Tersteegen, Gerhard – Die geistliche Schmiedekunst.

Mein Herz, ein Eisen grob und alt,
So hart, so kalt, so ungestalt;
Der Hausherr kann es so nicht brauchen,
Die Liebe soll mein Feuer sein,
Durchs Beten komm‘ ich da hinein;;
Ich halte still, und laß es rauchen.

Bläs’t dann der sanfte Liebeswind,
So wird das Herz im Leib‘ entzünd’t;
Ich halte still, und laß es glühen.
Des Eisens Schwärze muß vergehen,
Es wird allmälig weich und schön,
So glühend man’s heraus mag ziehen.

Der Sterbens- und Verleugnungs weg
Der Ambos ist, drauf ich mich leg‘,
Da fängt der Meister an zu schlagen,
Des Meisters Arm giebt Schlag um Schlag,
Das weiche Eisen giebet nach,
Es läßt sich wenden, krümmen, plagen.

Es will sich noch nicht geben recht,
Drum ruft der Meister einen Knecht,
Der vorschlägt mit dem groben Hammer.
Der gute Freund und Helfersmann
Giebt tapfer Schläg‘, so gut er kann;
Schlag‘ zu, so komm‘ ich aus dem Jammer!

Des Meisters Hand lenkt Alles wohl,
Daß jener schlägt da, wo er soll,
Und wie es zur Gestaltung nütze.
Bald legt er’s wieder in die Gluth,
Bald geht das Schmieden wieder gut,
Die Schläge folgen auf die Hitze.

Im Feuer schien das Eisen schön;
Da dacht‘ ich, nun ist’s bald geschehn.
Indem war Feuer und Glanz entzogen,
Da ward mein Eisen schwarz und kalt,
Noch gar zu roh in der Gestalt,
Da sah mein Hoffen sich betrogen.

Am Feilbrett immer Noth und Pein,
Man schraubte mich so kalt hinein,
Man klemmte mich, um nicht zu weichen;
Man strich mit scharfen Feilen kühn,
Da flogen tausend Spähne hin,
Drauf mußte man’s ins Feine streichen.

Mein Meister, der versteht die Kunst,
Regier‘ mich, so polier‘ mich sonst,
Werd‘ ich nun endlich Dir anständig;
Doch hilft kein fein polirter Glanz,
Nicht über-, nein durchgüldet ganz
Sei Herz und All’s und feu’rbeständig.

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