Tauler, Johannes – Von Gelassenheit

O Jesu Christ, du lieblichs guet,
Du reüchest daß dan Meyen bluet,
Wer dich stetz trägt in seim gemuet,
Der soll sich billich frewen.

Wer Jesum wil im hertzen han,
Der muß sein eigen will verlahn
Und alle Zeit Gotts geheiß than,
Deß glaubens werck, ohn schewen.

Dem Jesus also worden ist,
Der achtet nit was ihm gebrist,
Dan zeitlich ding ist als ein mist,
Darauff sol man nit bewen.

Der Creatur verachtet hatt
Vnd frey in ledigkeit bestaht,
Das Jesus in seim hertzen ghat,
Derselbig darff nit sorgen.

Sein tröster ist der Herre Christ,
Er tröstet nur der trostloß ist,
Wer sein leid in geduld vergist,
Deß creütz bleibt vnuerdorben.

Hab Einigkeit vnd Innern Sinn,
Manchfeltigkeit bilde nicht deinn,
Dein gegenwurff sol Jhesus sein,
So hastu ihn erworben.

Ohn Jhesus ist es alles nicht
Inn lieb vnd leid, wer ihn vergicht
Vnd seine wort nit widerspricht,
Der hat die warheit funden.

Die natur vns betreüget sehr,
Drumb folge nur deß Geiste lehre,
Wirff dein gemüt nicht hin vnd her,
Halt deine Sinn gebunden.

Vil auß vnd ein mag nit bestahn,
Nun merck vnd schaw wie eß sol gahn,
Es leit nur alls – an willen lahn,
Das der noch nicht verschwunden.

Gib dem nit statt, daß dich vermißt
Zu aller zeit bleib wer du bist
Vnd trag nit heim was nit dein ist,
So bleibstu unbehangen.

Biß nit zu schnell mit deim gericht,
Man wiget vil mit falschem gwicht,
Nach Jesus Christ sey dein gedicht
Mit gantzer lieb vmbfangen.

Der sich zuuil darbieten will,
Der verfehlt offt der warheit zill,
Sein Schifflein dz hat wind zu vill
Es mags land kaum erlangen.

Der leiblich trost hat abgelegt,
Gott in sein hertz verborgen tregt
Vnd alle ding zum besten regt,
Deß kümmer nimpt ein ende.

Der in dem streit gesieget hat
Vnd Jesum folgt in alle that,
Auch ihme nur zu dienste staht,
Ein Cron erlangt behende.

Gott helff vns zu der Seligkeit,
Die vns Jhesus nun hat bereit.
Gelobet seyst drey einigkeit,
Ewig dein Hilff vns sende. Amen.