Luther, Martin – Komm Heiliger Geist, Herre Gott

Hymnus „Veni sancte spiritus“

1. Komm, heiliger Geist, Herre Gott,
Erfüll mit deiner Gnaden Gut
Deiner Gläubigen Herz, Mut uns Sinn,
Dein brunstig Lieb entzund in ihn.
O Herr, durch deines Lichtes Glast
Zu dem Glauben versammelt hast
Das Volk aus aller Welt Zungen,
Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen.
Alleluja, Alleluja.

2. Du heiliges Licht, edler Hort,
Laß uns leuchten des Lebens Wort
Und lern uns Gott recht erkennen,
Von Herzen Vater nennen.
O Herr, behüt uns vor fremder Lehr,
Daß wir nicht Meister suchen mehr
Denn Jesum mit rechtem Glauben
Und ihm aus ganzer Macht vertrauen.
Alleluja, Alleluja.

3. Du heilige Brunst, süßer Trost,
Nu hilf uns fröhlich und getrost
In deinem Dienst beständig bleiben,
Die Trübsal uns nicht abtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
Und stärk des Fleisches Blödigkeit,
Daß wir hie ritterlich ringen,
Durch Tod und Leben zu dir dringen.
Alleluja, Alleluja.

Luther, Martin – Mitten wir im Leben sind

Der Lobgesang „Mitten wir im Leben sind“

1. Mitten wir im Leben sind
Mit dem Tod umfangen.
Wen suchen wir, der Hilfe tu,
Daß wir Gnad erlangen?
Daß bist du, Herr, alleine.
Uns reuet unser Missetat,
Die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starken Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.

2. Mitten in dem Tod ansicht
Uns der Höllen Rachen.
Wer will uns aus solcher Not
Frei und ledig machen?
Das tust du, Herr, alleine.
Es jammert dein Barmherzigkeit
Unser Klag und großes Leid.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.
Kyrieleison.

3. Mitten in der Höllen Angst
Unser Sünd uns treiben.
Wo solln wir denn fliehen hin,
Da wir mögen bleiben?
Zu dir, Herr, alleine.
Vergossen ist dein teures Blut,
Das gnug für die Sünde tut.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.
Kyrieleison.

Luther, Martin – Mit Fried und Freud

Der Lobgesang Simeonis, des Altvaters: Nunc dimittis

1. Mit Fried und Freud ich fahr dahin
In Gottes Wille,
Getrost ist mir mein Herz und Sinn,
Sanft und stille.
Wie Gott mir verheißen hat,
Der Tod ist mein Schlaf worden.

2. Das macht Christus, wahr Gottes Sohn,
Der treu Heiland,
Den du mich, Herr, hast sehen lon
Und macht bekannt,
Daß er sei das Leben
Und Heil in Not und Sterben.

3. Den du hast allen vorgestellt
Mit groß Gnaden,
Zu seinem Reich die ganze Welt
Heißen laden
Durch dein teur heilsams Wort,
An allen Ort erschollen.

4. Er ist das hell und selig Licht
Für die Heiden,
Zurleuchten, die dich kennen nicht,
Und zu weiden.
Es ist deins Volks Israel
Der Preis, Ehr, Freud und Wonne.

Luther, Martin – Nun bitten wir den Heiligen Geist

Ein Lobgesang von dem heiligen Geiste

1. Nun bitten wir den heiligen Geist
Um den rechten Glauben allermeist,
Daß er uns behüte an unserm Ende,
Wenn wir heimfahren aus diesem Elende.
Kyrioleis.

2. Du wertes Licht, gib uns deinen Schein,
Lehr uns Jesum Christ kennen allein,
Daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland,
Der uns bracht hat zum rechten Vaterland.
Kyrioleis.

3. Du süße Lieb, schenk uns deine Gunst,
Laß uns empfinden der Liebe Brunst,
Daß wir uns von Herzen einander lieben
Und im Friede auf einem Sinn blieben.
Kyrioleis.

4. Du höchster Tröster in aller Not,
Hilf, daß wir nicht fürchten Schand noch Tod,
Daß in uns die Sinnen nicht verzagen,
Wenn der Feind wird das Leben verklagen.
Kyrioleis.

Luther, Martin – Nun freut euch

Ein Danklied für die höchsten Wohltaten, so uns Gott in Christo erzeigt hat

1. Nun freut euch, lieben Christen gmein,
Und laßt uns fröhlich springen,
Daß wir getrost und all in ein
Mit Lust und Liebe singen,
Was Gott an uns gewendet hat
Und seine süße Wundertat
Gar teur hat ers erworben.

2. Dem Teufel ich gefangen lag,
Im Tod war ich verloren,
Mein Sünd mich quälet Nacht und Tag,
Darin ich war geboren;
Ich fiel auch immer tiefer drein,
Es war kein Guts am Leben mein,
Die Sünd hat mich besessen.

3. Mein gute Werk, die golten nicht,
Es war mit ihn verdorben,
Der frei Will hasset Gotts Gericht,
er war zum Gut erstorben.
Die Angst mich zu verzweifeln treib,
Daß nichts denn Sterben bei mir bleib,
Zur Höllen mußt ich sinken.

4. Da jammert Gott in Ewigkeit
Mein Elend übermaßen,
Er dacht an sein Barmherzigkeit,
Er wollt mir helfen lassen.
Er wandt zu mir das Vaterherz,
Es war bei ihm fürwahr kein Scherz,
Er ließ sein Bestes kosten.

5. Er sprach zu seinem lieben Sohn:
Die Zeit ist hie zurbarmen,
Fahr hin, meins Herzens werte Kron,
Und sei das Heil der Armen
Und hilf ihm aus der Sünden Not,
Erwürg für ihn den bittern Tod
Und laß ihn mit dir leben.

6. Der Sohn dem Vater ghorsam ward,
Er kam zu mir auf Erden
Von einer Jungfrau rein und zart,
Er sollt mein Bruder werden.
Gar heimlich führt er sein Gewalt,
Er ging in meiner armen Gstalt,
Den Teufel wollt er fangen.

7. Er sprach zu mir: Halt dich an mich,
Es soll dir jetzt gelingen;
Ich geb mich selber ganz für dich,
Da will ich für dich ringen;
Denn ich bin dein und du bist mein,
Und wo ich bleib, da sollst du sein,
Uns soll der Feind nicht scheiden.

8. Vergießen wird er mir mein Blut,
Dazu mein Leben rauben,
Das leid ich alles dir zu gut,
Das halt mit festem Glauben,
Den Tod verschlingt das Leben mein,
Mein Unschuld trägt die Sünde dein,
Da bist Du selig worden.

9. Gen Himmel zu dem Vater mein
Fahr ich von diesem Leben,
Da will ich sein der Meister dein,
Den Geist will ich dir geben,
Der dich in Trübnis trösten soll
Und lernen mich erkennen wohl
Und in der Wahrheit leiten.

10.Was ich getan hab und gelehrt,
Das sollst du tun und lehren,
Damit das Reich Gottes werd gemehrt
Zu Lob und seinen Ehren.
Und hüt dich vor der Menschen Satz,
Davon verdirbt der edle Schatz,
Das laß ich dir zu Letze.

Luther, Martin – Nun komm, der Heiden Heiland

Der Hymnus „Veni redemptor gentium“

1. Nun komm, der Heiden Heiland,
Der Jungfrauen Kind erkannt,
Daß sich wunder alle Welt,
Gott solch Geburt ihm bestellt.

2. Nicht von Manns Blut noch von Fleisch,
Allein von dem heiligen Geist
Ist Gotts Wort worden ein Mensch
Und blühet ein Frucht Weibsfleisch.

3. Der Jungfrau Leib schwanger ward,
Doch blieb Keuschheit rein bewahrt,
Leucht hervor manch Tugend schon,
Gott da war in seinem Thron.

4. Er ging aus der Kammer sein,
Dem königlichen Saal so rein,
Gott von Art und Mensch ein Held,
Sein Weg er zu laufen eilt.

5. Sein Lauf kam vom Vater her
Und kehrt wieder zum Vater,
Fuhr hinunter zu der Höll
Und wieder zu Gottes Stuhl.

6. Der du bist dem Vater gleich,
Führ hinaus den Sieg im Fleisch,
Daß dein ewig Gottsgewalt
In uns das krank Fleisch erhalt.

7. Dein Krippen glänzt hell und klar,
Die Nacht gibt ein neu Licht dar,
Dunkel muß nicht kommen drein,
Der Glaub bleibt immer im Schein.

8. Lob sei Gott dem Vater ton,
Lob sei Gott seinm einigen Sohn,
Lob sei Gott dem heiligen Geist
Immer und in Ewigkeit.

Luther, Martin – O du armer Judas

Unsre große Sünde
Und schwere Missethat
Jesum, den wahren Gottes Sohn,
Ans Kreuz geschlagen hat.
Drum wir dich, armer Juda,
Dazu der Jüden Schaar,
Nicht feindlich dürfen schelten,
Die Schuld ist unser zwar.
Kyrieleison.

Gelobet seist du, Christe,
Der du am Kreuze hingst,
Und für unsre Sünde
Viel Schmach und Streich empfingst.
Jetzt herschst mit deinem Vater
In dem Himmelreich,
Mach uns Alle selig
Auf diesem Erdreich. Kyrieleison.

Luther, Martin – Sie ist mir lieb

Ein Lied von der Heiligen Christlichen Kirchen, aus dem 12. Kapitel Apokalypsis

1. Sie ist mir lieb, die werte Magd,
Und kann ihr nicht vergessen,
Lob, Ehr und Zucht von ihr man sagt,
Sie hat mein Herz besessen.
Ich bin ihr hold,
Und wenn ich sollt,
Groß Unglück han,
Da liegt nicht an.
Sie will mich des ergetzen
Mit ihrer Lieb und Treu an mir,
Die sie zu mir will setzen
Und tun all mein Begier.

2. Sie trägt von Gold so rein ein Kron,
Da leuchten inn zwölf Sterne,
Ihr Kleid ist wie die Sonne schon,
Das glänzet hell und ferne,
Und auf dem Mon
Ihr Füße stohn,
Sie ist die Braut,
Dem Herrn vertraut,
Ihr ist weh und muß gebären
Ein schönes Kind, den edlen Sohn
Und aller Welt einen Herren,
Dem sie ist unterton.

3. Das tut dem alten Drachen Zorn
Und will das Kind verschlingen,
Sein Toben ist doch ganz verlorn,
Es kann ihm nicht gelingen.
Das Kind ist doch
Gen Himmel hoch
Genommen hin
Und lässet ihn
Auf Erden fast sehr wüten.
Die Mutter muß gar sein allein,
Doch will sie Gott behüten
Und der recht Vater sein.

Luther, Martin – Das Vater Unser kurz und gut ausgelegt und in Gesangbuchweise gebracht.

Das Vater Unser kurz und gut ausgelegt und in Gesangbuchweise gebracht.

1. Vater unser im Himmelreich,
Der du uns alle heißest gleich
Brüder sein und dich rufen an
Und willst das Beten von uns han,
Gibt, daß nicht bet allein der Mund,
Hilf, daß es geh von Herzensgrund.

2. Geheiligt werd der Name dein,
Dein Wort bei uns hilf halten rein,
Daß wir auch leben heiliglich
Nach deinem Namen würdiglich.
Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr,
Das arm verführet Volk belehr.

3. Es kommt dein Reich zu dieser Zeit
Und dort hernach in Ewigkeit.
Der heilig Geist uns wohnet bei
Mit seinen Gaben mancherlei.
Des Satans Zorn und groß Gewalt
Zerbrich, vor ihm dein Kirch erhalt.

4. Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich
Auf Erden und im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit,
Gehorsam sein in Lieb und Leid,
Wehr und steur allem Fleisch und Blut,
Das wider deinen Willen tut.

5. Gib uns heut unser täglich Brot
Und was man darf zur Leibesnot,
Bhüt uns, Herr, vor Unfried und Streit,
Vor Seuchen und vor teurer Zeit,
Daß wir in gutem Frieden stehn,
Der Sorg und Geizes müßig gehn.

6. All unser Schuld vergib uns, Herr,
Daß sie uns nicht betrüben mehr,
Wie wir auch unsern Schuldigern
Ihr Schuld und Fehl vergeben gern.
Zu dienen mach uns all bereit
In rechter Lieb und Einigkeit.

7. Führ uns, Herr, in Versuchung nicht,
Wenn uns der böse Geist anficht,
Zur linken und zur rechten Hand
Hilf uns tun starken Widerstand,
Im Glauben fest und wohlgerüst
Und durch des heilgen Geistes Trost.

8. Von allem Übel uns erlös,
Es sind die Zeit und Tage bös,
Erlös uns vom ewigen Tod
Und tröst uns in der letzten Not.
Bescher uns auch ein seligs End,
Nimm unser Seel in deine Händ.

9. Amen, das ist: Es werde wahr.
Stärk unsern Glauben immerdar,
Auf das wir ja nicht zweifeln dran,
Das wir hiemit gebeten han.
Auf dein Wort in dem Namen dein,
So sprechen wir das Amen fein.

Luther, Martin – Verleih uns Frieden gnädiglich

„De Pacem Domine“, deutsch

Verleih uns Frieden, gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein ander nicht,
der für uns künnte streiten,
Denn du, unser Gott, alleine.

Erweiterung aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc. (Straßburg) 1533

Verleych unns frieden gnedigklich,
Herr Gott, zu unsern zeyten,
Es ist doch hie kain ander nicht
der für uns künde streytten,
on dich, unser Gott, allayne.

Wann der du hailgen mut und rath,
auch rechte werck erschaffen thust,
Gib uns das hertz auß deiner gut
an deinem hailgen wort allain
mit festem glauben hangen thu.

Und das wir alle gsündigt han,
das wölst du unns nitt messen zu,
Sonder nach deiner barmhertzigkait
den zorn von uns wenden,
umb Jesus Christus willen.

Das bitt wir alle sampt zu gleych,
auff das wir zu unser zeyt
Durch deinen schutz unnd milte hand
vor feynden still unnd sicher
in deinem loben leben thun.