Freder, Johann – Ich dank dir Gott (Morgenlied)

1. Ich dank‘ dir, Gott!
für all‘ Wohlthat,
daß du auch mich
so gnädiglich
die Nacht behüt’t
durch deine Güt‘
und bitte fort,
o Gott, mein Hort!
vor Sünd‘ und G’frahr
mich heut‘ bewahr‘,
daß mir kein Böses widerfahr‘.

2. Ich b’fehl‘ dir, Herr!
mein‘ Seel‘ und Ehr‘,
Herz, Sinn und Muth,
mein’n Leib und Gut
und all‘ das Mein‘;
der Engel dein
hab‘ mich in Acht,
daß nicht find‘ MAcht
der Feind an mir,
nach sein’r Begier,
noch mich in Sünd‘ und Lüsten führ‘.

3. Auch woll’st du, Herr!
vergeben mir
durch deine Huld
mein‘ Sünd‘ und Schuld,
wo ich an dich
vergangen mich,
unrecht gethan,
o Herr! verschon‘
zu aller Frist
durch Jesum Christ,
der unser ein’ger Mittler ist.

Geistlicher Liederschatz

Freder, Johann – Ein anderes Morgengebet (ICk danck dy, Godt, vor alle dine woldadt)

ICk danck dy, Godt, vor alle dine woldadt,
dat du heffst my so gnedichlick
bether behödt dorch dine gudt,
Und bidde dy vort: O Godt, myn hordt,
vor sündt und vahr my stedes bewar,
wente du heffst getelt mines höuedes har.

Erholdt my, Here, by gelimp unnd ehr,
nym in dyn hödt Lyff, Seel und Gudt,
gemahl und kindt und myn gesindt!
De Engel dyn myn beschütter syn,
dem viende wehr syn vorsatlick beschwer,
in dine handt beuel ick my, O Godt myn Herr.

Here, lath dyn Wordt an allem ordt
dorch dine Knecht vorkünden recht,
fry, apenbar, rein, luther und klar!
Ach leue Here, dem Sathan wehr,
diner leue brunst entfenck in uns
dorch dines hilligen Geistes gunst.

Godt Vader, ick danck myn leeuenlanck
diner Mayestat vor alle woldat;
ock by, Here Christ, unnd dem hilligen Geist,
De my recht lehr, myn gelouen mehr;
dorch Christi dodt in der lesten nodt,
O Got, min arme Seel nym hen in dyn behödt!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Freder, Johann – Ein Morgengebet (ICk dancke dy, Godt, vor alle woldat,)

ICk dancke dy, Godt, vor alle woldat,
dat du ock my hefft gnediglick
de nacht behüdt dörch dine gud,
Und bidde nu vort: O Godt, myn hordt,
vor sünden unnd vahr my hüdt bewar,
dat my kein böses wedderfar!

Ick beuel dy, Herr, mine Seel und ehr,
hert, sinn unnd mudt, myn Lyff unnd gudt
und all dat mine: de Engel dyn
Hebb miner acht, dat nicht vinde macht
de viendt an my nha sinem bger
und my in sünde mit listen vör.

Ock woldest, Here, vorgeuen my
dorch dine huldt myn sünd und schuldt:
ick heb an dy vorgrepen my,
Unrecht gedan! HERR, gnad und schon
tho aller frist dorch Jesum Christ,
de unse einige Midler ist!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Freder, Johann – Ach lieber Herre Jesu Christ, der du ein Kindlein worden bist

1. Ach lieber Herre Jesu Christ,
der du ein Kindlein worden bist,
von einer Jungfrau rein geborn,
daß wir nicht möchten sein verlorn,

2. du hast die Kinder nicht veracht‘,
da sie sind worden zu dir bracht,
du hast dein Händ auf sie gelegt,
sie schön umfangen und gesagt:

3. »Die Kinder lasset kommen her
zu mir, ihn‘ niemand solches wehr,
denn solcher ist das Himmelreich,
die man mir bringt, beid, arm und reich.«

4. Ich bitt, laß dir befohlen sein,
ach lieber Herr, dies Kindelein,
behüte es vor allem Leid
und alle in der Christenheit.

5. Durch deine Engel es bewahr
vor Unfall, Schaden und Gefahr;
erbarm dich seiner gnädiglich,
gib deinen Segen mildiglich.

6. Gib Gnad, daß es gerate wohl
zu deinen Ehrn und Wohlgefalln,
auf daß es hier gottseliglich,
hernach auch lebe ewiglich.

Tech, Nikolaus – Das Sanctus (Niederdeutsch)

1534?

Aus dem niederdeutschen GB. Magdeborch, Hans Walther. 1534.

Hillich ys Godt de Vader,
Hillich ys Godt de Sone,
Beider Geist, truwe rader,
Hillich ist, rein unde schön,
Ein eniger woldeder
Unser unde unser veder;
Mit vlith he uns vorsorget.

Starcke Vörste, mechtige Here
Aver Sebaoth, alle
Sünde, Dodt unde de Helle
Vor em gantz möthen vallen.
Darüm hemmel unde erden
Vull syner eere werden
Unde schrien Hosianna.

Christe sy alle tidt prise,
De dar quam jn Gades namen
Mit wunderliker wise,
Unse viende all thosamen
Weldich hefft averwunnen
Unde syn rick jngenamen.
Nu ropt all Hosianna.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Freder, Johann – Preis der Hülfe Gottes (Myn‘ Seele schall nah Hertengrund)

Der 145ste Psalm

Myn‘ Seele schall nah Hertengrund
Dy laven, Godt myn Herr;
Dyn Loff schall singen stets myn Mund
Und prysen hoch dyn‘ Ehre.
Ick will myn ganze Levenlang
Dy, Godt myn Here, seggen Dank‘,
Dewyle ick bin up Erden.

Dy gehört, Godt Here, (Prys) Ehr‘ und Loff!
Du helpen kannst alleine.
Alle Försten sint ock Erd‘ und Stoff,
Wo ander‘ Minschen gemeine.
Darup sick Nemandt lathen schall;
ER‘ Hülp döcht doch nicht averall,
Wenn rechte Nodt und drücket.

Idt sy ein Minsch wo groth he kann,
Den Geist moth he upgeven;
Tho syner Tydt moth he darvan,
He kann nicht ewich leven.
Tho Erd he wedder werden moth;
So ys denn alle Höpening uth,
All Anschläg synt vorlaren.

Wol dem, de Godt den Heren anröpt
Und sick em ganz vortruwet
In Nodt, Dodt, tho em allein löpt,
Von Herten up en buwet!
Wol em! He nicht vorderven kann,
Wol Godt sick syn nimmt sülvest an;
De wert en wol bewaren.

De Herr gewißlick helpen kann;
Syn‘ Macht de heft neen Ende,
Den Hemmel, Meer und Erdenplan
Gemaket hebben syn‘ Hände
Und allem wat darinne is;
Ock is syn‘ Thosage vast und gewiß,
Denn de holt ewich Loven.

Vortruw du Godt und roep en an,
So du Gewwalt most lyden.
He helpen will, dartho ock kann;
He is up diner Syden.
He schaffet Recht in solcker Nodt,
Und kann der Bösen Avermodt
Gar balde mit Schrecken stillen.

Godt kann thostören mit Gewalt
Godtloser Lüde Anschläge,
Dat er Vornemen uphöre bald;
Thorügge drift he er‘ Wege,
Dat all er Doen den Krevetgang gah,
Und ere Freud‘ nicht lang bestah,
Mackt schnell mit en ein Ende.

De Here ys Köninck ewichlick,
Heft alles in sinen Händen;
De Herr regert geweldichlick
Von Anfang beth thom Ende.
Von nu an beth in Ewicheit,
Zion, du rechte Christenheit,
Schallt Alleluja singen.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit

Franz, Ignaz – Grosser Gott, wir loben Dich

Großer Gott, wir loben dich,
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.

Alles, was dich preisen kann,
Cherubim und Seraphinen
stimmen dir ein Loblied an,
alle Engel, die dir dienen,
rufen dir stets ohne Ruh:
Heilig, heilig, heilig! zu.

Heilig, Herr Gott Zebaoth,
heilig, Herr der Kriegesheere,
starker Helfer in der Not!
Himmel, Erde, Luft und Meere
sind erfüllt von deinem Ruhm;
alles ist dein Eigentum.

Der Apostel Christi Chor,
der Propheten große Menge,
schickt zu deinem Thron empor
neue Lob- und Dankgesänge;
der Blutzeugen große Schar
lobt und preist dich immerdar.

Auf dem ganzen Erdenkreis
loben Große und auch Kleine
dich, Gott Vater; dir zum Preis
singt die heilige Gemeine;
sie ehrt auch auf seinem Thron
deinen eingebornen Sohn.

Sie verehrt den heiligen Geist,
welcher uns mit seinen Lehren
und mit Troste kräftig speist,
der, o König aller Ehren,
der mit dir, Herr Jesu Christ,
und dem Vater ewig ist.

Sieh dein Volk in Gnaden an,
hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
leit es auf der rechten Bahn,
daß der Feind es nicht verderbe.
Wart und pfleg es in der Zeit,
heb es hoch in Ewigkeit.

Alle Tage wollen wir
dich und deinen Namen preisen
und zu allen Zeiten dir
Ehre, Lob und Dank erweisen.
Rett aus Sünden, rett aus Tod,
sei uns gnädig, Herre Gott.

Herr, erbarm, erbarme dich;
auf uns komme, Herr, dein Segen;
leit und schütz uns väterlich,
bleib bei uns auf allen Wegen!
Auf dich hoffen wir allein;
laß uns nicht verloren sein.

Franke, August Hermann – Nun aufwärts froh den Blick gewandt

Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsers Meisters Hand,
und unser Herr geht mit.

Vergesset, was dahinten liegt
und euern Weg beschwert:
was ewig euer Herz vergnügt,
ist wohl des Opfers wert.

Und was euch noch gefangen hält,
o werft es von euch ab!
Begraben sei die ganze Welt
für euch in Christi Grab!

So steigt ihr frei mit ihm hinan
zu lichten Himmelshöhn.
Er uns vorauf, er bricht uns Bahn;
wer will ihm widerstehn?

Drum aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsers Meisters Hand,
und unser Herr geht mit.

Franke, August Hermann – Mehr Glauben verleih mir

Mehr Glauben verleih mir,
mehr Licht und mehr Mut,
mehr Trost und Vergebung,
zum Beten mehr Glut,
mehr Schmerz um die Sünde,
mehr Scheu vor der Schuld,
mehr Stille im Harren,
im Leid mehr Geduld.

Mehr Hoffnung entzünde,
mehr Sehnsucht in mir,
mehr Lust nach dem Himmel,
mehr Heimweh nach Dir!
Mehr Aufblick nach oben,
mehr Tröstung im Weh,
mehr Segensgewißheit,
mehr Kraft aus der Höh!

Mehr mildes Erbarmen,
mehr brünstige Lieb,
mehr Sanftmut und Frieden,
mehr Opfersinn gib,
mehr Einfalt und Wahrheit,
mehr Demut dazu!
Ja, nimm mich und mach mich,
mein Heiland, wie Du!

Francke, August Hermann – Gott Lob! ein Schritt zur Ewigkeit

Gott Lob! ein Schritt zur Ewigkeit
Ist abermals vollendet.
Zu dir im Fortgang dieser Zeit
Mein Herz sich sehnlich wendet,
O Quell, daraus mein Leben fleußt,
Und alle Gnade sich ergeußt
In meine Seel‘ zum Leben.

Ich zähle Stunden, Tag‘ und Jahr‘,
Und wird mir allzulange,
Bis es erscheint, daß ich gar,
O Leben, dich umfange,
Damit, was sterblich ist in mir,
Verschlungen werde ganz in dir,
Und ich unstertblich werde.

O daß du selber kämest bald!
Ich zähl‘ die Augenblicke.
Ach komm‘, eh‘ mir das Herz erkalt‘,
Und sichs zum Sterben schicke!
Komm doch in deiner Herrlichkeit,
Schau! deine Braut hat sich bereit:
Die Lenden sind umgürtet.

Komm! ist die Stimme deiner Braut:
Komm! rufet deine Fromme.
Sie ruft und schreyet überlaut:
Komm bald, ach Jesu, komme!
So komme denn, mein Bräutigam,
Du kennest mich, o Gotteslamm,
Daß ich dir bin vertrauet.

Doch sey dir ganz anheimgestellt
Die rechte Zeit und Stunde;
Wiewohl ich weiß, daß dirs gefällt,
Daß ich mit Herz und Munde
Dich kommen heiße, und darauf
Von nun an richte meinen Lauf,
Daß ich dir komm‘ entgegen.

Ich bin vergnügt, daß mich nichts kann
Von deiner LLiebe trennen,
Und daß ich frey vor Jedermann
Dich darf den Bräutgam nennen,
Und du, o theurer Lebensfürst,
Dich dort mit mir vermählen wirst,
Und mir dein Erbe schenken.

Drum preis‘ ich dich aus Dankbarkeit,
Daß sich der Tag (die Nacht, die Stund) geendet
Und also auch von dieser Zeit
Ein Schritt nochmals vollendet,
Und schreite hurtig weiter fort,
Bis ich gelange an die Pfort‘
Jerusalems dort oben.

Wenn auch die Hände lässig sind
Und meine Knie wanken,
So biet‘ mir deine Hand geschwind
In meines Glaubens Schranken,
Damit durch deine Kraft mein Herz
Sich stärke, und ich himmelwärts
Ohn Unterlaß aufsteige.

Geh, Seele, frisch im Glauben dran,
Und sey nur unerschrocken.
Laß dich nicht von der rechten Bahn
Die Lust der Welt ablocken.
So dir der Lauf zu langsam deucht,
So eile, wie ein Adler fleugt,
Mit Flügeln süßer Liebe.

O Jesu, meine Seele ist
Zu dir schon aufgeflogen:
Du hast, weil du voll Liebe bist,
Mich gänzlich ausgesogen.
Fahr hin, was heißet Stund und Zeit!
Ich bin schon in der Ewigkeit,
Weil ich in Jesu lebe.

Rambach – Anthologie christlicher Gesänge aus der neueren Zeit
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