Zinzendorf, Nikolaus von – Um den Sieg Christi auf Erden.

Erschienen ist der herrlich‘ Tag,
Dran sich Niemand g’nug freuen mag,
Weil unser König triumphiert,
Und Sein Volk aus der Sünde führt.

Ach, wär‘ ein jeder Puls ein Dank,
Und jeder Odem ein Gesang!
So rufet vor Immanuel
Nun die erlöste, arme Seel‘.

Seitdem das Feu’r von Jesu Christ
Auf Erden angezündet ist,
Wird Alles mit Gerechtigkeit
Als wie mit Funken überstreut.

Man sehe hin, man sehe her:
Was sieht man, das nicht Seine wär‘?
Wo ist ein Herz vom Menschenstand,
An das er nicht Sein Blut gewandt?

Red’t man mit einem armen Mohr,
So sagt man ihm vom Blute vor,
Und vom Verdienste Jesu Christ,
Und dass sein Herz kein Sklave ist.

Da gibt er gern die Glieder her
Zu Seinem Dienst, zu Gottes Ehr‘,
und danket dem HErrn Jesu Christ,
Dass seine Seel‘ in Freiheit ist.

Hört irgendwo ein Hottentott‘
Von unserm kreuzerhöhten Gott:
So wird sein Herze gleich erweicht,
Dem sonsten Nichts beweglich deucht.

Das wildeste, das kältste Land,
Das setzet dieses Blut in Brand;
Manch Herz, verschlossen, tot und stumm,
Begreift das Evangelium.

Und wär‘ ein Herz so hart als Stein:
Lässt’s nur die sel’ge Botschaft ein,
So fühlt’s die Kraft von Jesu Blut,
Und achtet’s für sein höchstes Gut.

Ein Herz, das seinen Heiland kennt,
Das Er hinwieder Seine nennt,
Und das der heil’ge Geist regiert,
Das Er als Vormund lenkt und führt:

Das wird von aller Engel Macht
Mit Herzenskräften überwacht;
Die Gnade ist sein Liebsgefühl,
Und Christi Blut sein Freudenspiel.

Wir wollen Nichts in dieser Welt,
Als Christi teures Lösegeld;
Wir haben auch für Nichts sonst Platz,
Als nur für diesen heil’gen Schatz!

Das ist ein unbegreiflich Ding!
Wenn’s nur an Menschenworten hing‘
Und käm‘ auf unsern Ausdruck an,
So wär‘ es wohl bald abgetan.

Allein so lang‘ wir irdisch sind,
Sind wir für Gottes Tiefen blind,
Und glauben: am kristall’nen Meer
Singt dieses das verklärte Heer.

Drum führt uns Jesus an der Hand,
Und schont der Schwachen Unverstand;
Fehlt’s auch an Worten ganz und gar:
Dem Glauben wird dies Wunder klar!

Wenn wir auf’s Herz des Heilands seh’n,
So kann uns gar nicht mehr gescheh’n,
Was Andern zu begegnen pflegt,
In welchen eigne Kraft sich regt.

Die Engel rufen überall
Mit einem donnerlauten Schall:
„Ihr Plagen, schlaget ringsum zu!
Die Lämmer Christi lasst in Nuh!“

Gelobet seist Du, Jesu Christ,
Dass Du ein Mensch geboren bist!
Wir schreiben unsre sel‘ge Ruh‘
Alleine Deiner Menschheit zu.

Wir sind ein Punkt in Deinem Reich;
Die Millionen allzugleich,
Sie stehen um Dich hergedrängt,
Ein Tropfen, der am Eimer hängt.

So warst Du, große Majestät,
Eh‘ Dich der Vater noch erhöht
Zu dieser neuen Herrlichkeit,
Die Dir Dein Martertum bereit’t.

Jetzt nimmst Du auf des Vaters Thron
Allmählig hin den Schmerzenslohn,
Den Dir Dein Blut verdienet hat;
Der Menschen Heil nur macht Dich satt.

Wer wäre nicht mit ganzer Macht
Auf Deine Sättigung bedacht?
Wer wollt in unserer Gemein‘
Nicht selbst nach Seelen durstig sein?

Wem ist sein Leben noch zu lieb,
Dass er mit Ruh‘ zu Hause blieb‘,
Wenn, selbst mit Kummer und Beschwer,
Nur ein Herz zu gewinnen wär‘.

Ein kleiner Anfang ist gemacht,
Der Erdkreis ist noch voller Nacht;
Ach, brich hervor zu unsrer Zeit,
Du Sonne der Gerechtigkeit!

O spannt den Zeugenwagen an,
Und lauft die vorgesteckte Bahn
So voller Freuden, als ein Held,
Durch die mit Blut geweihte Welt!

Das Feuer aus der Ewigkeit,
Des Lammes blutbesprengtes Kleid,
Und Sein liebreicher Segensblick,
Die machen euer Zeugenglück.

Nur legt den Grund zur Gotteskraft
In einer wahren Sünderschaft
Und ganzer Übergebenheit,
Weil ihr selbst unvermögend seid!

So geh’n wir unsern Pilgergang,
Bei Müh‘ und Schmach und Lobgesang,
Und helfen Ihm im Jammertal
Vermehren Seiner Kinder Zahl.