Im Ton, wie man pflegt zu singen am St. Michaelistag von den lieben Engeln,
oder: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
Jesus zu seinen Jüngern sprach:
So mir jemand will folgen nach,
Sein Kreuz er auf sich fasse,
Und folg mir nach geduldiglich,
Viel guter Tag erwäg er sich
Und der Welt Freud verlasse.
2. Vater, Mutter, Mann, Weib und Kind,
Auch sein Leben schlag er in Wind,
Und sich nur drein ergebe,
Hie wird er han viel Angst und Not,
Bis ihn auflöst der zeitlich Tod,
Und er dort mit mir lebe.
3. Solche wusst der heilg St. Lorenz wohl,
Ein Mann des heilgen Geistes voll,
Und ein frommer Levite,
Christum liebt er für alle Ding.
Da sein Bischof in Kerker ging,
Schrie er: Ach, nimm mich mite.
4. St. Six sprach: Lorenz, lieber Sohn,
Jetzt will ich dich hinter mir lan,
Die Schätz zuvor ausspende
Der Kirchen, geh von Haus zu Haus,
Teil sie den armen Christen aus.
St. Lorenz tats behende.
5. Da ers mit Fleiß hat ausgericht,
Und man Sixtum führt für Gericht,
St. Lorenz auf ihn schrire1schrie:
Nimm mich mit, lieber Vater mein,
Die Schätz sehr wohl verwahret sein,
Lass mich nur gehn mit dire.
6. Sobald er nur der Schätz gedacht,
gfänglich man ihm zum Kaiser bracht,
Mit Ernst er ihn befraget:
Hast du die Schätz in deiner Gwalt?
Sag, wo sie sein, gib mit sie bald. r
Darauf St. Lorenz saget:
7. Ja, so lass mir Frist nur zween Tag,
Auf dass ich sie versammlen mag,
Und sie zu dir herbringe.
All blindn und tauben Krüppl er nahm,
Mit Stummen, Höckrichten und Lahm
Zum Kaiser er zuginge.
8. Und sprach: Das sind der Kirchen Schätz,
Die nehmen zu und wachsen stets,
Den hab ichs als gegeben.
Wer solchen reicht sein milde Hand,
Den wird Christus im Vaterland
Rühmen im ewigen Leben.
9. Decius gar für Zorn entbrannt
Und flugs hin nach dem Henker sandt,
Ließ ihn martern gar sehre,
Er sollt die Götter beten an,
St. Lorenz sprach: Das werd ich lan,
Christo gebührt all Ehre.
10. Dein Götter sind nur Holz und Stein,
Mein Christum bet ich an allein,
Der Alles hat erschaffen;
Er ist allein der lebend Gott,
Dein Götzen sind blind, taub und tot,
Verführer sein dein Pfaffen.
11. Zum Kohlfeuer ging er getrost,
Da wurd er auf ein eisern Rost
Gebunden und gebraten.
Er sprach: Kaiser, ein kleine Zeit
Brat ich, du wirst in Ewigkeit
Brennen, und die dirs raten.
12. Und sprach: Komm her, Kaiser, und friss.
Mein halber Leib gebraten ist,
Lass mich einmal umkehren.
Das halbe Teil lass kochen dir,
Und kühl dein Mütlein wohl mit mir,
Gott wird dir kürzlich wehren.
13. Der Kaiser wurd drüber schamrot;
Danach St. Lorenz schrie zu Gott,
Und danket ihm von Herzen,
Dass er ihn durch seins Geistes Kraft
Gestärkt und würdig hat gemacht,
Zu leiden seine Schmerzen.
14. Christo befahl er in sein Händ
Sein Geist und nahm ein seligs End,
Beschloss also sein Leben;
Gar viel ein Bessers hat ihm dort
Der Herr Christ laut seim göttlich Wort
Davor im Himmel geben.
15. O wie ein herrlichs Ansehn hat
Für Gott der Auserwählten Tod,
Die bei Christo fest stehen,
Und um seintwillen Leib und Gut
Wagen und vergießen ihr Blut,
Vom Tod ins Leben sie gehen.
Amen.