Joh. Matth. Meyfart – Das himmlische Jerusalem.
Jerusalem, du hochgebaute Stadt,
Wollt Gott, ich wär in dir!
Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat,
Und ist nicht mehr bei mir;
Weit über Berg und Tale,
Weit über blache Feld
Schwingt es sich über alle
Und eilt aus dieser Welt.
O schöner Tag und noch viel schönste Stund,
Wann wirst du kommen schier?
Da ich mit Lust, mit Freud und freiem Mut
Die Seele geb von mir
In Gottes treue Hände
Zum auserwählten Pfand,
Dass sie mit Heil anlände
In jenem Vaterland?
Im Augenblick wird sie erheben sich
Bis an das Firmament,
Wenn sie verlässt so sanft, so wunderlich
Die Stätt der Element;
Fährt auf Eliä Wagen
Mit engelischer Schar,
Die sie in Händen tragen,
Umgeben ganz und gar.
Ehrenburg, sei nun gegrüßet mir:
Tu auf der Gnaden Pfort!
Wie große Zeit hat mich verlangt nach dir,
Eh ich bin kommen fort
Aus jenem bösen Leben,
Aus jener Nichtigkeit,
und mir Gott hat gegeben
Das Erb der Ewigkeit.
Was für ein Volk, was für ein edle Schar
Kommt dort gezogen schon?
Was in der Welt von Auserwählten war,
Seh ich; die beste Kron,
Die Jesus mir, der Herre,
Entgegen hat gesandt,
Da ich noch war so ferne
In meinem Tränenland.
Propheten groß und Patriarchen hoch,
Auch Christus insgemein:
Die weiland dort trugen des Kreuzes Joch
Und der Tyrannen Pein:
Schau ich in Ehren schweben,
In Freiheit überall,
Mit Klarheit hell umgeben,
Mit sonnenlichtem Strahl.
Wenn dann zuletzt ich angelanget bin
Ins schöne Paradeis:
Von höchster Freud erfüllet wird der Sinn,
Der Mund voll Lob und Preis.
Das Halleluja reine
Spielt man in Heiligkeit,
Das Hosianna feine
Ohn End in Ewigkeit,
Mit Jubelklang, mit Instrumenten schön
Auf Chören ohne Zahl,
Dass von dem Klang und von dem süßen Ton
Erbebt der Freudensaal:
Mit hundert tausend Zungen,
Mit Stimmen noch vielmehr,
Wie von Anfang gesungen
Das himmelische Heer.