Wo mein Schatz liegt, ist mein Herze,
Was ich lieb‘, ernähret mich;
Wo es licht ist, brennt die Kerze
Des Verlangens brünftiglich.
Kann das Schwere von der Erden
Schon nicht leicht gezogen werden:
Ein Magnet doch ziehet an,
Was er nur erreichen kann.
Ach, dass dieses Herz zerfließen
Und wie Wachs zerschmelzen könnt‘,
Wenn es irgend darf genießen
Jesu Sonnen-Element!
O dass Er mich ganz erreichen
Könnte, und im Grunde erweichen!
Würde nicht der harte Sinn
Ganz zerschmolzen sinken hin?
Komm, o Herr, und sprich die Worte
Deines Geistes in mir aus;
Öffne mir die Liebespforte,
Leucht ins dunkle Seelenhaus,
Bis dein Strahl mich ganz durchdringet,
Und den Herzenswillen zwinget,
Dass er, frei vom eig’nen Weh,
liebend in Dir untergeh‘!
Jesu, aller Leben Leben!
Ist doch Nichts so starr und hart,
Dem Du nicht kannst Wärme geben,
Dass es werde lind und zart!
Wenn es nur sich Dir vertrauet,
Auf Dich im Gehorsam schauet:
Solltst Du mich nicht weg von mir
Ziehen können hin zu Dir?
O ich will so lange flehen,
Bis ich deinen starken Zug
In mir werde siegend sehen,
Zu befördern meinen Flug
Nach den Reih’n der Seraphinen,
Die in Liebe selig dienen,
Wenn dein Königsangesicht
Wirft auf ihren Dienst ein Licht!
Wie der Vater mich zum Sohne
Hat gezogen in der Buß‘,
Dass Er in mir ewig wohne,
Und in Ihm ich bleiben muss:
Also zeuch, o Jesu, wieder
Mich, und alle deine Glieder
Zu des Vaters Stärk‘ und Lieb‘
Durch erneuten Liebestrieb!
Denn das neugeborne Leben,
Dessen Quell und Herr Du bist,
Will zurück sich wieder geben
In den Brunn, der Gott nur ist.
So kannst Du, o Sohn der Ehren,
Deinen Vater recht verklären,
Wenn dein Geist Ihm wiedergibt
Ganz vollendet, was Er liebt!
Vater, kennst Du deinen Samen,
Der die reine Gottheit preist:
So verkläre deinen Namen,
Welcher Jesus in mir heißt,
Der sich wesentlich ausbreitet,
In dem Geist, den Du bereitet
Dir zur Freude, mir zum Heil!
Göttlich Leben sei mein Teil!
So find ich den Ursprung wieder,
Leb‘ in göttlicher Natur;
Nichts zeucht mehr zur Erde nieder
Die erneute Kreatur.
Seel‘ und Leib mag mir vergehen,
Gottes Sohn bleibt in mir stehen.
Selig, wer es fühlet frei,
Dass er Gottes Tempel sei!