Bogatzky, Carl Heinrich von – Du führst mich, Herr, ich kann nicht gleiten

1. Du führst mich, Herr, ich kann nicht gleiten,
dein Wort muss ewig feste stehn.
Du sprichst: „Mein Auge soll dich leiten,
Mein Angesicht soll vor dir gehn.“
Ja, deine Güt und dein Erbarmen
soll mich umfangen und umarmen,
so spür ich täglich deine Treu.

2. Gib Kraft, dass gläubig, treu und stille
ich immer dir, Herr, folgen kann,
Nur dein, nur dein vollkommner Wille
sei für mich Schranke, Ziel und Bahn!
Nichts soll mich ohne dich vergnügen;
lass mir nichts mehr am Herzen liegen,
als deinen Willen gern zu tun!

3. So lieb und lob ich in der Stille
und ruh als Kind in deinem Schoß!
Ich schöpf aus deiner Gnaden Fülle,
die Seele wird von Sünden los,
sie sorget nun vor allen Dingen,
wie sie zur Herrlichkeit mög dringen,
sie schmückt und hält sich dir bereit!

Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Bogatzky, Carl Heinrich von – Dein Wort befiehlt, o Herr

Mel. O Gott du frommer Gott

Dein Wort befiehlt, o Herr
Daß wir uns prüfen sollen,
Wenn wir zu deinem Mahl
uns würdig nahen wollen.
Nun, Herr, du weißt es wohl,
Ich will gehorsam seyn;
Ach! dring‘, o helles Licht
Nur selber in mich ein.

2. Ach! gib, o Herr nur Ernst;
Komm, deinen Geist zu senden,
Und steure Satans List,
Der mich nur will verblenden,
Es werde mir durchs Wort
mein innrer Grund entdeckt,
Und wo ich da und dort
Vor dir noch bin befleckt.

3. Denn ich bin viel zu blind,
Mich selber zu ergründen.
Drum zeige du mir an
Die unerkannten Sünden.
Ach! prüfe du mich selbst,
Und siehe wie ich steh,
Und ob ich hier und da
Auf rechtem Wege geh?

4. Wie lange kann uns hier
So viel verborgen bleiben?
Wie? kann der eigne geist
Uns hinters Licht hier treiben?
Will selber David nicht
Dem eignen Herzen trau’n;
Wie? sollt ich Blinder denn
Auf mein Erkenntniß bau’n?

5. Nimm mich in scharfe Zucht,
Um mir nichts zu verhölen!
Such‘ alle Winkel aus,
Den tiefsten Grund der Seelen.
Ach! deck‘, o Herr, mir auf,
Auch den verborgnen Bann,
Wo etwas noch versteckt,
Das endlich quälen kann.

6. Als ich das letzte mal
Bey deinem mahl gewesen,
So gabst du Gnad und Kraft.
Wie? bin ich treu gewesen?
Wo ist die Frucht davon?
Ach! zeige mir es an,
Du bist es auch allein,
Der alles bessern kann.

7. Ich weiß ja nicht, wie oft
Dies Mahl mich noch wird laben;
Drum gieb mir großen Durst,
Und alle Schätz und Gaben,
Die mir zu meinem Heil
Nur immer nöthig seyn,
Und mache nur mein Herz
In dir gewiß und rein.

8. O Zeige, was nachdem
Schon wieder eingeschlichen;
Thu ferner ab in mir,
Was einmal abgewichen;
Und was noch in mir steckt,
Das räum‘ auch jetzo aus,
Und fege dir nur selbst
Des Herzens Tempelhaus.

9. Was mir dein Licht entdeckt,
Hilf auch bereun und hassen,
Und gieb mir neue Kraft,
Forthin es auch zu lassen.
O! gieb mir Glaubenskraft,
Recht würdig hinzugehn;
Denn meine Würde soll
In deinem Blut bestehn.

10. O! prüfe selbst mich erst,
Ob ich im Glauben stehe:
Damit ich ja nur nicht
Unwürdig hinzugehe.
O Herr! es sey mein Geist
Mit deinem Blut geschmückt;
So mache du mich selbst
Recht würdig und geschickt.

11. Ich bin es wol nicht werth,
Daß ich dich hier genieße;
Doch hilf nur, daß ich mich
Stets selber richten müsse:
So richtest du mich nicht;
Du nimmst den Sünder an,
Den Sünder, der sich nur
Selbst vor dir richten kann.

12. So prüf‘, o Herr! uns doch
Auch bey den besten Dingen,
Daß wir sie mehr und mehr
Ins rein‘ und lautre bringen.
Schneid‘, was nicht lauter, ab,
Hat’s noch so guten Schein,
Und laß dein Wort allein
Des Wandels Richtschnur seyn.

Bernheim – Das Abendmahl des Herrn
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Bogatzky, Carl Heinrich von – Wach auf, Du Geist der ersten Zeugen

Wach auf, Du Geist der ersten Zeugen,
die auf der Maur als treue Wächter stehn,
die Tag und Nächte nimmer schweigen
und die getrost dem Feind entgegengehn,
ja deren Schall die ganze Welt durchdringt
und aller Völker Scharen zu dir bringt.

O daß dein Feur doch bald entbrennte,
o möcht es doch in alle Lande gehn!
Ach Herr, gib doch in deine Ernte
viel Knechte, die in treuer Arbeit stehn.
O Herr der Ernt, ach siehe doch darein;
die Ernt ist groß, die Zahl der Knechte klein.

Dein Sohn hat ja mit klaren Worten
uns diese Bitt in unsern Mund gelegt.
O siehe, wie an allen Orten
sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt,
dich herzinbrünstig hierum anzuflehn;
drum hör, o Herr, und sprich: Es soll geschehn.

So gibt dein Wort mit großen Scharen,
die in der Kraft Evangelisten sei’n;
laß eilend Hilf uns widerfahren
und brich in Satans Reich mit Macht hinein.
O breite, Herr, auf weitem Erdenkreis
dein Reich bald aus zu deines Namens Preis.

Ach daß die Hilf aus Zion käme!
O daß dein Geist, so wie dein Wort verspricht,
dein Volk aus dem Gefängnis nähme!
O würd es doch nur bald vor Abend licht!
Ach reiß, o Herr, den Himmel bald entzwei
und komm herab zur Hilf und mach uns frei!

Ach laß dein Wort recht schnelle laufen,
es sei kein Ort ohn dessen Glanz und Schein.
Ach führe bald dadurch mit Haufen
der Heiden Füll zu allen Toren ein!
Ja wecke doch auch Israel bald auf
und also segne deines Wortes Lauf!

O beßre Zions wüste Stege
und, was dein Wort im Laufe hindern kann,
das räum, ach räum aus jedem Wege;
vertilg, o Herr, den falschen Glaubenswahn
und mach uns bald von jedem Mietling frei,
daß Kirch und Schul ein Garten Gottes sei.

Laß jede hoh und niedre Schule
die Werkstatt deines guten Geistes sein,
jasitze du nur auf dem Stuhle
und präge dich der Jugend selber ein,
daß treuer Lehrer viel und Beter sei’n,
die für die ganze Kirche flehn und schrein!

Du wirst dein herrlich Werk vollenden,
der du der Welten Heil und Richter bist;
du wirst der Menschheit Jammer wenden,
so dunkel jetzt dein Weg, o Heilger, ist.
Drum hört der Glaub nie auf, zu dir zu flehn:
du tust doch über Bitten und Verstehn.

Gesangbuch für evangelische Gemeinden, besonders in Schlesien
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“