Das Weizenkorn gelanget nicht
Zur Kraft und zu dem Frühligslicht,
Bis man’s der Erde gibt nach Pflicht;
Dann siehet man’s mit Macht durchdringen
Und die gewünschten Früchte bringen,
Wenn’s durch die harten Schollen bricht.
Sein Kampf ist nur der Weg zum Leben,
Die Feindschaft selbst muss Liebe geben..
Wer in den Weinstock sich ergibt,
Wird von der Erde wohl gesiebt,
Und von dem Himmel doch geliebt.
Wenn’s durch die rauhe Nacht gegangen,
So kann’s mit Lust am Tage prangen,
Und wird hinfort nicht mehr betrübt.
Je tiefer er die Wurzel setzet,
Je höher es der Landmann schätzet.
Willst du ein Zweig am Weinstock sein,
So mach‘ dich Ihm durch’s Kreuz gemein,
Auf daß du dadurch werdest rein.
Willst du im Sommer lieblich spielen,
So musst du auch den Sohnitt mitfühlen,
Sonst gibt es keinen edeln Wein.
Was recht in Kält und Hitze reifet,
Das ist es, was Gott recht ergreifet.
Nur eine Stunde ist die Zeit,
Die sich der Mensch allhier erfreut,
Dann kommt die lange Ewigkeit.
Nur eine Stunde währt das Leiden,
Drum muss sich Geist vom Fleische scheiden,
Dann ist er von der Pein befreit.
Will man mit in den Himmel sitzen,
Muss man erst mit am Ölberg schwitzen.
Brächt‘ leider nicht das höchste Gut,
Was brauchten wir dann Christi Blut
Und seiner Tränenheiße Flut?
Er ist’s, der uns vorangegangen,
Das rechte Erbteil zu erlangen.
So wir nun seine Liebesglut
Und seine Pracht mit wollen erben,
So müssen wir auch mit Ihm sterben.