Klepper, Jochen – Ich liege, Herr, in deiner Hut

1. Ich liege, Herr, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.

2. Du bist’s allein, Herr, der stets wacht,
zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finstrer Nacht
mit jäher Angst erfüllen.

3. Dein starker Arm ist ausgereckt,
daß Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch schreckt,
beschirmt und sicher wohne.

4. So will ich, wenn der Abend sinkt,
des Leides nicht gedenken,
das mancher Erdentag noch bringt,
und mich darein versenken,

5. wie du, wenn alles nichtig war,
worauf die Menschen hoffen,
zur Seite warst und wunderbar
mir Plan und Rat getroffen.

6. Weil du der mächt’ge Helfer bist,
will ich mich ganz bescheiden
und, was bei dir verborgen ist,
dir zu entreißen meiden.

7. Ich achte nicht der künft’gen Angst.
Ich harre deiner Treue,
der du nicht mehr von mir verlangst,
als daß ich stets aufs neue

8. zu kummerlosem, tiefem Schlaf
in deine Huld mich bette,
vor allem, was mich bitter traf,
in deine Liebe rette.

9. Ich weiß, daß auch der Tag, der kommt,
mir deine Nähe kündet
und daß sich alles, was mir frommt,
in deinen Ratschluß findet.

10. Sind nun die dunklen Stunden da,
soll hell vor mir erstehen,
was du, als ich den Weg nicht sah,
zu meinem Heil ersehen.

11. Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.

Nicolai, Philipp – So wünsch ich nun eine gute Nacht

So wünsch ich nun eine gute Nacht
Der Welt, und laß sie fahren,
Ob sie mir gleich viel Jammers macht,
Gott wirdt mich wol bewahren,
Ich meynt die Welt wer eytel Gold,
Befind es nun viel anders.

Ein Hirsch von Schlangen angesteckt,
Nach frischem Wasser schreyet,
Also hat mich zum Durst erweckt
Die Welt vermaledeyet,
Auch thät mir bang die alte Schlang,
Daß ich zu Gott muß schreyen.

Wann komm ich in dein Paradeiß,
Da schon viel Christen wohnen?
Und singen dir Lob, Ehr und Preiß,
Bekleidet mit der Sonnen?
Wenn holstu mich ins Himmelreich?
Da ich dein Antlitz schauwe.

Mein Seel hat noht, und leidet Qual,
Daß ich so lang muß harren,
Gespannet auff dem Jammerthal,
Als zög ich schwere Karren.
Da treibt jhrn Spott die falsche Rott
Mit mir in meinen Nöhten.

Sie fragen, Ja wo bleibt dein Gott?
Ja daß er dir erscheine.
Der Hohn kränckt mir mein Hertz und Blut,
Daß ich vor Trübsal weine.
Ey komm doch bald, Mein Auffenthalt,
Und reiß mich von der Erden.

Ey nimm mich in den Frewdensaal,
Von dir bereitet droben,
Da dich die Patriarchen all
Mit den Propheten loben:
Und da die Schar der Engel klar,
Umb deinen Thron herschweben.

Was kränckstu dich mein arme Seel?
Sey still und thue nicht wancken:
Gott ist mein Burg, mein Trost und Heyl,
Deß werd ich jhm noch dancken.
Drück dich, und leid, ein kleine Zeit,
Nach Angst kompt Freuwd und Wonne.

Da Kräutlein patientia
Wächst nicht in allen Garten,
Ach Gott, schaffdu mirs immer dar,
Daß ich könn deiner warten.
Sonst bin ich sehr betrübt und schwer
Von Angst auff dieser Erden.

Ich sehe, daß dein Zorn, wie ein Flut
Dem gantzen Land begegnet:
Und daß es schrecklich brausen thut,
Wo sich dein Grimm erhebet.
Die Wellen gar ich auch erfahr
Sampt deinen Wasserwogen.

Darumb bin ich der Welt so müd,
All Tag und Nacht ich weine:
Und laß nicht ab biß deine Güt,
Verheissen mir, erscheine:
Nun eyl doch fort, mein trawter Hort,
Und nim mich hin in Frieden.

Wie lang soll ich hie trawrig gehn,
Da mich die Feinde plagen?
Es ist ein Mord in meinem Bein,
Daß sie gantz höhnlich fragen,
Sag an, wo ist dein Jesus Christ?
Ja, daß er dich erlöse?

Gedult, Gedult du trawrige Seel,
Gedult ist hie von Nöhten,
Biß uns der lieb Immanuel
Von diesen argen Kröten
Wol zu sich reiß ins Paradeiß.
Da werden wir jhm dancken.

L. Curtze
D. Philipp Micolai’s
Leben und Lieder.
Halle,
Verlag von J. Fricke.
1859

Johann Halbmeyr von Merckendorf – Ein schöner Abentreien

DEr Meie, der Meie bringt uns der blümlein viel,
ich trag ein freies Gemüte, Gott weis wol, wen ich wil,
Gott weis wol, wen ich wil!

Ich will Christum den Herrn, der unser Heiland ist,
Er tregt das Creutz für unser sünd, ja wie man von jm list,
ja wie man von jm list.

Wir waren all gefangen, in Tod warn wir verlorn,
die sünd die quelt uns nacht und Tag, darin wir warn geboren,
darin wir warn geboren.

Und niemandt kundt uns helffen, denn unser HERR allein,
ist uns zu gut geboren von einer Jungfraw rein,
von einer Jungfraw rein.

Und ist für uns gestorben, erstandten von dem Todt,
hat uns das Heil erworben, geholffen aus der not,
geholffen aus der not.

Er hat das Gesetz erfüllet, das uns so hart verklagt,
und das Füncklein gestillet, das unser gewissen nagt,
das unser gewissen nagt.

Er ist der Weg, das Liecht, die Pfort, die Warheit unnd das Leben,
er ist des Vaters ewigs Wort, das er uns hat gegeben,
das er uns hat gegeben.

Er hat den Tod uberwunden, die Hell gerissen ein,
die Sünd hat er verschlungen, geholffen aus der pein,
geholffen aus der pein.

Er will die nicht verlassen, die an jn glauben seind:
das hat er uns versprochen, wenn wir sein Kinder sein,
wenn wir sein Kinder sein.

Darumb, wer jm vertrawen kan, verlest er nimmer mehr,
demselben unserm HERREN, dem sey lob, preis und ehr
von ewigkeit bisher!

Quelle

Johann Mathesius – Ein Kinder Joseph,

nicht in der Kirchen, sonder im Hause zu singen, die Christen Kinder mit zu schweigen oder ein zu wieden.
Im Thon Resonet in laudibus etc.



O Jhesu, liebes HERRlein mein,
hilff mir wiegen mein Kindelein!
Es sol zu lohn dein Diener sein,
im Himelreich
und in der lieben Christenheit.
Eia, Eia!
Schlaff du liebes Kindelein!
der heilig Christ wil bey dir sein
mit seinen lieben Engelein
in ewigkeit.
O mein liebes Jhesulein,
du Tröster mein,
erfrew mich fein
und mach uns arme würmbelein
zu Dienern dein!

O Jhesu, Gottes Sönelein
unnd Marien Kindelein,
Laß dir mein Kind befolhen sein
im Himelreich
und in seim kleinen Wiegelein!
Eia, Eia!
Schlaf mein hertzes Kindelein,
dein Christ bringt dir gut Opffelein,
baut dir ein schönes Heufelein
im Himelreich!
O du trautes Jesulein,
Gotts Lemmelein,
erbarm dich mein
und faß mich auff dein Rückelein
und trag mich fein!

O Jhesu, liebes Brüderlein,
du wolst Emanuelchen sein
Unnd unser Ewigs Priesterlein
im Himelreich
und in der lieben Christenheit!
Eia, Eia!
Schweig, du trautes Kindelein,
es beist dich sonst das Esellein
unnd stösst dich Josephs öchselein
zu Bethlehem!
O du süsses Jesulein,
erhalt uns rein
im glauben dein
bitt für uns arme Sünderlein
den Vatter dein!

Jesus, das zarte Kindelein,
lag in eim harten Krippelein,
Gewindelt inn die tüchelein
zu Bethlehem
im finstern stal beim öchselein.
Eia, Eia!
Joseph kocht ein Müselein,
Maria streichts jrem Sönlein ein,
das küß wermet ein Engelein,
und singet fein.
O du liebes Jesulein,
die unschuld dein
laß unser sein,
unnd mach uns arme LEutelein
heilig und rein!

Quelle

Zwick, Johannes – Jetzt ist aber mein Tag dahin

1.) Jetzt ist aber mein Tag dahin,
An dem ich zwar sollt worden sein
Gottfälliger und g’schickter viel,
Denn darum gibt Gott alle Ziel‘.

2.) Ach Gott, was ich denn Übels tan
Den ganzen Tag, auch unterlan
Des Guten viel und Zeit versäumt,
Die hin ist und nicht wiederkommt.

3.) Und wie ich mich versündigt hab,
Herr, das lass sein ganz tot und ab
Und tilg’s all’s aus in Jesu Christ,
In dem du z’frieden g’stellet bist.

4.) Und hab an meinen Tun vergüt,
Du kennst ja wohl mein Fleisch und Blut,
Wie ich so langsam und so träg,
Zu lernen deinen heilgen Weg.

5.) Hab ich dann etwas Guts getan,
Die Lehr‘ und Zucht wohl angenomm‘,
Dass ich’s dann halt und nicht vergess‘,
Allzeit allein dein Ehr‘ ermess.

Weiße, Michael – Christe, der du bist Tag und Licht

1.) Christe, der du bist Tag und Licht,
Vor dir ist, Herr, verborgen nicht,
Du väterliches Lichtes Glanz,
Lehr‘ uns den Weg der Wahrheit ganz.

2.) Wir bitten dein‘ göttliche Macht,
Beschirm uns, Herr, in dieser Nacht,
Bewahr uns, Herr, vor allem Leid,
Gott Vater der Barmherzigkeit.

3.) Vertreib den schweren Schlaf, Herr Christ,
Dass uns nicht schad‘ des Feindes List.
Das Fleisch in Züchten reine sei,
So sind wir mancher Sorge frei.

4.) So unsre Augen schlafen ein,
So lass das Herze wacker sein.
Beschirm uns Gottes rechte Hand,
Und lös uns von der Sünden Band.

5.) Beschirmer, Herr der Christenheit
Dein Hilf allzeit sei uns bereit.
Hilf uns, Herr Gott, aus aller Not
Durch dein‘ heil’ge fünf Wunden rot.

6.) Gedenk, o Herr, der schweren Zeit,
Darin der Leib gefangen leigt.
Der Seelen, die du hast erlöst,
Gib, o Herr Jesu, deinen Trost.

7.) Gott Vater sei Lob, Ehr‘ und Preis,
Dazu auch seinem Sohne weis,
Des Heilgen Geistes Gütigkeit
Von nun an bis in Ewigkeit.

Böhmische Brüder – Die Nacht ist kommen

Die Nacht ist komen,
drinn wir rugen sollen:
Gott walts zu frommen
nach seim wolgefallen,
Das wir uns legen
in seim gleit und segen
durch sein zupflegen!

Treib, Herr, von uns fern
die unreine Geister!
Halt die nachtwach gern,
sey selbs unser Schutzherr!
Schirm beid, leib und seel,
unter deine flügel,
send uns dein Engel!

Las uns einschlaffen
mit guden gedancken,
Frölich auffwachen
und von dir nicht wancken!
Las uns mit zuchten
unser thun und tichten
zu deim preis richten!

Pfleg auch der krancken
durch deinen Geliebten!
Hilff den gefangnen,
tröste die betrübten!
Pfleg auch der kinder,
sey selbs jr Fürmünder,
des Feinds neid hinder!

Vater, dein Name
werd von uns gepreiset!
Dein Reich zukome,
dein Will werd beweiset!
Frist unser Leben,
wollst die Schuld vergeben,
erlös uns, amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Weisse, Michael – Abendlied

DIe Sonne wird mit jrem schein
eine weyl ytzt nicht bey uns sein:
O Gott, du unbegreyfflich liecht,
weych du nur von uns armen nicht!

Zu dir steht unser zuuersicht
auff dich ist unser thun gericht,
Und wenn du uns liessest faren
so könd uns niemands bewaren.

Denn der Feind haben wir sehr vil,
die auff uns schiessen wie zum zil,
Und wenn wir on dich entschlieffen,
so hetten sie uns ergriffen.

Wir opffern uns dir gantz und gar,
o Vater, nimm heynt unser war,
Das uns die Feind nicht verzeren
weyl wir uns nicht können wehren.

Gesegne uns inn deinem Son,
on welchen wir nichts können thun,
Gib, das unser hertz bey dir bleyb
und morgen deins lobes mer treyb.

Ey nu, Gott Vater und schöpffer,
nimm an unser abent opffer
Durch Jesum Christum, deinen Son,
unsern mitler vor deinem thron! Amen.

Spangenberg, Cyriacus – Der Hymnus „Conditor alme syderum“.

O HERR GOtt, Schöpffer aller Stern,
ein ewigs Liecht der Glaubigen!
HERR Christ, der gantzen Welt Heiland,
laß unser bitt dir sein bekannt!

Gar hart es dir zu wider war,
daß wir solten verderben gar,
Drumb halffstu der verlornen Welt
durch ein Artzney, von dir bestellt.

Da nu erfüllet war die Zeit,
gleich als ein Breutgam wol bereit
Tratstu her auß der Kammer dein,
auß der Jungfrawen Leib so rein.

Für deiner grossen Macht allhie
sich biegen müssen alle knie
Auff erden unnd ins Himmels Thron,
die müssen all seyn unterthan.

Die Sonn den Nidergang bewart,
der Mond behellt sein bleichlet art,
Die Sterne leuchten hell und klar,
lauffen gantz richtig wunderbar.

Wir bitten dich, HERR JEsu Christ,
der du ein Richter künfftig bist,
Behüt uns all in dieser Zeit
fürs bösen feindes list und neid!

Lob, Ehr, Krafft, Ruhm unnd Preiß sey thon
GOtt Vatter und seim lieben Sohn,
Darzu dem Tröster heilgen Geist
von nun an biß in ewigkeit!

Hermann, Nikolaus – Der Abend Segen.

//In Tons eodem.//

HInunter ist der Sonnenschein,
die finstre nacht bricht starck herein:
Leucht uns, HErr Christ, du wares liecht,
las uns im finstern tappen nit!

Dir sey danck, das du uns den tag
für schaden, fahr und mancher plag
Durch deine Engel hast behüt
aus gnad und veterlicher güt.

Womit wir han erzürnet dich,
dasselb verzeih uns gnediglich,
Und rechnes unser Seel nicht zu,
las uns schlaffen mit fried und rhu.

Durch deine Engel die wach bestell,
das uns der böse feind nicht fell!
Für schrecken, gspenst und fewers not
behüt uns heint, o lieber Gott!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer