Knaust, Heinrich – ICh weiß mir ein feins schöns Kindelein

ICh weiß mir ein feins schöns Kindelein,
hat mir mein hertz besessen,
Es kan mir ein hertz liebs bildlin sein,
ich kan sein nicht vergessen!
Es gefellt mir auß der massen wol,
sein weiß vnd berd
ist goldes werd,
sein Nam zeigt an, was es thun soll.

Sein Vatter hat mir zugesagt,
es soll mein Heiland werden,
Hat mir mein trawriges hertz erfrewt,
meins Jammers bin ich gnesen.
Die Sünd vergeht durch diß geburt,
dauon wird grecht,
Herr Gott, dein Knecht
vnnd alle Welt mit frewd berürt.

Du ausserweltes Kindelein,
halt mich in deiner hute!
Laß mich deinn armen diener sein,
beweiß mir deine güte!
Zu dir ich schrei stets offt vnd viel
auß Hertzen bgir:
mein höchste zier,
Herr Christ, setz mir ein gnedigs ziel!

Quelle

Weisse, Michael – Von der Menschwerdung Christi.

Veni redemptor gentium.

VOn Adam her so lange zeyt
war vnser fleysch vermaledeyt,
Seel vnd geyst biß jnn todt verwundt,
am gantzen menschen nichts gesundtt.

Vns het vmbfangen grosse not,
vber vns herrschet sünd vnd todt,
Wir suncken in der hellen grund,
vnd war niemand, der helffen kundt.

Gott sah auff aller menschen stet
nach einem, der seinn willen thet,
Er sucht einn Man nach seinem mut,
fand aber nichts, den fleysch vnd blut.

Denn die rechtschaffne heyligkeyt,
wirdigkeyt vnd gerechtigkeyt
Hetten sie in Adam verlorn,
auß welchem sie waren geborn.

Als er so groß sichtumb erkant
vnd keinen Artzt noch helffer fandt,
Dacht er an seine grosse lieb
vnd wie sein Wort warhafftig blieb.

Sprach, Ich wil barmhertzigkeyt thun,
für die welt geben meinen Sun,
Das er jr Artzt vnd Heyland sey,
sie gesund mach vnd benedey.

Er schwür ein Eyd dem Abraham,
auch dem Dauid von seinem stamm,
Verhieß jn zu geben den Sun
vnd durch jn der Welt hülffe thun.

Er thets auch den Propheten kund
vnd breytets auß durch jren mund,
Dauon Künig vnd fromme leut
sein warteten vor langer zeyt.

Ob sie wol, wie jr hertz begert,
des leyblich nicht wurden gewert,
Doch hetten sie im glauben trost,
das sie solten werden erlöst.

Da aber kamm die rechte zeit,
von welcher Jacob propheceyt,
Las er jm ein Jungkfraw auß,
eim Mann vertrewt von Dauids hauß.

In der wirckt er mit seiner krafft,
schuff vom blut jrer Jungkfrawschafft
Das rein vnd benedeyte kind,
bey dem man gnad vnd warheyt findt.

O Christe, benedeyte frucht,
entpfangen rein in aller zucht,
Gebenedey vnd mach vns frey,
sey vnser heyl, trost vnd ertzney!

Quelle

Gregor, Christian – Nichts ohne Jesum

Ach mein Herr Jesu! wenn ich dich nicht hätte,
und wenn dein Blut nicht für die Sünder red’te,
wo sollt‘ ich Aermster unter den Elenden,
mich sonst hinwenden?

Ich wüßte nicht, wo ich vor Jammer bliebe:
denn wo ist solch‘ ein Herz wie dein’s, voll Liebe?
du, du bist meine Zuversicht alleine;
sonst weiß ich keine!

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Schirmer, Michael – Ach mein geliebtes Jesulein

Ach mein geliebtes Jesulein,
mein theurer Schatz, mein Trost allein,
du Stiller meiner Schmerzen;
ach komm, ach komm, kehr‘ bei mir ein,
komm, laß dein Ruhe-Bettlein seyn
den Abgrund meines Herzens,
daß ich deiner stets gedenke,
mich nicht lenke,
noch mich wende,
kommt herbei mein Lebens-Ende.

Ehr‘ Reichthum, Hoheit, Gut und Geld,
und was sonst in der schnöden Welt,
mag keine Lust mir bringen;
mein ganzes Herz erfreuet sich,
wenn ich, mein Jesu, denk‘ an dich,
wenn ich von dir kann singen;
drum ich nur dich
such‘ und ehre,
ach vermehre
meinen Willen;
was du willst, hilf mir erfüllen.

Gelobt sey Gott im höchsten Thron,
gelobt sey Jesus Gottes Sohn,
daß er zum Heil geboren,
uns, die wir elend und gering,
hat nun der Schöpfer aller Ding‘
zum Himmelreich erkoren.
Klinget, singet!
nun soll werden
Fried‘ auf Erden,
und in allen
uns ein herzlich Wohlgefallen.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Schmolck, Benjamin – Ach Jesu, nimm mein Herz von mir

Ach Jesu, nimm mein Herz von mir,
nur deine soll es seyn;
nichts mehr begehr‘ ich sonst von dir,
als deinen Gnadenschein.

Umfasse mich mit deiner Huld,
reich‘ mir so Herz als Hand,
so bleib‘ ich ewig in der Schuld
und du mein Unterpfand.

Laß mir nichts Angenehmers seyn
als deine Liebesgluth,
vor dieser weichet alle Pein,
denn sie macht alles gut.

Nimm mich der Welt und gieb mich dir,
schreib‘ dich in meine Brust,
ein himmlisch Herze sey in mir,
ergötzt durch deine Lust.

Hab‘ ich dich nur, so kann mein Geist
recht wohl vergnüget seyn;
ich suche nichts was irdisch heißt,
nur, Jesu, dich allein.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Weisse, Michael – Verilla Regis

DIe Propheten han propheceyt
vnd geschrieben vor langer zeyt,
Wie Jesus Christus Leyden würd
vnd auff sich laden vnser bürd.

Die haben jn im Geyst gesehn,
ee es hie leyblich ist geschehn,
Für vnser missethat geplagt,
wie Esaias hat gesagt.

Ey, welch ein wunderlich geschicht!
Gott schonet seines Sones nicht,
Er straffet jn für vnser schuld
vnd er leydets als mit gedult!

Wir waren all in Gottes zorn
vnd als irrende schaff verlorn:
Nu wird sein Son für vns verwundt
vnd vnser seel dadurch gesundt!

Die Sonne verbirgt jren schein,
es spalten auff Felsen vnd Stein,
Die erd erbebt vor seinem Blut,
dauon sich auch manch Grab auffthut.

Bewaynen wir nach seinem rath
vns selbest vnd nicht seinen Todt,
Denn wir, so gantz elend vnd schwach,
seind jm des Leydens ein vrsach.

O schawen wir den Bischoff an,
der vnser sünd versönen kan
Vnd vns füren jns Himelreych
denn jm ist, noch wird niemandt gleych.

Nicht mit Bocks oder Kelber blut
versönet er des Vatern mut,
Sonder mit seinem eignen blut
macht er all vnser sachen gut.

Bleybet Priester inn ewigkeyt,
bestettiget mit Gottes eyd,
Vnd gibt nach Melchisedechs weyß
den Hungrigen geystliche Speyß.

Ein solcher Bischoff war vns not,
der nicht mehr förchten darff den tod,
Der auch vnser schwacheit versucht,
vnschuldig sey vnd vnuerflucht.

O Christe, setz dein bittern Todt
für vnser sünd vnd missethat,
Sey mit deinem opffer vor Gott
vnser versöner frü vnd spat.

Wackernagel

unbekannt – Vom geistlichen Ackermann

WAs wöllen wir aber heben an?
von einem hübschen Ackersman,
der uns den Acker thut mehren:
Gott der Vatter, Son, heiliger Geist,
der wirdt uns wol ernehren.

Er hat uns seine genade gethan,
hat uns geschencket sein einigen Son:
laß faren, laß faren, die starck sein,
Wir wöllens den selbigen Ackersman
bey seinem rechte lassen.

Jhesus war selber der Ackersman,
er hat sich selbs gespannet an,
er hat doch weder Roß noch Wagen,
Er hat gezogen biß in den todt
gar tieff in seine wunden.

Da Jhesus an dem Creutze hieng,
ein blinder Jüde vor uber ging,
er sprach zu seinem Knechte:
Knecht, stich dem Herrn sein hertzlein ab,
verkürtz jm seinen schmertzen.

Da Jhesus an dem Creutze stundt,
verblichen was jm sein roter mund,
er hub auch an zu schwitzen;
Er schwitzet das Wasser unnd auch das blut,
der gantzen Christenheit zu gut.

Da Jhesus an dem Creutze hieng,
ein rede auß seinem munde gieng:
ach Gott, mein Himlischer Vatter,
Befehl ich dir meinen Geist
in deine Göttliche hende!

Wer ist der uns das Liedlein dicht?
er hats auch von jm selber nicht,
Gott hats jm ein gegeben.
Ey, geb uns Gott nach dieser zeit
die freud das ewige leben! Amen.

Quelle

Hans Sachs – Das lied Maria zart:

verendert, und Christlich Corrigiert.

O Jesu zart, Götlicher art,
ain Roß on alle doren,
Du hast auß macht herwider bracht
das vor lang was verloren
Durch Adams fal; dir wardt die wal
von Gott vatter versprochen;
auff das nicht wurdt gerochen
mein sünd und schuld, erwarbstu huld;
wann kain trost ist, wa du nit bist
barmhertzigkeyt erwerben:
wer dich nitt hat und dein genad,
der muß ewigklich sterben.

O Christe milt, du hast gestilt
der Altvätter verlangen,.,
Die jar und tag in wee und klag
die vorhell het umbfangen,
Sendlicher not rufften: O Gott,
zerreyß des hymels pforten
und send uns des wir warten,
den Messiam, der uns abnam
die sendlich pein: das ist durch dein
vilfäültig blut verreren
gantz abgestelt, darumb dich zelt
all welt Christum den herren.

O Jesu rain, du bist allain
der sünder trost auff erden,
Darumb dich hat der ewig Rat
erwelet mensch zu werden
Uns all zu hayl darumb urtayl,
am jüngsten tag wirst richten
die dir glauben mit nichten.
O werde frucht, all mein zuflucht
han ich zu dir, ich glaub, hast mir
erworben ewig leben;
in dich hoff ich gantz vestigklick,
weyl du mir gnad thust geben.

O Christe groß, du edle Roß,
güttig an allen enden,
Wie gar gütlich, herr, hastu mich
wider zu dir lan wenden
Mit deinem wort; mein seel leyd mordt
bey den falschen Propheten,
die mich verfüret hetten
auff mancherley jr gleyßnerey,
auf werck ich hofft und mainet offt
genad mir zu erwerben,
Verlieffe dich: O herr, nit rich
mein unwissend verderben.

O Jesu feyn, dein wort gibt scheyn,
liecht klar als der Karfunckel,
Es hilfft auß pein den armen dein,
die sitzen in der dunckel;
Kain ru noch rast haben sy fast
wol in der menschen lere:
raych jn dein wort mitt gere,
Hilff jn dauon auff rechte pan
und sy selb tröst, seyt du erlöst
hast alle welt gemayne,
Das sy in dich hoffen ainich,
nit in jr werck unrayne.

O Christe werdt, so dein wort kert
von mir und sich der schaytte,
So kumm zu mier, beschütz mich schier,
auff das mich nitt verlaytte
Die menschen leer, die gleysset seer,
wer kan jr list erkennen? sy thut sich haylig nennen,
Ist doch entwicht und lebet nicht!
allain dein wort das ist der hort,
darinn das leben iste,
Da speyß mich mit, entzeuch mirs nit
zu ewigklicher friste!

O Jesu Christ, war Got du bist,
in dir ist kain gebrechen;
Es ist kain man, der mag und kan
dein glori groß außsprechen.
Dein hohes lob schwebt ewig ob,
dir ist als übergeben,
was ye gewann das leben,
Alle creatur: O Künig pur,
wenß darzu kumpt, das mein mundt stumbt,
leyplich den todt muß leyden,
Dann hilff du mir, das ich mit git
in deim wort mög abscheyden.

Quelle

Böhmische Brüder – Lehrgesang

SIng heut vnd frew dich, Christenheyt,
lob Gott mit grosser innigkeyt,
Denn ein Heylandt ist dir gesandt,
der Jesus Christus wird genannt.

Der nimbt sich deines kommers an
vnd waget sein leben daran,
Nimpt auff sich deine missethat
das er dir hülff aus aller not.

Ey nimm jn auch mit freuden an
vnd trit frölich auf seine ban,
Würff all deine gerechtigkeyt
zun füssen seiner heyligkeyt.

Erkenn vor jm dein sünd vnd schuld
vnd bitt jn, das er dir auch wolt
Als ein heylandt vnd milter Gott
ableschen deine missethat.

Ergieb dich jm mit seel vnd leyb,
auff das er dir inn dein hertz schreyb
Sein new gesetz, da durch du jn
erkenst vnd habst inn deinem sihn.

Nim an sein wort vnd trewe leer:
das ist die recht vnd höchste ehr,
Die Gott der Herr von vns begert:
o selig, wer inn der gewert!

Der mag getrost vnd wol gemut
trotzen wider der Hellen glut
Vnd dancken Gott on vnterlaß
für seine gab vnd wolthat groß.

Ey, sintemal wir Christen sein,
so last vns nu alle gemeyn
Regieren hie nach dieser leer,
Gott vnsrem Herrn zu lob vnd ehr.

O Herre Gott, nu steh vns bey
mit deiner genad, vnd verley,
Das wir durch dich werden regiert,
dich loben in Heyliger zierd!

Quelle

Michael Weisse – O Jesu zart

O Jesu zart, in newer art
entpfangen vnd geboren,
Du hast vns alles widerkart,
was Adam hat verloren
Im Paradieß, da er verließ
Gottes Bund und Gesetze,
fiel inn des Teuffels netze,
darauß der Todt und alle not
vber jun kamm vnd krafft gewan,
erbet auff seine Kinder,
dauon nu wir teglich vor dir
vns nur befinden Sünder.

O Christe, gantz Heylig vnd reyn
erschienen hie auff erden,
Durch niemandt denn durch dich allein
müssen wir selig werden;
Denn vnser thun, o Gottes Son,
ist vor dir nicht zu rhümen
sonder nur zu verthümen!
wo du uns lest vnd nicht vmbfehst,
noch zu dir zeuchst vnd recht erleuchst,
so ists mit vns verloren,
denn wer hie dein mitgnoß wil sein,
der muß sein newgeboren.

O Jesu, wares liecht der welt,
on dich kan niemandt finden
Den Weg, so Got hat außerwelt
zu vergebung der sünden.
O guter hyrt, wer sich nicht wird
von dir hie lassen weyden,
den wirstu dort außscheyden.
o mensch vnd Got, rechter weinstock!
wer nicht bekleybt dir eingeleibt,
den wirffestu ins fewer,
wer aber helt vnd frucht darstelt,
des Tod ist für dir thewer.

O Christe, ein felß vnd grundsteyn
aller, so dir vertrawen
Vnd sich auff dich von hertzen reyn
zum tempel Gottes bawen:
Hilff, das die stein auff dir allein
sich fest zusammen halten,
das keiner mög abspalten!
o gib, Jesu, deim völcklein rhu,
hilff, das mit frid inn deiner lieb
dich allzeyt mögepreysen
vnd, das du sie regierest hie,
durch eynigkeyt beweysen.

O Jesu, gnadreycher heyland,
hilff allen außerkornen,
So dich durch dein wort han erkannt,
seind also newgeboren!
Nimm eben war der kleinen schar,
so nach deim willen wandelt
vnd dein wort trewlich handelt!
was sie nicht kan, das zeig jr an
durch deinen Geyst, wie du wol weyst,
auff das sie deine warheyt
gantz hab vnd thu, erlang also
ewige freud vnd klarheyt. Amen.

Quelle