Löffel, Konrad – Ein schon new lied von dem von Hutten

Im thon, vonn erst so wellen wir loben, Maria die reine maydt.
(Offenes Blatt in folio. Königl. Bibliothek zu Berlin. – Vergleiche „Ein Hundert deutsche historische Volkslieder von Fr. Leonhard von Soltau, Leipzig 1836 in 8°, Seite 257)

ACh edler Hut ausz Francken,
nun sich dich weyszlich fur!
Got soltu loben unnd dancken,
der wirt noch helffen dir
Die gerechtigkait vor fechten,
du solt bey stan dem rechten
mit andern ritteren und knechten,
mit frummen kriegs leuten gut
beschirmen das Christen blut.

Du solt bey stan dem rechten
ausz Christennlicher pflicht,
Solt ritterlichen fechten,
dann du bist wol bericht,
Das dusz solt thuen ausz schulden,
wilt haben gottes hulden,
du solt kain falsch nit dulden,
wz Christen glauben antrifft,
so du verstast die geschrifft!

Lasz dich nur nit bethören,
du Christlicher ritter gut!
Vom wort gots thue nit kerenn,
du hast ains helden mut;
Gots wort solt frey erheben,
sol alzeyt oben schweben,
daran sollen wir unsz heben,
so faren wir frisch unuerzagt:
Hut ains hat gewagt.

Ir Edlen grauen und Fursten,
o König unnd Kaiser her:
Das Christen volck thet dursten
nach Ewangelischer ler!
Lebendig wasser wellen sie haben,
gut brunnen hat Isaack graben,
pfilistiner verworffen haben
die brunnen zugefült mit kot,
also es yetz auch goet.

Pfilistiner haben seer verworffen
die brunnen götlicher ler:
In stetten unnd in dorffen
kain lautere predig mer
Thut man gar selten hören!
gots wort welensz nur verkeren;
nach gelt und weltlichen eren,
nach gewalt und zeytlichem gwinn
stelln sie iren mut und sinn.

O was ist news vorhanden,
das ich mit frewden hör:
Vil Isaac sind aufgestanden,
uns zu gut und got zu eer!
Woln lebendig quellen haben,
nach lauterem wasser graben,
damit sy uns erlaben
haimlich und offenbar:
got gebin in vil gueter jar!

Die frummen recht gelerten
die greyffens daffer an,
Das die falschen verkerten
werden mit schanden abstan!
Jr gesatz und menschen gedichte
das wirt bald gar vernichte,
wir send in nix verpflichte:
nur wz got selb thet lern
zu dem sollen wir uns kern!

Huttenus halt sich veste,
das hab ich gutten bescheyt;
Er wolt gern thuen das beste
der frummen Christenhait,
Thut sein frei fur uns setzen,
acht nit, wer in thue letzen:
an leib und gut drum setzen,
er halt frey unuerzagt
das Ewangely sagt!

Fur war, ain gutter hürte
setzt sein seel fur sein schaff,
Bey dem man frummkeyt spürte,
so er nit ligt im schlaff;
Thuet sich der scheflin fleyssen,
das die wolff sie nit zerreissen,
verderben und zerbeissen:
der daglöner der flucht,
so er den Wolff nur sicht.

Her got, lasz dich erbarmen
der Christenhait trübsal!
Kum bald zu hilff uns armen
in disem jamer tal!
Deine hürten thuen sich zweyen,
die scheflin sich zerstrewen:
thue uns den weg recht zeygen
durch recht verstendig leut,
ker ab der gleyszner neydt!

Disz liedle thue ich singen
zu lob ainem Doctor werd:
Ich hoff jm werd gelingen,
er ist grosz erenn werdt.
Ulrich von Hutten, ich sagen,
thut leib und leben wagen
und thut gantz nit verzagen:
got geb jm glück und sick,
das er all sach wol schick!

Der böszen dück,
Der frummen glück.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer