Ringwaldt, Bartholomäus – Allein auf Gott setz dein Vertraun

1.) Allein auf Gott setz dein Vertraun,
Auf Menschenhilf‘ sollst du nicht bau’n,
Gott ist’s allein, der Glauben hält,
Sonst ist kein Glaub‘ mehr in der Welt.

2.) Bewahr dein Ehr‘, hüt‘ dich vor Schand,
Ehr‘ ist fürwahr dein höchstes Pfand,
Wirst du die Schanz einmal versehn,
So ist es um dein‘ Ehr‘ geschehn.

3.) Cläff‘ nicht zu viel, sondern hör mehr,
Das wird dir bringen Lob und Ehr‘.
Mit Schweigen sich verredt niemand,
Sprechen bringt mach’n in Sünd‘ und Schand‘.

4.) Dem Größern weich, acht dich gering,
Dass er dich nicht in Unglück bring‘,
Dem Kleinern auch kein unrecht tu,
So lebst du stets in Fried‘ und Ruh‘.

5.) Erheb‘ dich nicht mit stolzem Mut,
Wenn du bekommen hast groß‘ Gut,
Es ist dir nicht darum gegeben,
Dass du dich dadurch sollst erheben.

6.) Frömmigkeit lass gefallen dir
Viel mehr als Gold, das glaube mir.
Wenn Geld und Gut sich von dir scheidt,
So weicht doch nicht die Frömmigkeit.

7.) Gedenk der Arm’n zu jeder Frist,
Wenn du von Gott gesegnet bist,
Sonst dir das widerfahren kann,
Was Christus sagt vom reichen Mann.

8.) Hat jemand dir was Gut’s getan,
Da sollst du allzeit denken dran,
Es soll dir sein von Herzen Leid,
Wenn’s deinem Nächsten übel geht.

9.) In deiner Jugend sollst du dich
Zur Arbeit halten fleißiglich.
Danach gar schwer die Arbeit ist,
Wenn du zum Alter kommen bist.

10.) Kehr dich auch nicht an Jedermann,
Der dir vor Augen dienen kann:
Nicht alles geht von Herzensgrund,
Was schön und lieblich redt der Mund.

11.) Lass kein‘ Unfall verdrießen dich,
Wenn gleich das Glück geht hinter sich:
Anfang und Ende nicht gleich sein,
Wie solch’s oft gibt der Augenschein.

12.) Mäßig im Zorn sei allezeit,
Um klein‘ Ursach‘ erheb kein streit,
Durch Zorn das Herz so wird verblendt,
Dass man, was Recht ist, nicht erkennt.

13.) Nicht schäm dich, rat ich allermeist,
Dass man dich lehr‘, was du nicht weißt.
Wer etwas kann, den hält man Wert,
Den Ungeschickten niemand begehrt.

14.) O merk, wenn einer führt ein‘ Klag
Vor dir, so sollst du bald der Sach
Nicht glauben, auch nicht richten fort,
Sondern erst hör’n des Andern Wort.

15.) Pracht und Hoffart meid‘ überall,
Dass du nicht kommest gar zu Fall.
Mancher wär ein wohlhab’ner Mann,
Hätt‘ er Hoffart und Pracht gelahn.

16.) Quäl‘ dich in Kreuz und Trübsal nicht,
Setz nur auf Gott dein Zuversicht.
Es mögen dich viel fechten an,
Dem sei Trotz, der’s nicht lassen kann.

17.) Ruf Gott in allen Nöten an,
Er wird gewisslich bei dir stahn:
Er hilft ein’m jeden aus der Not,
Der nur nach seinem Willen tut.

18.) Sieh dich wohl vor, die Zeit ist bos‘,
Die Welt ist falsch und sehr gottlos.
Willst du der Welt viel hangen an,
Ohn‘ Schad und Schand kommst nicht davon.

19.) Tracht stets nach dem, was Recht getan,
Ob’s gleich nicht lobet Jedermann,
Es kann’s doch keiner machen so,
Dass Jedermann’s gefallen tu.

20.) Verlass dich nicht auf irdisch‘ Ding,
All zeitlich Gut achte gering.
Darum der Mensch gar weißlich tut,
Der allein sucht das ew’ge Gut.

21.) Wenn jemand mit dir hadern will,
So rat ich, dass du schweigest still
Und ihm nicht helfest auf die Bahn,
Da er gern wollt‘ ein ursach‘ han‘.

22.) Xerxes verließ sich auf sein Heer,
Darüber ward er g’schlagen sehr.
Wenn du musst Krieg führ’n Gott vertrau,
Sonst allezeit den Frieden bau.

23.) Ye läng’r, je mehr kehr dich zu Gott,
Dass du nicht kriegst des Teufels Spott.
Der Mensch ein solchen Lohn wird han,
Wie er im Leben hat getan.

24.) Zier all‘ dein Tun mit Redlichkeit,
Bedenk zum End‘ den letzten B’scheid,
Denn vor getan und nach gedacht,
Hat manchen in groß‘ Leid gebracht.

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