schayden,
Durch dein selbs gütigkait unnd ehr,
durch dein menschheit unnd leyden,
Durch deinen herben bittern todt
erlöß unns, Herr, auß aller nott,
auß der gotlosen hende!

O Herre Got, heiliger gayst,
wir bitten dich allsamen,
Das du erlösest allermayst
dir, Herr, in deinem namen
Streytten wider die feynde dein,
den thu, O Herr, behilflich sein,
in deinem wort erhalten!

O Herre Gott im höchsten thron,
hohe driualtigkaite,
Ain warer Gott unnd Herr so fron,
hilff uns zu aller zeyte!
Behüt unns, Herr, am letsten end,
so wir furen auß dem ellend,
vor allem übel, Amen!

Keller, Claus – O Gott! lob, danck sey dir geseyt

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschouer, Im Jar D. M. XL“)

O Gott! lob, danck sey dir geseyt,
dz wir zusamm sind kommen
In waarer lieb unnd einigkeit
honds Herren Nachtmal gnommen,
Wie unns der Herr fürgeben thut,
mit brot und wyn sin fleisch unnd blut
imm glouben hond empfangen,
Syn lyden wir btrachten darby,
Christ am crütz für uns gstorben sey,
wenn wirs Nachtmal begangen.

Des söllen wir jm danckbar syn,
und jm all eer bewysen,
Syn armen solln wir ziehen yn,
sy bkleiden, trencken, spysen.
Die krancken such von hertzen din,
die gfangnen laß on trost nit syn,
den bilger yn thu setzen,
Darinn wil Gott ein gfallen hon,
also ob wirs jm selbs haben gthon,
wils uns mit fröud ergetzen.

Nit das uns swerck bring ewigs heil,
im glouben müssn wir läben.
Gott ist sin rych umb dwerck nit feil,
uß gnad umb sunst wil geben.
Die werck werdend nun zügen gnennt,
wie man den boum byn früchten kennt,
in bessrung unsers läben,
Von hertzen setzen unsern sinn,
nit mer zesünden fürohin,
die gnad wöll uns Gott geben.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer