Selneccer, Nikolaus – Ein Täublein klein hat keine Krall

1. Ein Täublein klein hat keine Krall,
kein’ reißend’ Klauen überall,
mit sei’m Schnäblein verletzt es nit,
es seufzet fein, ist lieblich mit,

2. Behält sein Ehe ganz keusch und rein,
ohn’ Neid lebt es, tut niemand Pein,
das gegenwärtig hebt es auf,
im Wasser hat es auch sein Lauf.

3. Zu seinem Nest und Taubenschlag
eilt es behend’, und ist im jach,
zu wohnen sicher bei sei’m G’selln,
tut also sein Leben anstell’n.

4. Also soll sein nun jedermann,
der Zucht und Ehre lieb will han:
Ohn’ Zorn, Geiz, Schad’, Neid, Sicherheit,
Verleumd’, Ungeduld, Unkeuschheit.

5. Ist stets das allerbeste Leben,
dazu will Gott sein Segen geben,
seufzen zu Gott und g’duldig sein,
daheim bleiben, sich halten rein,

6. Für gut nennen was Gott tut geben,
Wasser, Brot, und was sonst daneben:
Das hält den Stich und bleibt bei Ehr’n,
trotz, wer solch’s doch darf widerkehr’n.

7. Das heißt recht Taubens Einfalt klein,
die Christus fordert von den Sein’.
Gott geb’ uns allen seinen Segen,
daß wir recht gehn auf solchen Wegen.

8 Einfältig sein wie Tauben schlecht,
trauen, daß Gott wird machen recht.
Dazu hilf uns durch deine Gnad,
Herr Christe, b’hüt vor allem Schad.

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