Rath, Kraft und Held und Wunderbar!
Dein Nam‘ ist meiner Seele klar, (1. Joh. 2, 13.)
Die Du mit Deinem Blut erkauft
und mit der Liebesglut getauft.
Mein Bräutigam, an meiner Stirne brennt
Dein Nam‘ und Kreuz, seitdem mein Herz Dich kennt!
Wenn ich, mit allem meinem Fleiß,
Mir nimmermehr zu rathen weiß,
Und meine Ohnmacht, Unverstand
Und Schwachheit kräftiglich erkannt:
So bist ja Du der unerforschte Mann,
Der allen meinen Sachen rathen kann.
Fehlt mir’s an aller Lebenskraft,
Hat meine Rebe keinen Saft,
Und sinke ich vor Mattigkeit
Beinahe hin zu mancher Zeit:
So ist Dein kräftiges Gefühl in mir,
Das hält mir neue Heldenkräfte für.
Wenn ich im schweren Glaubenskampf
Durch manchen dicken Rauch und Dampf,
Durch manche Leib’s- und Geist’s-Gefahr
Mich dränge zu der Siegesschaar:
So bist Du’s, unbezwungner Wunderheld,
Der meinetwegen alle Feinde fällt.
Wenn sich mein Senfkorns-Glaube regt,
Und kindlich Dir zu Füßen legt,
So mag der Feinde Hohngeschrei
Ertönen: daß ich thöricht sei
Ich fürchte mich deswegen doch kein Haar:
Mein Glaub‘ ist Sieg, mein Ziel ist: Wunderbar!
Mein Alles! mehr als alle Welt,
Mein Freund der ewig Treue hält!
Mein weiß- und rother Bräutigam! (Hohel. 5, 10.)
Mein immerwährend Osterlamm!
Mein Leitstern! meine Liebe! meine Zier!
Sei ewiglich mein‘ Zuflucht, mein Panier!
Hast du mich in der Zeit gewollt,
Die räderschnell von dannen rollt,
So miß mir Selbst die Stunden ab,
Sei meiner Reise Wanderstab!
Sei meines Handelns Schöpfer! führe mich,
In Allem Dir zu wandeln würdiglich!
Soll ich viel Jahr im Joche fort,
So zeige mir den Ruheport
Von ferne zeige mir die Stadt,
Die Deine Hand bereitet hat,
Das güldne Seraphinen-Liebeslicht:
So schrecket mich die lange Reise nicht!
Und wenn ich meiner Brüder Zahl
Nach Deiner holden Gnadenwahl
In meinem Theil einst auch erfüllt,
Wenn’s endlich auch Belohnen gilt:
So weiß’st Du, daß mein Lohn, mein Licht und Ruh‘
Nur Du alleine werden sollst, nur Du!
Über Jes 9,6. (1721.)