Elisa von der Recke – Freude über die Allgegenwart Gottes.

Gott, o Seele, schwing dich auf
Und freue dich der Wonne!
Er, der voll Huld der Welten Lauf,
Den Lauf der milden Sonne,
Er, der die ganze Schöpfung lenkt,
Auf jedem Tritt und Freude schenkt,
Er ist allgegenwärtig.

Wann sich in stiller Einsamkeit
Der Geist zu ihm erhebet,
Und voll der hohen Seligkeit
In heiliger Wonne schwebet;
Dann sieht sein milder Vaterblick
Mit Wohlgefallen unser Glück,
Er sieht’s allgegenwärtig.

Wann mancher Kummer uns betrübt,
Und Tränen uns entfließen;
Wann die, die wir bisher geliebt,
Nun unsern Fall beschließen:
So ist uns Gott mit seiner Kraft,
Der Gott, der immer Hilfe schafft,
Im Leid auch gegenwärtig.

Und wenn das Auge sterbend bricht,
Wann alle Sinnen schwinden,
Wann für erhabne Freundschaft nicht
Das starre Herz empfinden,
Nicht liebevoll mehr schlagen kann,
O höchstes Wesen! – dann, auch dann
Bist du uns gegenwärtig.

Zu Gott, mein Geist, schwing dich hinauf,
Und freue dich der Wonne!
Er, der voll Huld der Welten Lauf,
Den Lauf der milden Sonne,
Er, der die ganze Schöpfung lenkt,
Im Tod und Leben Freude schenkt,
Er ist allgegenwärtig.