Arndt, Ernst Moritz – Gebet an den Geist

O Gottes Geist und Christi Geist,
Der uns den Weg zum Himmel weist,
Der uns die dunkle Erdennacht
Durch seine Lichter heller macht.

Du Hauch, der durch das Weltall weht
Als Gottes stille Majestät,
Du aller Lichter reinstes Licht,
Erleucht‘ uns Herz und Angesicht.

Komm, leuchte mit dem Gnadenschein
Hell in die weite Welt hinein,
Komm, mach uns in der Finsterniß
Des lichten Himmelwegs gewiß.

Ach, hier ist Alles Staub und Nacht,
Die Wahn und Sünde trübe macht;
Ach, hier ist Alles Noth und Tod,
Geht uns nicht auf dein Morgenroth.

Das Morgenroth der bessern Welt,
Das wie ein Strahl vom Himmel fällt,
Als Gottes Macht und Gottes Lust
Durchblitzt die kranke Menschenbrust.

O Gottes Geist und Christi Geist,
Der uns wie Kinder beten heißt,
Der uns wie Kinder glauben heißt,
O komm! o komm, du heil‘ger Geist!

Komm, Gottes Frieden, Gottes Muth!
Komm, stille Kraft die nimmer ruht!
Komm, gieße deinen Gnadenschein
In Seele Sinn und Herz mir ein:

Dann wandl‘ ich wie ein Kind des Lichts,
Im Glanze deines Angesichts
Schon meinen kurzen Erdenlauf
Stets himmelein und himmelauf.

 

unbekannt – Der viii. Psalm Dauid

Im thon, als man disen Hymnus singt Conditor alme syderum.

O Herre Gott in deynem reych
wie ist dein nam so wunderleich,
Er wirt gelobt in allem landt
vnd ist den menschen wol bekandt.

Vol grosser gwalt vnnd mechtigkeyt
du wirst erhöhet alle zeyt,
Im hymel bistu auch bekandt
vnd wirst ein gwaltiger Got genant.

Von jungen kind wirstu gepreyst,
die noch mit milch wern gespeyst,
Von wegen der feynd, die dich lestern
vnd die sich dardurich bessern.

Herr, ich beger zu sehen an
die Sunn, sternen vnd auch den Man,
Die du hast gmacht mit deiner handt,
hilff, das wir kumen in deyn landt.

Was ist der mensch, daß du sein gedenckst
vnd jm so grosse gaben schenckst
Vnd hast jn gmacht den Engeln gleych,
die do wonen in deynem reych.

Vnd heymgesucht des menschen kindt,
auch alle ding vnter jm sind,
Damit du jn doch hast begabt,
Herr, dir sey lob vnd ehr gesagt.

Im sol auch vnterworffen seyn
all thier, sie sind groß oder kleyn,
Vnd wie, Herr, ich die nennen sol,
darum der mensch dir dancken sol.

Im lufft die kleynen vögeleyn
die müssen jm gehorsam seyn,
Vnd dy fisch, die im wasser seyn,
Herr, dir sey lob vnd ehr alleyn!

Quelle

Johannes Zwick – Ein ander gsang vff Wyhennächt,

in der wyß Corde mutus

VS des vatter hertz ist gboren
ein kind, das ist Gottes sun,
Der von anfang vßerkoren,
das dwelt möcht das laben hon.
Er ist alls in allen dingen,
drumb sey Gott in fröud vnd leid
lob vnd danck in ewigkeit!

O wie heilig ist der stammen,
dahär gwachsen sölche frucht!
Vnd wär kans verston, von wannen
die hoch gnad vnd grosse zucht
Der Jungfrouwen vnnd jrs somens
dann von himmel? drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

Aller gwalt vnd engel alle
lobend Gott von himmelrych,
Das mit vns all wält erschalle,
was Gott thon so vätterlich,
Vnnd zu tusend guten jaren
Christum gschencket, drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

O jr jungen vnnd jr alten,
lobend Gott on vnderlaß,
Das der himmel vfgespalten
vnd mit gnad on alle maß
Vnns verdampten überschüttet
sälig zmachen! drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

O, das wir die lieb erkennind,
die von Gott on vnsern radt,
Vnd von hertzen für vns nemind,
woran er ein gfallen hat,
Im zuläben vnd zusterben,
er geb gnad vnd jm sey groß
lob vnd danck in ewigkeit!

Quelle

Conrad Huober – Ein Ermanlied zuo bitten

für die Oberkeit, Kirchendiener, Bekümmerten, Irrenden, Auch alles ander anligen der allgemeinen Christlichen Kirchen.

DIe Weil wir seind versamlet
im Namen JESU Christ,
Zu Bitten, was vns manglet
von Gott zu dieser frist,
So lasst vns recht erheben
die Hertzen über sich:
der Vatter will vns geben
die notdurft gnediglich.

So bitten erstlich eben
für alle Oberkeit,
Das wir gottselig leben
in Frid vnd Erbarkeit;
Der lieb Gott ihr verlihe
den recht Fürstlichen geist,
das sie mit rechter trewe
jhr schuldig pflicht jm leist.

Zu dir mit bitt wir fliehen
für alle Hirten gleich:
Di wölstu, HERR anziehen
mit krafft aus deinem Reich,
Das deine Schaaff auff erden
zerstrewet über al
durch sie versamlet werden
als bald in deinen Stal.

Wir bitten auch von hertzen
für all, so kranck vnd arm,
In ellend sind vnd schmertzen:
ihr aller dich erbarm,
Gib jhn die sünd zu rewen
mit ernstem hertzenleid,
so kan dein zucht gedeien
an ihn zur Seligkeit.

Des gleichen wir dich bitten
für die in jrthumb sein:
Dein Geist sie wöl entschütten,
zur Warheit leiten fein,
Das sie dich recht erkennen
mit Christo deinem Son,
vnd hertzlich Vatter nennen,
deim Wort geleben schon.

Auch welchen du hast geben
zu hangen Christo an,
der ja ihn ist das Leben,
die Warheit vnd die Baan:
Die sterck, das sie bezwingen
Sünd, Teuffel, Tod vnd Hell,
zur engen Pfort eindringen,
bewart an Leib vnd Seel.

Quelle

Nikolaus Hermann – Ein Gesprech zweier Christlichen Jungfrewlin

von nutz und kraff der heiligen Tauff, In einen Abendreien gefasset, vnd in Frag vnd Antwort gestellet.

WIl niemand singen, so wil singen ich!
der König aller Ehren freit vmb mich!

Denn in der Tauff hat er mich jm vertrawt,
auff das ich sey sein allerliebste Braut.

Was hat er denn zum Malschatz geben dir?
Ein güldens Füngerlein mit eim Saphir.

Was bedeut im Fingerlein der Saphir?
Es ist der heilge Geist, den schenckt er mir.

Auch leucht im Ringle ein heller Rubin,
denn ich mit seinem Blut besprenget bin.

Ist denn das Fingerlein pur lauter gold?
Ja, darumb bin ich jm von hertzen hold.

Sag an, warumb du denn getauffet bist?
Mein alter Adam drin erseuffet ist.

Was hastu denn in der Tauff dich verpflicht?
Mein bösen lüstel wöll ich folgen nicht.

Auch wöll ich kempffen wider fleisch vnd blut,
so offt es mich zum argen reitzen thut.

Hastu dem bösen Feind auch abgesagt?
Ja, ich wöl thun allein was Gott behagt.

Was hastu denn Christo verheissen mehr?
Ich wöll mich richten nach seim wort vnd lehr.

Was bedeut denn das Westerhembdelein?
Das ich anzieh Christum, den HErrn mein.

Das Westerhembdlein ist schön vnd schneweis:
Mein zucht vnd ehr sol ich bewarn mit vleis.

Was machen denn also viel Creutzlein dran?
Ein Christ viel Creutz vnd vnglück hie mus han.

Sag vns doch auch: wenn wird hie die heimfart sein?
Am Jüngsten tag, wenn kommt der Breutgam mein.

Denn wird er mit ehren heimholen mich;
mein hertz darnach verlanget vnd sehnet sich.

Denn wird ergetzt werden mir alles leid
vnd werd mich mit jm frewn in ewigkeit.

Auff sein Zukunfft ward ich jtzt für der thür
mit öl füll ich mein Lampen vnnd sie schür.

Wenn er wird komen, das ich sey bereit,
auff das er mir geb kein bösen bescheit,

Wie er den fünff tollen Jungfrawen thut,
die hauffen bleiben müssen mit vnmut.

Denn sie jr Lampen nicht hatten geschürt
vnd mit öl gefüllet, wie sichs gebürt.

HErr Christ, mein lieber breutgam, kom schier!
hol vns aus dem Jammerthal heim zu dir!

Amen.

In die Johannis, 1560

Quelle

Böhmische Brüder – Von der Himelfart vnsers Herrn vnd Heilands Jhesu Christi

Innitatorium.

HAleluja! frew dich! Christenschar,
denn dein Heiland ist erhöhet wunderbar.

OPffert jm heut preis, lob vnd danck
mit frölichem gesang, haleluja!

Psalmus 47.

JUbiliert heut alle gemeine,
frolockt beid gros vnd kleine!
mit hertz vnd mund
rhümt Gottes werck alle stund!
Denn der Herr ist erhöhet seer herrlich,
herrscht vnd regiert mechtiglich,
ein König vnd Herr
im himel, erden vnd meer.
OPffert jm heut preis, lob vnd danck etc.

Er hat vns jm selbest erwelet,
vnter sein volck gezelet,
vnd in das Reich
Jacob gebracht all zu gleich,
Das wir weren sein erb vnd Eigenthum
nach seiner gnaden reichthum,
die vber vns blüht,
aus rechter lieb, trew vnd gut.
Haleluja, frew dich, Christenschar! etc.

Er ist mit jauchtzen auffgefaren,
vber all Engelscharen,
als Gottes Son
sich gesatzt auffs himels thron.
Drumb lobsingt jm, lobsingt klüglich mit ehrn,
rhümt vnd preist hoch vnsern Herrn,
der mit herrligkeit
geziert ist in ewigkeit!
Opffert jm heut preis, lob vnd danck etc.

Er sitzt nu auff seim heiligen stuel
vnd regiert stets recht vnd wol,
der heiden land
beherscht er mit starcker hand;
Er samlet jre Fürsten zu seim Heer
durch die krafft des Geists vnd ler,
bringt sie zur kindschafft
vnd heiligen gemeinschaft.
Haleluja, frew dich, Christenschar! etc.

Ehre sey dem Vater vnd dem Son,
datzu der dritten Person!
dem waren Gott
sey lob vnd preis fru vnd spat!
Gleich wie es war jmer von ewigkeit,
so werd auch jtzt vnd allzeit
sein höchster namen
herrlich gepreiset, amen!
Opffert jm heute preis, lob vnd danck etc.

Quelle

Böhmische Brüder – Lehrgesang

SIng heut vnd frew dich, Christenheyt,
lob Gott mit grosser innigkeyt,
Denn ein Heylandt ist dir gesandt,
der Jesus Christus wird genannt.

Der nimbt sich deines kommers an
vnd waget sein leben daran,
Nimpt auff sich deine missethat
das er dir hülff aus aller not.

Ey nimm jn auch mit freuden an
vnd trit frölich auf seine ban,
Würff all deine gerechtigkeyt
zun füssen seiner heyligkeyt.

Erkenn vor jm dein sünd vnd schuld
vnd bitt jn, das er dir auch wolt
Als ein heylandt vnd milter Gott
ableschen deine missethat.

Ergieb dich jm mit seel vnd leyb,
auff das er dir inn dein hertz schreyb
Sein new gesetz, da durch du jn
erkenst vnd habst inn deinem sihn.

Nim an sein wort vnd trewe leer:
das ist die recht vnd höchste ehr,
Die Gott der Herr von vns begert:
o selig, wer inn der gewert!

Der mag getrost vnd wol gemut
trotzen wider der Hellen glut
Vnd dancken Gott on vnterlaß
für seine gab vnd wolthat groß.

Ey, sintemal wir Christen sein,
so last vns nu alle gemeyn
Regieren hie nach dieser leer,
Gott vnsrem Herrn zu lob vnd ehr.

O Herre Gott, nu steh vns bey
mit deiner genad, vnd verley,
Das wir durch dich werden regiert,
dich loben in Heyliger zierd!

Quelle

Michael Weisse – O Jesu zart

O Jesu zart, in newer art
entpfangen vnd geboren,
Du hast vns alles widerkart,
was Adam hat verloren
Im Paradieß, da er verließ
Gottes Bund und Gesetze,
fiel inn des Teuffels netze,
darauß der Todt und alle not
vber jun kamm vnd krafft gewan,
erbet auff seine Kinder,
dauon nu wir teglich vor dir
vns nur befinden Sünder.

O Christe, gantz Heylig vnd reyn
erschienen hie auff erden,
Durch niemandt denn durch dich allein
müssen wir selig werden;
Denn vnser thun, o Gottes Son,
ist vor dir nicht zu rhümen
sonder nur zu verthümen!
wo du uns lest vnd nicht vmbfehst,
noch zu dir zeuchst vnd recht erleuchst,
so ists mit vns verloren,
denn wer hie dein mitgnoß wil sein,
der muß sein newgeboren.

O Jesu, wares liecht der welt,
on dich kan niemandt finden
Den Weg, so Got hat außerwelt
zu vergebung der sünden.
O guter hyrt, wer sich nicht wird
von dir hie lassen weyden,
den wirstu dort außscheyden.
o mensch vnd Got, rechter weinstock!
wer nicht bekleybt dir eingeleibt,
den wirffestu ins fewer,
wer aber helt vnd frucht darstelt,
des Tod ist für dir thewer.

O Christe, ein felß vnd grundsteyn
aller, so dir vertrawen
Vnd sich auff dich von hertzen reyn
zum tempel Gottes bawen:
Hilff, das die stein auff dir allein
sich fest zusammen halten,
das keiner mög abspalten!
o gib, Jesu, deim völcklein rhu,
hilff, das mit frid inn deiner lieb
dich allzeyt mögepreysen
vnd, das du sie regierest hie,
durch eynigkeyt beweysen.

O Jesu, gnadreycher heyland,
hilff allen außerkornen,
So dich durch dein wort han erkannt,
seind also newgeboren!
Nimm eben war der kleinen schar,
so nach deim willen wandelt
vnd dein wort trewlich handelt!
was sie nicht kan, das zeig jr an
durch deinen Geyst, wie du wol weyst,
auff das sie deine warheyt
gantz hab vnd thu, erlang also
ewige freud vnd klarheyt. Amen.

Quelle

Johann Freder – Ein Geistlick leedt, van den Denstbaden…

dar mit se sick tho truwen denste erwecken schölen.

IDt hefft wol nenen schyn vnd pracht,
dat Knecht vnd Megde denen,
Doch ys ydt hoch vor Godt geacht
vnd nicht so ring vnd kleine:
Godt hyr vnd dar in ewicheit
belonet truwer denst arbeidt
na syner gnedigen thosage.

Ein frame Magt vnd framer Knecht,
de Jesu Christo truwen,
So se in Glouen denen recht
erem Herrn vnd der Frouwen,
So denen so ock Godt dem Herrn,
als de Apostel klarlick lern,
vnd von recht hillge wercke.

Sunt Paulus dorch den hilligen Geist
vormant vnd deit so leren:
Du, Knecht, dyn truwe denste leist
dem, de dar ys dyn Here,
Mit frucht vnd schuw in aller ehr
do synen willen vnd beger
in rechter Gades früchte.

Dyn denst nicht schal vnd moth nicht syn
ein ogen denst alleine,
Vthwendich mit einem valschen schyn,
als nu geschüth gemeine:
Am ogen denst gantz öuerall
hefft Godt de Herr neen wolgefall,
dat herte wil he hebben.

Idt moth dyn denst syn so gestalt
in dynen wercken allen,
Dat he sy williich und nicht kolt,
so wert he Godt gefallen;
So he geschuth tho willen und ehrn
nicht Minschen, sunder Godt dem Hern,
behagt he Godt alleine.

Ach Godt, sy mit vns alle tydt
mit dyner hülp vnd gnade,
Dat wy so don mit truw vnd vlyth
all, wat vns wert gebaden,
Im Glouen vnd van herten gern
nach dynem willn, tho dynen ehrn,
dorch Jesum Christum, Amen.

Quelle

Johannes Agricola – Ein schön Begrep der Tein Gebade Gades.

GAdes recht vnde wunderdadt
wil vns her Moses tögen,
Dat wy erkennen Gades radt,
dat herte tho em negen;
He yuert starck, straffent lett he nicht,
he lydt nen Gades genoten,
vortruwen, hertlick thouorsicht
geualt em auer alle maten.

Hillicheit ys de name syn,
wol en anröpt de wert leuen;
Mißbruck straffet de helsche pyn,
dorch en werden sünde vorgeuen:
Entfla dy aller dyner wercke,
wuld du den Sabbath holden,
wacht allene vp Gades stercke,
lath en yn dy recht wölden.

Eeren schaltu de öldern dyn,
wult du lang vp erden leuen;
Do en dyner hülpe schyn,
Gades willen drepestu euen;
Des herten grul, der tungen vorgyfft,
der hende gruwlick döden,
vorbaden ys des hates stifft,
dynem viende help vth nöden.

Vndüchtige wordt, radt vnde dadt
wil Godt vp erden nicht lyden;
Gedancken teken öueldadt,
freten, supen schaltu myden;
Styl nicht süluer, goldt noch gudt,
de armen schaltu redden,
beger nicht ander swedt vnde blodt,
nen woker lath yn steden.

Beware mundt vnde herte rein
vam legen vp dynen negesten,
Holdt en als den leuesten dyn,
legge alle vth thom besten.
Wyff, hus, hoff vnde wat he hefft
schaltu yo nichtbegeren;
godt wil dy ane synen schaden
süs ricklich wol erneren.

Wol weten wil, wat yn em so,
de merck vp desse sprake:
Se töget an so mennigerley,
wo böse sy vnse sake.
Gades kinder don dith allene,
henweg ys vnse römen,
minschen dandt ys ydel schyn,
Godt straffet vnde wil vordömen.

Ach, HERE Godt, dewile wy syn
dorch dyne wordt geslagen,
Giff vns, Here, dynen Christ alleine,
süs möthe wy vortzagen;
Denn du vns geuen heffst
ein heil vnde trost der armen,
he ys dyner eeren glantz:
HERE, lath dy vns erbarmen.

Quelle