Hat mich nicht dein Pfeil getroffen
Steht mir nicht dein Alles offen?
Jesu, leugnest Du dies Pfand,
Das zum Mahlschatz mir gegeben?
Sah ich Dich in mir nicht leben,
Als dein Blick mich überwand?
Bist Du mir nicht selbst erschienen,
Mich in Liebe zu bedienen,
Wie dem Kind die Mutter tut?
Ist mir nicht mein Wunsch gelungen,
Als Du meinen Geist durchdrungen,
Du unvergleichlich Gut?
Ja! ich darf nun Deinetwegen
Allen Kummer niederlegen,
Denn Du bleibst mir ewig treu.
Aber wenn ich mich besehe,
Merk ich, wie ich schlüpfrig stehe,
Und wie ungeübt ich sei.
Würde nicht dein Eifer wachen,
Und mir fest die Liebe machen,
Wär‘ es um den Schatz gescheh’n.
Drum verwahr‘ ihn selbst im Grunde
Meines Herzens, nach dem Bunde,
Den Du wollt’st mit mir eingeh’n!
Geuß1Gieß mir immer neue Säfte,
Frische Paradieseskräfte
Aus dem Baum des Lebens ein,
Dass ich, frei vom Heuchelscheine,
Keusch und innig Dich nur meine,
Allem Andern tot zu sein!
Steht mir doch der Himmel offen,
Hab‘ ich doch das Ziel getroffen,
Das den ganzen Geist vergnügt!
Darf ich doch mit andern Armen
Selig ruhen im Erbarmen,
Wo man still gelassen liegt!
O ihr Heiligen Lebensgüsse!
Starke Ströme, sanfte Flüsse,
Strömt auf meinen Garten zu!
Ich bedarf der Liebe. Regen,
Soll mein Schmachtend Herz den Segen
Und der Wille finden Ruh‘!
Schönste Sonne, blicke weiter!
Mach die kleine Welt mir heiter,
Lass auch nicht ein Wölkchen ein!
lass mich unverrückt genießen,
Was der Geist in mich will gießen,
Bis ich mag verkläret sein!
Habt ihr Menschen noch nicht funden,
Was euch ewig hält gebunden,
Was den Geist durchdringt und nährt?
Lauft, und folget Jesu Triebe,
Bis das Herz, voll Gottesliebe,
Ewig sonst nichts mehr begehrt!