Spitta, Carl Johann Philipp – O selig Haus, wo man dich aufgenommen

O selig Haus, wo man dich aufgenommen,
Du wahrer Seelenfreund, Herr Jesu Christ;
Wo unter allen Gästen, die da kommen,
Du der gefeiertste und liebste bist;
Wo aller Herzen dir entgegenschlagen
Und aller Augen freudig auf dich sehn;
Wo aller Lippen dein Gebot erfragen
Und alle deines Winks gewärtig stehn!

2. O selig Haus, wo Mann und Weib in einer,
deiner Liebe eines Geistes sind,
Als beide eines Heils gewürdigt, keiner
Im Glaubensgrunde anders ist gesinnt;
Wo beide unzertrennbar an dir hangen
In Lieb‘ und Leid, Gemach und Ungemach,
Und nur bei dir zu bleiben stets verlangen
An jedem guten wie am bösen Tag!

3. O selig Haus, wo man die lieben Kleinen
Mit Händen des Gebets ans Herz dir legt,
Du Freund der Kinder, der sie als die Seinen
Mit mehr als Mutterliebe hegt und pflegt;
Wo sie zu deinen Füßen gern sich sammeln
Und horchen deiner süßen Rede zu
Und lernen früh dein Lob mit Freuden stammeln,
Sich deiner freun, du lieber Heiland, du!

5. O selig Haus, wo du die Freude teilest,
Wo man bei keiner Freude dein vergißt!
O selig Haus, wo du die Wunden heilest
Und aller Arzt und aller Tröster bist,
Bis jeder einst sein Tagewerk vollendet,
Und bis sie endlich alle ziehen aus
Dahin, woher der Vater dich gesendet,
Ins große, freie, schöne Vaterhaus!

Spitta, Carl Johann Philipp – Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!

Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!
Sehet, wie er voll Erbarmen über uns sein Antlitz neigt!
Seht, wie er das Allerbeste für das Allerschlechtste gibt,
seinen Sohn für unsre Sünden; sehet, seht, wie er uns liebt!

Sehet, sehet, welche Liebe unser Heiland zu uns trägt,
wie er alles für uns leidet, selbst, daß man ans Kreuz ihn schlägt,
wie er da auch noch den letzten Tropfen Bluts für uns vergießt!
Sehet, sehet, ob das nicht Liebe, namenlose Liebe ist!

Sehet, sehet, welche Liebe uns erzeigt der heilge Geist,
wie er auch den ärgsten Sünder gern zum Leben unterweist,
wie er strafend, lehrend, tröstend immer zu den Menschen spricht!
O wer priese solche große, dreifach große Liebe nicht!

Spitta, Carl Johann Philipp – Was in dem Herrn du tust

Was in dem Herrn du tust, das wird gelingen,
Die Ehre Ihm, dann ist der Segen dein.
Er gibt das rechte Wollen und Vollbringen,
Er will im Großen stets wie im Geringen
Der Herr und Schöpfer aller Werke sein.
Die Händ‘ ans Werk, die Herzen himmelan,
So wird allein ein gutes Werk getan.

Es ist auch vor dem Herrn nichts so geringe,
Daß Er nicht hilfreich dir zur Seite steh‘,
Die Kräfte gebe, daß es wohl gelinge,
Und selbst zu einem solchen End‘ es bringe,
Daran dein Auge seine Freude seh‘.
Rufst du bei allem Seinen Beistand an,
Dann wird auch alles herrlich abgetan.

Er weiß das Herz in Freude zu erhalten,
Scheint dir die Arbeit mühevoll und schwer;
Er läßt dich nicht beim kalten Werk erkalten,
Scheucht von der Stirn des Unmuts trübe Falten,
Er gibt Geduld, gibt Fleiß und noch viel mehr;
Das Kleinste, was dem Kleinsten du getan,
Sieht Er, als ob es Ihm geschehen, an.

Und ist Er bei dir, dann zerstreut Er nimmer
Die Kräfte dir, o nein, Er sammelt sie;
Verbreitet einen freudenhellen Schimmer
Auf deiner Hände Werke, daß dir immer
Zur Lust die Last, zur Freude wird die Müh‘,
Für das, was deine Hand mit Ihm getan,
Wird stets dein Herz von Ihm den Lohn empfahn.

Wie selig ist’s, vor Augen Ihn zu haben,
Mit Ihm zu reden jetzt und allezeit,
An Seinem Zuspruch Herz und Sinn zu laben,
Sich zu getrösten Seiner Gnadengaben,
Stets froh zu sein bei Seiner Freundlichkeit,
So froh, daß es die Welt nicht fassen kann,
Wie leicht du deine Arbeit abgetan.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wie wird uns sein

Wie wird uns sein, wenn endlich nach dem schweren,
doch nach dem letzten ausgekämpften Streit
wir aus der Fremde in die Heimat kehren
und einziehn in das Tor der Ewigkeit;
wenn wir den letzten Staub von unsern Füßen,
den letzten Schweiß vom Angesicht gewischt
und in der Nähe sehen und begrüßen,
was oft den Mut im Pilgertal erfrischt!

Wie wird uns sein, wenn wir vom hellen Strahle
des ew’gen Lichtes übergossen stehn
und, o der Wonne! Dann zum ersten Male
uns frei und rein von aller Sünde sehn;
wenn wir durch keinen Makel ausgeschlossen
und nicht zurückgescheucht von Schuld und Pein,
als Himmelsbürger, Gottes Hausgenossen,
eintreten dürfen in der Sel’gen Reih’n!

Wie wird uns sein! O was kein Aug gesehen,
kein Ohr gehört, kein Menschensinn empfand,
das wird uns werden, wird an uns geschehen,
wenn wir hineinziehn ins gelobte Land.
Wohlan, den steilen Pfad hinangeklommen!
Es ist der Mühe und des Schweißes wert,
dahin zu eilen und dort anzukommen,
wo mehr, als wir verstehn, der HErr beschert!.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben

Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben;
Wir sind des Herrn, der einst für alle starb;
Wir sind des Herrn und werden alles erben;
Wir sind des Herrn, der alles uns erwarb.

2. Wir sind des Herrn. So laßt uns ihm auch leben,
Sein eigen sein mit Leib und Seele gern
Und Herz und Mund und Wandel Zeugnis geben,
Es sei gewißlich wahr: Wir sind des Herrn.

3. Wir sind des Herrn. So kann im dunkeln Tale
Uns nimmer grau’n, uns scheint ein heller Stern,
Der leuchtet uns mit ungetrübtem Strahle,
Es ist das teure Wort: Wir sind des Herrn.

4. Wir sind des Herrn. So wird er uns bewahren
Im letzten Kampf, wo andre Hilfe fern;
Kein Leid wird uns vom Tode widerfahren,
Das Wort bleibt ewig wahr: Wir sind des Herrn.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wort des Lebens, lautre Quelle

Wort des Lebens, lautre Quelle,
die vom Himmel sich ergießt,
Lebenskräfte gibst du jedem,
der dir Geist und Herz erschließt;
der sich wie die welke Blume,
die der Sonnenbrand gebleicht,
dürstend von dem dürren Lande
zu der Quelle niederneigt.

Ohne dich, was ist die Erde?
Ein beschränktes, finst’res Tal,
ohne dich, was ist der Himmel?
Ein verschloßner Freudensaal.
Ohne dich, was ist das Leben?
Ein erneuter finstrer Tod.
Ohne dich, was ist das Sterben?
Nachtgrau’n ohne Morgenrot.

Wort des Lebens, du erleuchtest,
doch erwärmst du auch zugleich;
eine Hölle offenbarst du,
aber auch ein Himmelreich,
furchtbar schreckest du den Sünder
aus der dumpfen, trägen Ruh’;
doch aus Liebe sprichst du wieder
dem Bußfert’gen Gnade zu.

Einen Richter lehrst du fürchten,
der mit rechter Waage wägt;
doch auch einen Vater lieben,
der mit Langmut alle trägt,
einen Gott, der den Geliebten
ew’gen Sohn zum Opfer gibt,
der an ihm die Sünde richtet,
und in ihm die Sünder liebt.

Spitta, Carl Johann Philipp – Gehe hin in Gottes Namen

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.

Müßigstehen ist gefährlich,
heilsam unverdroßner Fleiß,
und es steht dir abends ehrlich
an der Stirn des Tages Schweiß.

Sieh nicht aus nach dem Entfernten,
was dir nah liegt, mußt du tun.
Säen mußt du, willst du ernten,
nur die fleiß’ge Hand wird ruhn.

Weißt du auch nicht, was geraten
oder was mißlingen mag,
folgt doch allen guten Taten
Gottes Segen für dich nach.

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.

Spengler, Lazarus – Christ ist der Weg, das Licht, die Pfort

1. Christ ist der Weg, das Licht, die Pfort,
die Wahrheit und das Leben,
des Vaters Rat und ewigs Wort,
den er uns hat gegeben,
zu einem Schutz, daß wir mit Trutz
an ihn fest sollen glauben;
darum uns bald kein Macht
noch Gwalt aus seiner Hand wird rauben.

2. Wer hofft auf Gott und ihm vertraut,
der geht nie mehr verloren;
denn wer auf diesen Felsen baut,
mag ihm auch widerfahren
viel Unfall hier, hab ich doch nie
den Menschen sehen fallen,
der sich verläßt auf Gottes Trost;
er hilft sein‘ Gläub’gen allen.

3. Ich bitt, o Herr, aus Herzensgrund,
du wollst nicht von mir nehmen
dein heiligs Wort aus meinem Mund,
so wird mich nicht beschämen
mein Sünd und Schuld; denn in dein Huld
setz ich all mein Vertrauen;
wer sich nun fest darauf verläßt,
der wird den Tod nicht schauen.

4. Mein Füßen ist dein heiligs Wort
ein Leuchte nah und ferne,
ein Licht, das mir den Weg weist fort;
so dieser Morgensterne
in uns aufgeht, so bald versteht
der Mensch die hohen Gaben,
die Gottes Geist denen verheißt,
die Hoffnung darauf haben.

Spengler, Lazarus – Der hundert und sieben und zwentzigst Psalm

Aus dem. Val. Babstschen Gesangbuche von 1545

1. Vergebens ist all mühe und kost,
wo nicht das haus Gott selber bawt:
Also ist auch der mensch trostlos,
wo er sein eigen krefften trawt.
Denn wo die stad Gott mit seim rat
nicht selbst erhelt und schützet,
man wach und hut on Gottes gut,
fürwar, das solchs nicht nützet.

2. Was hilffts, das wir für tags auff stehn
und auff uns laden sorgen viel,
So doch all unser anschleg gehn
allein wie Gottes ordnung wil!
Und ob dein brod gleich wird mit radt
unnd komer uberkomen:
wenn Gott dir nit solchs segnet mit,
was reicht dir das zu fromen?

3. Der himlisch Vater thuts allein,
das land und leut wird wol regiert.
Wir sehens teglich, als ich mein,
und wenn nicht hütet dieser hirt,
All regiment nem bald ein end,
wers noch so fest erbawet:
wie elend leut sein wir denn heut,
daß wir im nicht vertrawen?

4. Das Gott den menschen kinder beschert,
das ist allein sein gnad und güt,
Er ists, der sie erhelt und nehrt:
wenn sich der mensch am höchsten müht,
So ists umbsonst on Gottes gunst,
er kan jr fussteig wenden,
gleich wie in eil umbtreibt ein pfeil
ein starcker in sein henden.

5. Wie selig ist nu diese stad,
die von Gott selber wird regiert!
Das haus, so ein vorsteher hat,
den Gott in seinen wegen fürt!
Darumb so schw, das dein vertraw
auff jn allein wird gestellet,
denn on sein hand ein jedes land
gewis zu boden fellet.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Spengler, Lazarus – Durch Adams Fall ist ganz verderbt

1. Durch Adams Fall ist ganz verderbt
Menschlich Natur und Wesen,
Dasselb Gift ist auf uns errebt,
Daß wir nicht mocht’n genesen
Ohn‘ Gottes Trost, der uns erlöst
Hat von dem großen Schaden,
Darein die Schlang Eva bezwang,
Gotts Zorn auf sich zu laden.

2. Weil denn die Schlang Eva hat bracht,
Daß sie ist abgefallen
Von Gottes Wort, welchs sie veracht,
Dadurch sie in uns allen
Bracht hat den Tod, so war je Not,
Daß uns auch Gott sollt geben
Sein lieben Sohn, der Gnaden Thron,
Iin dem wir möchten leben.

3. Wie uns nun hat ein fremde Schuld
In Adam all verhöhnet,
Also hat uns ein fremde Huld
In Christo all versöhnet;
Und wie mir all durch Adams Fall
Sind ewigs Tods gestorben,
Also hat Gott durch Christi Tod
Verneut, was war verdorben.

4. So er uns denn sein Sohn geschenkt,
Da wir sein Feind noch waren,
Der für uns ist ans Kreuz gehenkt,
Getöt, gen Himmel g’fahren,
Dadurch wir sein von Tod und Pein
Erlöst, so wir vertrauen
In diesen Hort, des Vaters Wort,
Wem wollt vor Sterben grauen?

5. Er ist der Weg, das Licht, die Pfort,
Die Wahrheit und das Leben,
Des Vaters Rat und ewigs Wort,
Den er uns hat gegeben
Zu einem Schutz, daß wir mit Trutz
An ihn fest sollen glauben,
Darum uns bald kein Macht noch G’walt
Aus seiner Hand wird rauben.

6. Der Mensch ist gottlos und verflucht,
Sein Heil ist auch noch ferne,
Der Trost bei einem Menschen sucht
Und nicht bei Gott dem Herren;
Denn wer ihm will ein ander Ziel
Ohn‘ diesen Tröster stecken,
Den mag gar bald des Teufels G’walt
Mit seiner List erschrecken.

7. Wer hofft in Gott und dem vertraut,
Wird nimmermehr zu Schanden;
Denn wer auf diesen Felsen baut,
Ob ihm gleich geht zuhanden
Wie Unfalls hie, hab ich doch nie
Den Menschen sehen fallen,
Der sich verläßt auf Gottes Trost,
Er hilft sein Gläub’gen allen.

8. Ich bitt o Herr, aus Herzensgrund,
Du wollst nicht von mir nehmen
Dein heilges Wort aus meinem Mund,
So wird mich nicht beschämen
Mein Sünd und Schuld, denn in dein Huld,
Setz ich all mein Vertrauen;
Wer sich nur fest darauf verläßt,
Der wird den Tod nicht schauen.

9. Mein Füßen ist dein heilges Wort
Ein brennende Laterne,
Ein Licht, das mir den Weg weist fort;
So dieser Morgensterne
In uns aufgeht, so bald versteht
Der Mensch die hohen Gaben,
Die Gottes Geist den g’wiß verheißt,
Die Hoffnung darein haben.