Martin Rinkart – Der Deutsche Esaia, und sein und seiner im Anfechtungs-Gefängnis geist- und leiblich erstorbenen Glaubens-Genossen wohlverwahrtes Kammer-Lied:

Das 26. Cap. Esaiae:
Zu singen im Ton:
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält.

1. Wir haben eine feste Stadt,
Von Gott selbst aufgebauet,
Die Heil und Trost zu Mauern hat,
Auf die man sicher trauet,
Macht auf die Tor in aller Welt,
Das Volk, das Christo Glauben hält,
Soll mit uns Einzug halten.

2. Du hochgelobter Friede-Fürst!
Was du uns hast versprochen,
Du uns getreulich halten wirst,
Du hast es nie gebrochen,
Auf dein und deines Vaters Hand
Soll uns das rechte Vaterland,
Kein Feindes-Schwert nicht rauben.

3. Du beugest bis zur Erden zu,
Die in der Höhe wohnen:
Die stolze Stadt erniedrigst du,
Der kleinen zu verschonen.
Dem schwachen Friedens-Boten-Fuß
Sich alles unterwerfen muss,
Was selig denkt zu werden.

4. Der Auserwählten Weg ist recht,
Den sie im Glauben gehen,
Wenn sie als deine treuen Knecht
In Lieb und Hoffnung stehen,
Wir warten auf dich, unsern Hort,
Und haben Lust zu deinem Wort
Und deines Namens Ehre.

5. O wie so manche liebe Nacht,
Begehr ich dein von Herzen,
Zu schauen dich und deine Macht,
Verlanget mich mit Schmerzen,
Wenn dein Wort ungehindert geht,
Es wohl in allen Landen steht,
In allen Ständ und Orden.

6. Wenn aber den Gottlosen gleich
Das Heil wird angeboten,
So dürfen sie noch wohl dein Reich
Und dich dazu verspotten.
Dein Wort ist ihnen nicht bekannt,
Drum achten sie auf Menschentand,
Bis sie zugrunde gehen.

7. Uns aber bringest du zu Haus
Ins Fried- und Freuden-Leben,
Denn alles was wir richten aus,
Das hast du uns gegeben,
Beherrschen uns gleich böse Leut,
Gedenken wir doch allezeit
Allein an deinen Namen.

8. Die tote Glauben-lose Schar
Hat hier kein ewig Leben,
Und du hast sie schon ganz und gar
Der Höllen übergeben,
Du aber fährest immer fort
Und breitest aus dein Göttlich Wort
Bis an das End der Erden.

9. Wenn Not und Trübsal geht an Mann,
So lehrest du uns beten,
Wenn du uns schärfer greifest an,
Wir näher zu dir treten,
Die liebe Zucht und Vaters-Rut
Tut uns not und sehr viel zu gut,
Dass wir dich emsig suchen.

(10.)

11. Wann werden wir in solcher Angst
Zum Freuden-Anblick kommen?
Wenn wir entschlafen wie vorlangst
Entschlafen alle Frommen.
Da werden deiner Toten Schar
Mit ihrem Leichnam offenbar
Zum Leben auferstehen.

12. Auf, auf, ihr Toten, wachet auf,
Die ihr liegt in der Erden!
Auf, auf, versammlet euch zu Hauf,
Ihr sollt erlöset werden.
Denn dein Tau ist ein grüner Tau,
Herr, dein Himmels-Feld erbau
Und stürze die Gottlosen.

13. Geh hin, mein Volk, in guter Ruh
Zu Gott in die Schlafkammer,
Und schleuß die Türe nach dir zu,
Und dich für Zorn und Jammer
Verbirg ein‘ kleinen Augenblick,
Bis ich dir einen Boten schick
Auf meine Hochzeit-Freude.

14. Denn siehe der Herr ist bereit,
Er wird urplötzlich kommen,
In großer Kraft und Herrlichkeit,
Zu richten Bös und Frommen.
Da wird er seiner Knechte Blut
Und der Blut-Männer stolzen Mut
Welt-offenbarlich rächen.