Du nie geschloss’nes Aug‘,
Du Morgenstern der Herzen,
Des Licht ich immer brauch‘
Statt andrer heller Kerzen:
Stell‘ offen Dich ob mich,
Und bleib‘ mein warnend Licht,
Dem ich stets innerlich
Nachfolg‘ in Liebespflicht!
O schönste Harmonie,
Wenn meiner Liebe Sehen
Auf Andres zielet nie,
Wenn beide Augen gehen
Nur auf das Eine zu!
Wer wollte denn nicht hie
Genießen ew’ge Ruh‘?
O süße Harmonie!
Wenn ich so stehen bleib‘,
Und schau‘ nach deinen Winken,
So wird mein neuer Leib
Ganz Licht und feurig blinken;
Die Einfalt gibt mir Licht,
Die Weisheit Rat und Stärk‘;
Mein Kleid wird zugericht’t
Als ein kristallen Werk.
Vereinter Augen Schein
Dringt schärfer in die Gründe
Der tiefsten Gottheit ein,
Und wirft den Strahl geschwinde
Auf alles weit und fern;
Wie sicher lässt sich’s gehn,
Wenn dieser Morgenstern
Den vollen Tag lässt seh’n!
Verdopple so mein Aug‘,
Auge sonder Schatten,
Dass es zu sehen taug‘,
Was wir verloren hatten!
Des Lichtes Herrlichkeit,
Darin Du, Sonne, wohnst,
Sei unser Hochzeitkleid,
Womit Du uns belohnst!
Ach aber, dass ich nicht
So voller Liebe brenne,
Und gegen dein Gesicht
Nicht solche Flammen kenne,
Die mich bewegten, Dich
Zu bitten, dass doch nicht
Dein brennend Aug‘ auf mich
So funkelnd sei gericht‘t!
Ich fühle fein so groß
Und unauslöschlich Feuer
Der Innigkeit, dass bloß
Du über alles teuer
Und köstlich wärest mir.
Weg, schnöde Eigenheit!
O dass ich, liebe, Dir
Anhing‘ in Ewigkeit!