Nicht Einer hat sich sein erbarmt
In acht und dreißig langen Jahren:
So schrecklich lag er da verarmt
Inmitten vieler hundert Scharen.
So oft der Engel niederstieg,
Den Teich des Heiles zu bewegen:
Für ihn allein, den Ärmsten, schwieg
Der immer neue Gottessegen.
Sie alle gingen ihm voran,
Entstiegen heil dem Gnadenbade;
Was hat vor Allen er getan,
Dass ihn solch Los traf, ihn gerade?
Nicht Einer hat die Hand bewegt
Von den Geheilten, den Gesunden,
Ihn in die Gnadenflut gelegt
Mit seinen tiefen Schmerzenswunden!
Und neidlos, stille lag er da,
Zerdrückt im Auge seine Tränen;
Wie weh ihm stets aufs Neu geschah,
Er harrt in Hoffen und in Sehnen.
Da kommt der Herr so mild und groß,
Ein Blick, Ein Wort macht ihn genesen:
Er geht dahin, von Sünde los,
Viel stärker als er je gewesen!
Du armes Herz, das ungesehn
Verblutet still an seiner Wunde,
Von dessen stummem Hilfeflehn
Kein sterblich Aug und Ohr nimmt Kunde:
Harr aus in Glauben und Geduld!
Auch deine Stunde wird noch schlagen;
Dann wird der Herr mit Vaterhuld
Zum Quell des Heiles selbst dich tragen!
Was dir im Leben angetan,
Es wird sich schnell und milde lösen;
Frei schaust du wieder himmelan
Von allem Übel, allem Bösen;
Was Fleisch und Blut dagegen spricht,
Was du geduldet und gelitten,
Um alle Schätze gibst du nicht,
Was du im tiefsten Schmerz erstritten!