Selneccer, Nicolaus – Vom Elend des menschlichen Lebens.

Nach eigener Melodie.

Die Welt ist nichts zu unsrer Zeit
Denn ein Spital voll armer Leut,
Die täglich liegen auf der Wart
Und sehn auf ihre Himmelfahrt.

2. Was zeihst du dich denn als ein Gast,
Weil du kein bleibend Wesen hast,
Daß du dich magst mit Sorg beschwern,
Wie du dich wollest lang ernährn.

3. Nichts gilt fürwahr groß Stand und Pracht,
Was hier groß ist wird dort veracht.
All unsre Freud und zeitlich Lust
Gar schnell vergeht und ist umsonst.

4. Drum ist der gar ein weiser Mann,
Der sein Beruf auswarten kann
Daß er an Christum gläubig sei
Und hab ein ruhig Gwissen frei.

5. Der jedem gönnt was Gott bescheert,
Kein fremd vergänglich Gut begehrt,
Zu helfen ist er wohlgesinnt
Allen, die er in Nöthen findt.

6. Leidt Recht und Unrecht mit Geduld
Und strebt allein nach Gottes Huld,
Durch welche er gnug vergewisst,
Daß er ein Kind des Lebens ist.

7. Ein solcher Mensch hat wenig Leidn,
Wenn er von hinnen sich muß scheidn.
Ein solches End bescheer mit Herr,
Und laß mich dienen deiner Ehr.