Spengler, Lazarus – Der hundert und sieben und zwentzigst Psalm

Aus dem. Val. Babstschen Gesangbuche von 1545

1. Vergebens ist all mühe und kost,
wo nicht das haus Gott selber bawt:
Also ist auch der mensch trostlos,
wo er sein eigen krefften trawt.
Denn wo die stad Gott mit seim rat
nicht selbst erhelt und schützet,
man wach und hut on Gottes gut,
fürwar, das solchs nicht nützet.

2. Was hilffts, das wir für tags auff stehn
und auff uns laden sorgen viel,
So doch all unser anschleg gehn
allein wie Gottes ordnung wil!
Und ob dein brod gleich wird mit radt
unnd komer uberkomen:
wenn Gott dir nit solchs segnet mit,
was reicht dir das zu fromen?

3. Der himlisch Vater thuts allein,
das land und leut wird wol regiert.
Wir sehens teglich, als ich mein,
und wenn nicht hütet dieser hirt,
All regiment nem bald ein end,
wers noch so fest erbawet:
wie elend leut sein wir denn heut,
daß wir im nicht vertrawen?

4. Das Gott den menschen kinder beschert,
das ist allein sein gnad und güt,
Er ists, der sie erhelt und nehrt:
wenn sich der mensch am höchsten müht,
So ists umbsonst on Gottes gunst,
er kan jr fussteig wenden,
gleich wie in eil umbtreibt ein pfeil
ein starcker in sein henden.

5. Wie selig ist nu diese stad,
die von Gott selber wird regiert!
Das haus, so ein vorsteher hat,
den Gott in seinen wegen fürt!
Darumb so schw, das dein vertraw
auff jn allein wird gestellet,
denn on sein hand ein jedes land
gewis zu boden fellet.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Schreibe einen Kommentar