Am andern Pfingsttage.
Melodie: Ermunt’re dich, mein schwacher Geist.
Also hat Gott die Welt geliebt,
Das merke, wer es höret!
Die Welt, die Gott so hoch betrübt,
Hat Gott so hoch geehret,
Daß er den eingebornen Sohn,
Den ein’gen Schatz, die ein’ge Kron‘,
Das ein’ge Herz und Leben
Mit Willen hingegeben.
Ach! wie muß doch ein ein’ges Kind
Bei uns hier auf der Erden,
Wo man doch nichts als Bosheit find’t,
So hoch geschonet werden;
Wie hitzt, wie brennt der Vatersinn,
Wie gibt und schenkt er alles hin,
Eh‘ als er an das Schenken
Des ein’gen nur will denken.
Gott aber schenkt aus freiem Muth
Und mildem, treuem Herzen
Sein ein’ges Kind, sein schönstes Gut
In mehr als tausend Schmerzen.
Er gibt ihn in den Tod hinein,
Ja in die Höll‘ und deren Pein;
Zu unerhörtem Leide
Stößt Gott sein‘ ein’ge Freude.
Warum doch das? Daß du, o Welt,
Frei wider möchtest stehen,
Und durch ein theures Lösegeld
Aus deinem Kerker gehen.
Denn du weißt wohl, du schnöde Braut,
Wie, da dich Gott ihm anvertraut,
Du wider deinen Orden
Ihm allzu untreu worden.
Darüber hat dich Sünd‘ und Tod
und Satanas Gesellen
Zu bittrer Angst und harter Noth
Beschlossen in der Höllen.
Und hier ist gar kein and’rer Rath,
Als der, den Gott gegeben hat,
Wer den hat, wird dem Haufen
Der höll’schen Feind‘ entlaufen.
Gott hat uns seinen Sohn verehrt,
Daß aller Menschen Wesen,
So mit dem ew’gen Fluch beschwert,
Durch diesen soll genesen.
Wen die Verdammniß hat umschränkt,
Der soll durch den, den Gott geschenkt,
Erlösung, Trost und Gaben
Des ew’gen Lebens haben.
Ach! mein Gott, meines Lebens Grund!
Wo soll ich Worte finden?
Mit was für Lobe soll mein Mund
Dein treues Herz ergründen?
Wie ist dir immermehr geschehn?
Was hast du an der Welt ersehn,
Daß, die so hoch dich höhnet,
Du so gar hoch gekrönet?
Warum behieltst du nicht dein Recht,
Und ließest ewig pressen
Diejen’ge, die dein Recht geschwächt,
Und freventlich vergessen?
Was hattest du an der für Lust,
Von welcher dir doch war bewußt,
Daß sie, für dein Verschonen
Dir schändlich würde lohnen?
Das Herz im Leibe weinet mir,
Vor großem Leid und Grämen,
Wenn ich bedenke, wie wir dir
So gar schlecht uns bequemen.
Die meisten wollen deiner nicht,
Und was du ihnen zugericht’t
Durch deines Sohnes Büßen,
Das treten sie mit Füßen.
Du, frommer Vater, meinst es gut
Mit allen Menschenkindern,
Du ordnest deines Sohnes Blut,
Und reichst es allen Sündern,
Willst, daß sie mit der Glaubenshand
Das, was zu ihnen zugewandt,
Sich völlig zu erquicken,
Fest in ihr Herze drücken.
Sieh‘ aber, ist nicht immerfort
Dir alle Welt zuwider?
Du bauest hier, du bauest dort,
Die Welt schlägt alles nieder;
Darum erlangt sie auch kein Heil,
Sie bleibt im Tod und hat kein Theil
Am Reiche, da die Frommen,
Die Gott gefolgt, hinkommen.
An dir, o Gott! ist keine Schuld,
Du, du hast nichts verschlafen.
Der Feind und Hasser deiner Huld
Ist Ursach‘ seiner Strafen.
Weil er den Sohn, der ihm so klar
Und nah‘ an’s Herz gestellet war,
Auch einig helfen sollte,
Durchaus nicht haben wollte.
So fahre hin, du tolle Schaar!
Ich bleibe bei dem Sohne,
Dem geb‘ ich mich, des bin ich gar,
Und er ist meine Krone.
Hab‘ ich den Sohn, so hab‘ ich g’nug,
Sein Kreuz und Leiden ist mein Schmuck,
Sein‘ Angst ist meine Freude,
Sein Sterben meine Weide.
Ich freue mich, so oft und viel
Ich dieses Sohn’s gedenke;
Dieß ist mein Lied und Saitenspiel,
Wenn ich mich heimlich kränke,
Wenn meine Sünd‘ und Missethat
Will größer sein als Gottes Gnad‘,
Und wenn mir meinen Glauben
Mein eigen Herz will rauben.
Ei, sprech ich, war mir Gott geneigt!
Da wir noch Feinde waren,
So wird er ja, der kein Recht beugt,
Nicht feindlich mit mir fahren
Anjetzo, da ich ihm versühnt,
Da, wo ich Böses je verdient,
Sein Sohn, der nichts verschuldet,
So wohl für mich erduldet.
Fehlts hier und da? Ei, unverzagt,
Laß Sorg‘ und Kummer schwinden!
Der mir das Größte nicht versagt,
Wird Rath zum Kleinen finden.
Hat Gott mir seinen Sohn geschenkt,
Und für mich in den Tod gesenkt,
Wie sollt er (laßt und denken)
Mit ihm nicht alles schenken?
Ich bin’s gewiß, und sterbe drauf
Nach meines Gottes Willen:
Mein Kreuz und ganzer Lebenslauf
Wird sich noch fröhlich stillen.
Hier hab‘ ich Gott und Gottes Sohn,
Und dort, bei Gottes Stuhl und Thron,
Da wird fürwahr mein Leben
In ew’gen Freuden schweben.