Ich hab mein Guts empfangen
In dieser schönen Welt;
Was kann ich mehr verlangen,
Wenn Gott es nicht gefällt?
Drum geb ich Herz und Leben
Ihm auch mit Freuden hin;
Er wird mir alles geben,
Wes ich bedürftig bin.
Ein Kindlein, nackt, mit Weinen
Hab ich das Licht erblickt,
Und doch hat zu den Meinen
Der Herr mich einst geschickt,
Die meiner freudig harrten,
Mir selbst noch unbewusst,
Und mich, den Schwachen, Zarten,
Gelegt an Mutterbrust.
Wie war ich still geborgen
In treuster Liebe Schoß!
Und unter ihren Sorgen,
Da wuchs ich fröhlich groß;
Ich habe reich empfangen
Der Liebe beste Kost,
Gefühlt in Leid und Bangen
Den süßen Muttertrost.
Und weiter, immer weiter
Erschloss sich Herz und Blick;
Die Liebe zum Begleiter,
So folgt ich dem Geschick;
Und was nur durchs Gemüte
Als selge Ahnung geht,
Das gab mir Gottes Güte
Oft, eh ich drum gefleht.
Nun, da ich reich gesammelt
Und Alles wohl bedacht,
Mein Mund ihm dankbar stammelt,
Nimmt er mirs über Nacht.
Dahin ist meine Freude,
Des Lebens hellster Schein,
Die süße Augenweide –
Und ich, ich bin allein.
Hab ich umsonst empfangen?
Ward ich umsonst geliebt?
Nein! davor würd mir bangen;
Wer so viel gab, der gibt
Noch mehr in seinem Nehmen:
Sollt ich vergesslich sein?
Des müsst ich mich ja schämen
In aller meiner Pein.
Ich habe Nichts zu fodern,
Doch Alles er von mir:
Drum soll mein Dank auch lodern
In heller Flamme Zier.
Der Liebe schönste Gabe
Bleibt mir zum Unterpfand,
Und Alles, was ich habe,
Ihr ewig zugewandt.
Sie wird mich nicht verlassen,
Weil ich verwaiset bin;
Nur treuer will ich fassen
Sie ganz in meinen Sinn;
Und wird der Tag erscheinen,
Da ich vollendet bin,
Dann führt sie zu den Meinen
Mich wiederum dahin.
Ich weiß nicht Weg und Stege;
Das kümmert mich nicht sehr:
Wenn ich es überlege,
Macht es mir einst Beschwer?
Er, der mich hier die Meinen
So sicher finden ließ,
Weiß uns auch zu vereinen
In seinem Paradies.