Victor von Strauß. – Herbst.

Des Jahres schönster Schmuck entweicht,
Die Flur wird kahl, der Wald erbleicht,
Der Vöglein Lieder schweigen.
Ihr Gotteskinder, schweiget nicht,
Und lasst hinauf zum ewgen Licht
Des Herzens Opfer steigen.

Gott ließ der Erde Frucht gedeihn,
Wir greifen zu, wir holen ein,
Wir sammeln seinen Segen.
Herr Jesu, lass uns gleichen Fleiß
An deiner Liebe Ruhm und Preis
Mit Herzensfreude legen.

Der Weinstock gibt die süße Kost,
Aus voller Kelter fließt der Most,
Die Herzen zu erfreuen.
Du rechter Weinstock, höchstes Gut,
Lass deine Reben durch dein Blut
Sich freudiglich erneuen.

Was Gottes Hand für uns gemacht,
Das ist nun alles heimgebracht,
Hat Dach und Raum gefunden.
So sammle dir zur Gnadenzeit,
O Seele, was dein Herr dir beut,
Für deine Kreuzesstunden.

Denn wie die Felder öde stehn,
Die Nebel kalt darüber wehn und
Reif entfärbt die Matten:
So endet alle Lust der Welt,
Des Lebens Glanz und Kraft zerfällt,
Schnell wachsen seine Schatten.

Es braust der Sturm, der Wald er kracht,
Der Wandrer eilt, um noch vor Nacht
Zu flüchten aus den Wettern.
Jesu, sei uns Dach und Turm,
Wenn nun des Lebens rauer Sturm
Uns will zu Boden schmettern.

Es fällt der höchsten Bäume Laub,
Und mischt sich wieder mit dem Staub,
Von dannen es gekommen.
Ach, Mensch, sei noch so froh und wert,
Du musst hinunter in die Erd,
Davon du bist genommen.

Doch wie der Landmann seine Saat
Ausstreuet, eh der Winter naht,
Um künftig Frucht zu sehen:
So, treuer Vater, deckest du
Auch unsern Leib mit Erde zu,
Dass er soll auferstehen.

Indes, wie über Land und Meer
Der Störche Zug, der Schwalben Heer
Der Sonn entgegenstreben:
So lass zu dir die Seele fliehn,
Zu deinem Paradiese ziehn,
An deiner Sonne leben.