Klepper, Jochen – In jeder Nacht, die mich bedroht

1. In jeder Nacht, die mich bedroht,
ist immer noch dein Stern erschienen.
Und fordert es, Herr, dein Gebot,
so naht dein Engel, mir zu dienen.
In welchen Nöten ich mich fand,
du hast dein starkes Wort gesandt.

2. Hat banger Zweifel mich gequält,
hast du die Wahrheit nie entzogen.
Dein großes Herz hat nicht gezählt,
wie oft ich mich und dich betrogen.
Du wußtest ja, was mir gebricht.
Dein Wort bestand: Es werde Licht!

3. Hat schwere Sorge mich bedrängt,
ward deine Treue mir verheißen.
Den Strauchelnden hast du gelenkt
und wirst ihn stets vom Abgrund reißen.
Wann immer ich den Weg nicht sah:
dein Wort wies ihn. Das Ziel war nah.

4. Hat meine Sünde mich verklagt,
hast du den Freispruch schon verkündet.
Wo hat ein Richter je gesagt,
er sei dem Schuldigen verbündet?
Was ich auch über mich gebracht,
dein Wort hat stets mein heil bedacht.

5. In jeder Nacht, die mich umfängt,
darf ich in deine Arme fallen,
und du, der nichts als Liebe denkt,
wachst über mir, wachst über allen.
Du birgst mich in der Finsternis.
Dein Wort bleibt noch im Tod gewiß.

Klepper, Jochen – Zuflucht ist bei dem alten Gott

Zuflucht ist bei dem alten Gott
und unter den ewigen Armen,
die dich erschaffen, erhalten, geführt,
auch wo dein Herz es nicht dankbar gespürt.
Was soll noch Sorge, Zweifel, gar Spott?
Gott will sich deiner erbarmen.
Gott hat dich erkürt.

Gottes Güte ist ohne Ziel.
Voll Treue sind Gottes Gedanken.
Ob sich dein Wesen gewandelt von Grund,
ob dein Geschick sich geändert zur Stund,
und welch ein neues Los dir auch fiel –
Gott kennt kein Weichen und Wanken.
Gott hält seinen Bund.

Gott ist Hilfe, Rat, Trost und Schild.
Er bleibt, der er war. Du sollst hoffen.
Ward dir der härteste Kampf auferlegt,
traf dich auch Leid, wie noch keiner es trägt,
und Jammer, den noch niemand gestillt –
Gott hält die Arme dir offen.
Gott heilt, die er schlägt.

Gottes Arme sind Halt und Rast.
Sie möchten dich liebend umfangen.
Was dich auch ängste, sie bleiben dein Hort.
Was dich auch binde, sie tragen dich fort.
Und hat die Welt dich bitter gehaßt –
Gott läßt dich Frieden erlangen.
Gott gab dir sein Wort.

Wo die Welt nur das Ende sieht,
läßt Gott auch die Müden beginnen.
Wer in den ewigen Armen geruht,
wacht neu gestärkt, voller Kräfte und Mut.
Selbst wo der Kühnste zagend entflieht,
will er die Krone gewinnen,
das ewige Gut.

Klepper, Jochen – Ich liege, Herr, in deiner Hut

1. Ich liege, Herr, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.

2. Du bist’s allein, Herr, der stets wacht,
zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finstrer Nacht
mit jäher Angst erfüllen.

3. Dein starker Arm ist ausgereckt,
daß Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch schreckt,
beschirmt und sicher wohne.

4. So will ich, wenn der Abend sinkt,
des Leides nicht gedenken,
das mancher Erdentag noch bringt,
und mich darein versenken,

5. wie du, wenn alles nichtig war,
worauf die Menschen hoffen,
zur Seite warst und wunderbar
mir Plan und Rat getroffen.

6. Weil du der mächt’ge Helfer bist,
will ich mich ganz bescheiden
und, was bei dir verborgen ist,
dir zu entreißen meiden.

7. Ich achte nicht der künft’gen Angst.
Ich harre deiner Treue,
der du nicht mehr von mir verlangst,
als daß ich stets aufs neue

8. zu kummerlosem, tiefem Schlaf
in deine Huld mich bette,
vor allem, was mich bitter traf,
in deine Liebe rette.

9. Ich weiß, daß auch der Tag, der kommt,
mir deine Nähe kündet
und daß sich alles, was mir frommt,
in deinen Ratschluß findet.

10. Sind nun die dunklen Stunden da,
soll hell vor mir erstehen,
was du, als ich den Weg nicht sah,
zu meinem Heil ersehen.

11. Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.

Klepper, Jochen – Freuet euch im Herren allewege!

1. Freuet euch im Herren allewege!
Abermals vernehmt es: Freuet euch!
Daß er Hand in Hand zum Bund euch lege,
neigt sich Gott zu euch vom Himmelreich.
Eure Liebe, die euch hier verbindet,
ist von seiner Liebeshuld verklärt.
Wo in Gott der Mensch zum Menschen findet,
ist der Segen stets noch eingekehrt.

2. Laßt die Lindigkeit, die ihr erfahren,
kund sein allen Menschen, die ihr zählt.
Kündet fortan von dem Wunderbaren,
das in dieser Stunde euch beseelt.
Euer Gott ist unter euch getreten!
Segnend war er euren Herzen nah!
Ja, in euren Taten und Gebeten
sei bezeugt, was euch von ihm geschah.

3. Sorget nichts! Vielmehr in allen Dingen
dürft ihr alles, was euch je bedrängt,
in Gebet und Flehen vor ihn bringen,
der als Vater hört, als König schenkt.
Sorget nichts! Ihr kennt den Wundertäter!
Er weiß alles, was ihr hofft und bangt!
Der Mensch tritt vor Gott als rechter Beter,
der im Bitten schon voll Freude dankt.

4. Und der Friede Gottes, welcher höher
als Vernunft und Erdenweisheit ist,
sei in eurem Bund euch täglich näher
und bewahre euch in Jesus Christ.
Er bewahre euer Herz und Sinne!
Gottes Friede sei euch zum Geleit!
Er sei mit euch heute zum Beginne;
er vollende euch in Ewigkeit!

5. Freut euch. Doch die Freude aller Frommen
kenne auch der Freude tiefsten Grund.
Gott wird einst in Christus wiederkommen!
Dann erfüllt sich erst der letzte Bund!
Er, der nah war, wird noch einmal nahen.
Seine Herrschaft wird ohn Ende sein.
Die sein Reich schon hier im Glauben sahen,
holt der König dann mit Ehren ein.

Klepper, Jochen – Gott wohnt in einem Lichte

1. Gott wohnt in einem Lichte,
dem keiner nahen kann.
Von seinem Angesichte
trennt uns der Sünde Bann.
Unsterblich und gewaltig
ist unser Gott allein,
will König tausendfältig,
Herr aller Herren sein.

2. Und doch bleibt er nicht ferne,
ist jedem von uns nah.
Ob er gleich Mond und Sterne
und Sonnen werden sah,
mag er dich doch nicht missen
in der Geschöpfe Schar,
will stündlich von dir wissen
und zählt dir Tag und Jahr.

3. Auch deines Hauptes Haare
sind wohl von ihm gezählt.
Er bleibt der Wunderbare,
dem kein Geringstes fehlt.
Den keine Meere fassen
und keiner Berge Grat,
hat selbst sein Reich verlassen,
ist dir als Mensch genaht.

4. Er macht die Völker bangen
vor Welt- und Endgericht
und trägt nach dir Verlangen,
läßt auch den Ärmsten nicht.
Aus seinem Glanz und Lichte
tritt er in deine Nacht:
Und alles wird zunichte,
was dir so bange macht.

5. Nun darfst du in ihm leben
und bist nie mehr allein,
darfst in ihm atmen, weben
und immer bei ihm sein.
Den keiner je gesehen
noch künftig sehen kann,
will dir zur Seite gehen
und führt dich himmelan.

Klepper, Jochen – Komm, heilige Taube

Komm, heilige Taube,
die uns das Ölblatt bringt.
Künde, daß Glaube
jedwede Kluft durchdringt.
Nun ist die Ferne
in deinem Flug besiegt.
Erde und Sterne
sind heut in Eins gefügt.

Leucht‘, heilige Flamme,
wie auf der Jünger Haupt.
Weib uns dem Lamme,
das uns dem Tod geraubt.
Du bist gekommen,
Glanz voller Morgenlicht.
Wir sind entnommen
Dunkel und Strafgericht.

Braus‘, heiliges Rauschen,
Wind voller Ewigkeit.
Laß uns dir lauschen
mitten im Erdenstreit.
In allen Zungen,
die nur der Erdkreis kennt,
sei dir lobsungen.
Sieh, auch das Herze brennt!

Heiliger Geist, weile!
Der du der Tröster heißt,
rette und heile,
weil wir ohn‘ ihn verwaist.
Bleib als sein Zeichen,
daß er uns immer nah
auch in den Reichen,
die noch kein Auge sah.

In seinem Namen
bist du uns hergesandt
als Ja und Amen,
daß Gott uns zugewandt;
daß er den Sündern
längst seine Hand gelieh’n,
milde als Kindern
in seinem Sohn verzieh’n.

Komm, heilige Taube,
die aus dem Himmel schwebt,
uns aus dem Staube
hoch zu den Wolken hebt.
Breite die Schwingen
über uns. Adlergleich
wirst du uns bringen
heim in sein Vaterreich!

Klepper, Jochen – Gott fährt mit Jauchzen auf

1. Gott fährt mit Jauchzen auf,
mit hellem Jubeltone!
Nun, Welt, nimm deinen Lauf!
Wir sind bei Gott dem Sohne,
wo er ein König ist!

2. Lobsinget Gott, lobsingt!
Wir sollen ewig leben!
Was uns auch niederzwingt,
er will uns hoch erheben.
Gefällt ist Satans List!

3. Er hat sich sehr erhöht!
Der an dem Kreuz gehangen,
herrscht voller Majestät
und trägt nach dir Verlangen,
der du gefallen bist!

4. Welch Dunkel uns auch hält,
sein Licht hat uns getroffen!
Hoch über aller Welt
steht nun der Himmel offen.
Gelobt sei Jesus Christ!

Klepper, Jochen – Siehe, das ist Gottes Lamm

Siehe, das ist Gottes Lamm,
das der Erde Sünde trug.
Blutend an dem Kreuzesstamm,
tat es Gottes Zorn genug.
In dem Felsengrabe liegend,
hat er uns zur Ruh gebracht.
Über Tod und Sünde siegend,
drang das Lamm durch unsre Nacht.

Siehe, das ist Gottes Held,
der aus dunklem Grabe stieg.
Herr des Himmels und der Welt,
bringt er uns den ew’gen Sieg.
Uns hat er dem Tod entnommen,
uns, die sterben und vergehn!
Gottes Held wird wiederkommen,
und wir werden auferstehn.

Siehe, das ist Gottes Sohn,
der in Stall und Krippe lag.
Nach der Marter, nach dem Hohn
strahlt sein heller Freudentag.
Alle Zeit, die wir noch leben,
ist von seinem Glanz erfüllt.
Die dem Sohn die Ehre geben,
werden einst sein Ebenbild.

Ihm sei Ehre, Lob und Preis
und Gewalt in Ewigkeit.
Und ihn rühme, wer es weiß,
daß er uns vom Tod befreit.
Wer da atmet, soll bezeugen,
was ihm Gott geoffenbart;
wer da glaubt, soll sich ihm beugen,
der ein Fürst des Lebens ward.

Klepper, Jochen – Wer warst du, Herr, vor dieser Nacht?

Wer warst du, Herr, vor dieser Nacht?
Der Engel Lob ward dir gebracht.
Bei Gott warst du vor aller Zeit.
Du warst der Glanz der Herrlichkeit.
Beschlossen war in dir, was lebt.
Geschaffen ward durch dich, was webt.
Himmel und Erde ward durch dich gemacht.
Gott selbst warst du vor dieser Nacht.

Wer war ich, Herr, vor dieser Nacht?
Des sei in Scham und Schmerz gedacht!
Denn ich war Fleisch und ganz verderbt,
verloren und des Heils enterbt.
Erloschen war mir alles Licht.
Verfallen war ich dem Gericht.
Ich, dem Gott Heil und Gnade zugedacht,
war Finsternis und Tod und Nacht!

Wer wardst du, Herr, in dieser Nacht?
Du, dem der Engel Mund gelacht,
dem nichts an Ruhm und Preis gefehlt,
hast meine Strafe dir erwählt.
Du wardst ein Kind im armen Stall
und sühntest für der Menschheit Fall.
Du, Herr, in deiner Himmel höchster Pracht
wardst ein Gefährte meiner Nacht!

Wer ward ich, Herr, in dieser Nacht?
Herz, halte still und poche sacht!
In Gottes Sohn ward ich Sein Kind.
Gott ward als Vater mir gesinnt.
Noch weiß ich nicht: Was werd‘ ich sein?
Ich spüre nur den hellen Schein!
Den hast du mir in dieser heil’gen Nacht
an deiner Krippe, Herr, entfacht!

Klepper, Jochen – Der Tag ist seiner Höhe nah

1. Der Tag ist seiner Höhe nah.
Nun blick zum Höchsten auf,
der schützend auf dich niedersah
in jedes Tages Lauf.

2. Wie laut dich auch der Tag umgibt,
jetzt halte lauschend still,
weil er, der dich beschenkt und liebt,
die Gabe segnen will.

3. Der Mittag kommt. So tritt zum Mahl;
denk an den Tisch des Herrn.
Er weiß die Beter überall
und kommt zu Gaste gern.

4. Er segnet dich in Dorf und Stadt,
in Keller, Kammer, Feld.
Was dir der Herr gesegnet hat,
bleibt fortan wohl bestellt.

5. Er segnet dir auch Korb und Krug
und Truhe, Trog und Schrein.
Ihm kann es keinen Tag genug
an Segensfülle sein.

6. Er segnet deiner Bäume Frucht,
dein Kind, dein Land, dein Vieh.
Er segnet, was den Segen sucht.
Die Gnade schlummert nie.

7. Er segnet, wenn du kommst und gehst;
er segnet, was du planst.
Er weiß auch, daß du’s nicht verstehst
und oft nicht einmal ahnst.

8. Und dennoch bleibt er ohn‘ Verdruß
zum Segnen stets bereit,
gibt auch des Regens milden Fluß,
wenn Regen an der Zeit.

9. Sein guter Schatz ist aufgetan,
des Himmels ew’ges Reich.
Zu segnen hebt er täglich an
und bleibt sich immer gleich.

10. Wer sich nach seinem Namen nennt,
hat er zuvor erkannt.
Er segnet, welche Schuld auch trennt,
die Werke deiner Hand.

11. Die Hände, die zum Beten ruhn,
die macht er stark zur Tat.
Und was der Beter Hände tun,
geschieht nach seinem Rat.

12. Der Tag ist seiner Höhe nah.
Nun stärke Seel und Leib,
daß, was an Segen er ersah,
dir hier und dort verbleib.