Warum zagst du Menschenkind?
Warum dieses tiefe Bangen?
Mitten in dem Tode sind
Wir von Leben noch umfangen:
Ist denn auch ein Ungefähr,
Wo der Herr nicht selber wär?
Tod und Leben sind nicht Zwei;
Sterben ist dein ganzes Leben;
Siehst du gleich in bunter Reih
Anders es vorüber schweben;
Und allein der letzte Tod
Endet auch die letzte Not.
Welch ein Trost ist dir bereit
In des letzten Kampfes Nöten,
Wenn dein Mund Erbarmung schreit!
Gott allein vermag zu töten;
Keine andre Kreatur,
Er, dein Schöpfer, kann es nur.
Gottes Odem, Erdenstaub,
Wunderbar in Eins verschlungen,
Liebe Seele hoff und glaub!
Jetzo heißts nur losgerungen,
Staub zu Staub und Geist zu Geist,
Wenn das enge Band zerreißt!
Muss es denn gestorben sei
Von der Hand der Liebe sterben
Nenn ich in der höchsten Pein
Keinen Fluch und kein Verderben;
Blick ihr fest ins Angesicht,
Bis dein Herz und Auge bricht!
Wüsstest du und fühltest du,
Wie die treuste Liebe liebet,
O! wie gern gingst du zur Ruh,
Wenn sie dich genug geübet;
Schliefest still und zweifellos
Ein in deines Vaters Schoß.
Ja so ists! und, der es sagt,
Er hat selbst, wie du, gerungen;
Hat, wie du, geseufzt, gezagt,
Von des Todes Macht bezwungen,
Und geschmeckt die Bitterkeit
Bis zur Gottverlassenheit.
Er, dem Erd und Himmel dient,
Hat aus Liebe dies erduldet,
Und erbarmend ausgesühnt,
Was du armer Mensch verschuldet:
Und es schirmt der Gnade Schild
Selbst im Tod sein Ebenbild.
Du in ihm, und er in dir,
Welche Macht kann da dich schrecken?
Nun so darfst du für und für
Dich mit seiner Allmacht decken:
Erd und Himmel wird vergehn,
Deinen Heiland wirst du sehn.