Gerhardt, Paul – Du liebe Unschuld du, wie schlecht wirst du geachtet!

1. Du liebe Unschuld du, wie schlecht wirst du geacht´t!
Wie oftmals wird dein Tun von aller Welt veracht!
Du dienst deinest deinem GOtt hältest dich nach seinen Worten,
darüber höhnt man dich und drückt dich aller Orten.

2. Du gehst geraden weg, fleuchst von der krümmen Bahn,
ein andrer tut sich zu und wird ein reicher Mann,
vermehrt sein kleines Gut, füllt Kästen, Boden, Scheunen;
du bleibst ein armer Tropf und darbest mit den Deinen.

3. Du strafst der Bolen werk und sagst, was Unrecht seß.
Ein andrer braucht die Kunft der süßen Heuchelei;
die bringt ihm Lieb und Huld und hebt ihn auf die Höhen,
du aber bleibt zurück und lüßt da unten stehen.

4. Du sprichst, die Tugend sei der Christen schönste Kron;
hingegen hält die Welt auf Reputation:
Wer diese haben will, sagt sie, der muß gar eben
sich schicken in die Zeit und gleich den andern leben.

5. Du rühmest viel von GOtt und steichst gewaltig aus
den Segen, den er schickt in seiner Kinderhaus.
Ist diesem nun also, spricht man, so laß doch sehen,
was dir denn ist für Guts, für Gluck und heil geschehen.

6. Halt fest, o frommes Herz, fest und sei getreu
in Widerwärtigkeit, denn GOtt der steht dir bei;
Laß diesen deine Sach handhaben, schützen, führen,
so wirst du wohl bestehn und endlich triumphieren.

7. Gefällst du Menschen nicht das ist ein schlechter Schad,
all gnug iste, wenn du hast des ewigen Vatersgnad.
Ein Mensch kann doch nicht mehr als irren, lehlen, lügen,
GOtt aber ist gerecht, sein Urteil kann nicht trügen.

8. Spricht er nun: `Du bist mein, dein Tun gefällt mir wohl! ´
Wolan, so sei dein Herz getröst und freuden voll.
Schlag altes in den Wind, was böse Leute dichten,
sei still und siehe zu: GOtt wird sie balde richten.

9. Stolz, Übermut und Pracht währt in die Länge nicht;
Wanns Glas am hellsten scheint, fällts auf die Erd und bricht,
und wann des Menschen Glück am höchsten ist gestiegen,
so stürzt es unter sich und muß zu Boden ligen.

10. Das ungerechte Gut, wers recht und wohl besieht,
ist lauter Zentnerlast, die Herz, Sinn und Gemüt
Ohn Unterlaß beschwert, Seel und Gewissen dringet
und aus der sanften Ruh in schweres Leiden bringet.

11. Was hat doch mancher mehr als armer Leute Schweiß?
Was ißt und trinket er? worin besteht sein Preis
Als im gerauben Gut und armer Leute Tränen,
Die wie ein dürres Land sich nach Erquickung lehnen?

12. Heißt das nun selig sein? Ist das nun Herrligkeit?
O, welch ein hartes Wort wird über solche Leut
am Tage des Gerichts aus Gottes Thron erschallen!
Wie schönlich wird ihr Ruhm und großes Prahlen fallen!

13. Du aber, der du GOtt von ganzem Herzen ehrst
und deine Füße nicht von seinem Wege kehrst,
Wirst in der schönen Schar, die GOtt mit Manna weidet,
hergehn mit Lob und Ehr als einem Rock gekleidet.

14. Drum fasse deine Seel ein wenig mit Geduld,
fahrt immer fort, tu recht, leb außer Sündenschuld;
Halt, daß den höchsten Schatz dort in dem andern Leben
des Höchsten milde Hand dir werd aus Gnaden geben.

15. Was hier ist in der Welt, sei nur unbemüht,
wird dirs ersprießlich sein, wirs GOtt am besten sieht,
So glaube du gewiß, er wird dir deinen Willen
schon geben und mit Freud all dein Begehren stillen.

Gerhardt, Paul – Ein Weib, das Gott den Herren liebt

1. Ein Weib, das GOtt den Herren liebt
Und sich stets inder Tugend übt,
Ist viel mehr Lobs und Liebens wert
Als alle Perlen auf der Erd.

2. Ihr Mann darf mit dem Herzen frei
Verlassen sich auf ihre Treu,
Sein Haus sit voller Freud und Licht,
An Nahrung wirds ihm mangeln nicht.

3. Sie tut ihm Liebes und kein Leid,
Durchsüßet seine Lebenszeit,
Sie nimmt sich seines Kummers an
Mit Trost und Rat, so gut sie kann.

4. Die Woll und Flachs sind ihre Lust,
Was hierzu dien, ist ihr bewußt,
Ihr Händlein greifet selber zu,
Hat oftmals Muh und selten Ruh.

5. Sie ist ein Schifflein auf dam Meer,
Wann dieses kommt, so kommets nicht leer:
So schaft auch sie aus allem Ort
Zu ihren Diensten ist gewandt.

6. Sie schläft mit Sorg, ist früh heraus,
Gibt Butter, wo sie soll, im Haus
Und speist die Dirnen, deren Hand
Zu ihren Diensten ist gewandt.

7. Sie gürtet ihre Lenden fest
Und stärket ihre Arm aufs best,
Ist froh, wenns wohl von stratten geht,
Worauf ihr ihr Sinn und Herze steht.

8. Wenn andre löschen Feur und Licht,
Verlöscht doch ihre Leuchte nicht,
Ihr Herze wachet Tag und Nacht
Zu dem, der Tag und Nacht gemacht.

9. Sie nimmt den Rocken, setzt sich hin
Und schämt sich nicht, daß sie ihn spinn,
Ihr Finger faßt die Spindel wohl
Und macht sie schnell mit Garne voll.

10. Sie hört gar leicht der Armen Bitt,
Ist gütig, teilet gerne mit,
Ihr Haus und alles Hausgesind
Ist wohl verwahrt vor Schnee und Wind.

11. Sie sitzt und näht, sie würket mit Fleiß,
Macht decken nach der Künstler Weiß,
Hält sich selbst sauber; weiße Seid
Und Purpur ist ihr schönes Kleid.

12.Ihr Mann ist in der Stadt berühmt,
Bestelit sein Amt, wie sichs geziemet
Er geht, steht und sitzt oben an,
Und was er tut, ist wohl getan.

13. Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich ist,
Ihr Ehr ist, daß sie ausgerüst
Mit Fleiße, der gewiß zuletzt
Den, der sie liebet, hoch ergetzt.

14. Sie öffnet ihren weisen Mund,
Tut Kindern und Gesinde kund
Des Höchsten Wort und lehrt sie fein
Fromm, ehrbar und gehorsam sein.

15. Sie schauet, weis im Hause steht
Und wie es hier und dort ergeht,
Sie ißt ihr Brot und sagt dabei,
Wie so groß Unrecht Faulsein sei.

16. die Söhne, die ihr GOtt beschert,
Die halten sie hoch, lieb und wert,
Ihr Mann, der lobt sie spat und früh
Und preiset selig sich und sie.

17. Viel Töchter bringen Geld und Gut,
Sind zart am Lieb und stolz am Mut,
Du aber, meine Kron und Zier,
Gehast wahrlich Ihnen allen für.

18. Was hilft der äußerliche Schein?
Was ists doch, schön und lieblich sein?
Ein Weib, das GOtt liebt, ehrt und scheut,
Das sall man loben weit und breit.

19. Die Werke, die sie hier verricht,
Sind wie ein schönes helles Licht,
Sie dringen bis zur Himmelspfort
Und werden leuchten hier und dort.

Gerhardt, Paul – Gott Lob! Nun ist erschollen

1. Gott Lob! Nun ist erschollen
Das edle Fried- und Freudenwort,
Daß nunmehr ruhen sollen
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord.
Wohlauf und nimm nun wieder
Dein Saitenspiel hervor,
O Deutschland, und sing Lieder
Im hohen, vollen Chor.
Erhebe dein Gemüte
Und danke GOtt und sprich:
Herr, deine Gnad und Güte
Bleibt dennoch ewiglich.

2. Wir haben nichts verdienet
Als schwere Straf und großen Zorn,
Weil stets noch bei uns grüner
Der freche, schnöde Sündendorn.
Wir seind fürwahr geschlagen
Mit harter, scharfer Rut,
Und dennoch muß man fragen:
Wer ist, der Buße tut?
Wir sind und bleiben böse,
Gott ist und bleibet treu,
Hilft, daß sich bei uns löse
Der Krieg und sein Geschrei.

3. Sei tausendmal willkommen,
Du teure, werte Friedensgab!
Jetzt sehn wir, was vor Frommen
Dein Bei-uns-wohnen in sich hab.
In dir hat Gott versenket
All unser Glück und Heil;
Wer dich betrübt und kränket,
Der drückt ihm selbst den Pfeil
Des Herzleids in das Herze
Und löscht aus Unverstand
Die güldne Freudenkerze
Mit seiner eignen Hand.

4. Das drückt uns niemand besser
In unsre Seel und Herz hinein
Als ihr zerstörten Schlösser
Und Städte voller Schutt und Stein;
Ihr vormals schönen Felder
Mit frischer Saat bestreut,
Itzt aber lauter Wälder
Und dürre, wüste Heid;
Ihr Gräber voller Leichen
Und tapfren Heldenschweiß
Der Helden, derer gleichen
Auf Erden man nicht weiß.

5. Hier trübe deine Sinnen,
O Mensch, und laß die Tränenbach
Aus beiden Augen rinnen;
Geh in dein Herz und denke nach:
Was GOtt bisher gesendet,
Das hast du ausgelacht;
Nun hat er sich gewendet
Und väterlich bedacht,
Vom Grimm und scharfen Dringen
Zu deinem Heil zu ruhn,
Ob er dich möchte zwingen
Mit Lieb und Gutestun.

6. Ach laß dich doch erwecken,
Wach auf, wach auf, du harte Welt,
Eh als das letzte Schrecken
Dich schnell und plötzlich überfällt!
Wer aber Christum liebet,
Sei unerschrocknes Muts;
Der Friede, den er gibet,
Bedeutet alles Guts.
Er will die Lehre geben:
Das Ende naht herzu,
Da sollt ihr bei Gott leben
In ewgen Fried und Ruh,

Gerhardt, Paul – Gib dich zufrieden und sei stille

1. Gib dich zufrieden und sei stille
In dem Gotte deines Lebens;
In ihm ruht aller Freuden Fülle,
Ohn ihn mühst du dich vergebens.
Er ist dein Quell und deine Sonne,
Scheint täglich hell zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden.

2. Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden,
Ungefärbtes, treuen Herzens;
Wo Er steht, tut dir keinen Schaden
Auch die Pein des größten Schmerzens.
Kreuz, Angst und Not kann Er bald wenden:
Ja, auch den Tod hat Er in Händen.
Gib dich zufrieden.

3. Wie dir’s und andern oft ergehe,
Ist ihm wahrlich nicht verborgen:
Er sieht und kennet aus der Höhe
Der betrübten Herzen Sorgen.
Er zählt den Lauf der heißen Tränen
Und faßt zu Hauf all unser Sehnen.
Gib dich zufrieden.

4. Wann gar kein ein’ger mehr auf Erden,
Dessen Treue du darfst trauen,
Alsdann will Er dein Treuster werden
Und zu deinem Besten schauen.
Er weiß dein Leid und heimlich Grämen,
Auch weiß Er Zeit, dich zu benehmen.
Gib dich zufrieden.

5. Er hört die Seufzer deiner Seelen
Und des Herzens stilles Klagen;
Und was du keinem darfst erzählen,
Magst du Gott gar kühnlich sagen.
Er ist nicht fern, steht in der Mitten,
Hört bald und gern der Armen Bitten.
Gib dich zufrieden.

6. Laß dich dein Elend nicht bezwingen,
Halt an Gott, so wirst du siegen;
Ob alle Fluten einher gingen,
Dennoch mußt du oben liegen.
Denn wann du wirst zu hoch beschweret,
Hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret.
Gib dich zufrieden.

7. Was sorgst du für dein armes Leben,
Wie du’s halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
Wird auch Unterhalt bescheren.
Er hat ein Hand voll aller Gaben,
Da See und Land sich muß von laben.
Gib dich zufrieden.

8. Der allen Vöglein in den Wäldern
Ihr bescheidnes Körnlein weiset,
Der Schaf und Rinder in den Feldern
Alle Tage tränkt und speiset,
Der wird ja auch dich ein’gen füllen
Und deinen Bauch zur Notdurft stillen.
Gib dich zufrieden.

9. Sprich nicht: Ich sehe keine Mittel,
Wo ich such, ist nichts zum Besten!
Dann das ist Gottes Ehrentitel:
Helfen, wann die Not am größten.
Wann ich und du ihn nicht mehr spüren,
Da schickt Er zu, uns wohl zu führen.
Gib dich zufrieden.

10. Bleibt gleich die Hülf in etwas lange,
Wird sie dannoch endlich kommen;
Macht dir das Harren angst und bange,
Glaube mir, es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht, faßt man gewisser,
Und was verzeucht, ist desto süßer.
Gib dich zufrieden.

11. Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
Deiner Feinde von dir dichten;
Laß sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird’s hören und recht richten.
Ist Gott dein Freund und deiner Sachen,
Was kann dein Feind, der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden.

12. Hat Er doch selbst auch wohl das Seine,
Wann Er’s sehen könnt und wollte.
Wo ist ein Glück so klar und reine,
Dem nicht etwas fehlen sollte?
Wo ist ein Haus, das könnte sagen:
Ich weiß durchaus von keinen Plagen?
Gib dich zufrieden.

13. Es kann und mag nicht anders werden,
Alle Menschen müssen leiden;
Was webt und lebet auf der Erden,
Kann das Unglück nicht vermeiden.
Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden
Bis in das Grab: da wird sich’s enden.
Gib dich zufrieden.

14. Es ist ein Ruhetag verhanden,
Da uns unser Gott wird lösen;
Er wird uns reißen aus den Banden
Dieses Liebs und allem Bösen.
Es wird einmal der Tod herspringen
Und aus der Qual uns sämtlich bringen.
Gib dich zufrieden.

15. Er wird uns bringen zu den Scharen
Der Erwählten und Getreuen,
Die hier mit Frieden abgefahren,
Sich auch nun im Friede freuen,
Da sie den Grund, der nicht kann brechen,
Den ewgen Mund selbst hören sprechen:
Gib dich zufrieden.

Gerhardt, Paul – Geh‘ aus mein Herz und suche Freud

Geh‘ aus mein Herz und suche Freud
In dieser schönen Sommerzeit
An deines Gottes Gaben
Schau an der schönen Gärtenzier
Und siehe wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben
Sich ausgeschmücket haben

2. Die Bäume stehen voller Laub
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide
Narzissen und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an
Als Salomonis Seide.
Als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft
Das Täublein fliegt auf seiner Kluft
Und macht sich in die Wälder
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg Hügel Tal und Felder.
Berg Hügel Tal und Felder.

4. Die Glucke führt ihr Völklein aus
Der Storch baut und bewohnt sein Haus
Das Schwälblein speist die Jungen
Der schnell Hirsch das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seine Höh
In’s tiefe Gras gesprungen.
In’s tiefe Gras gesprungen.

5. Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und malen sich an ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrten
Die Wiesen liegen hart dabei
Und klingen ganz vom Lustgeschrei
Der Schaf‘ und ihrer Hirten.
Der Schaf‘ und ihrer Hirten.

6. Die unverdroßne Bienenschar
Fliegt hin und her, sucht hier und da
Ihr edle Honigspeise
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk‘ und Kraft
In seinem schwachen Reise.
In seinem schwachen Reise.

7. Der Weizen wächset mit Gewalt
Darüber jauchzet jung und alt
Und rühmt die große Güte
Des, der so überflüssig labt
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüte.
Das menschliche Gemüte.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn
Des großen Gottes großes Tun
Erweckt mir alle Sinnen
Ich singe mit, wenn alles singt
Und lasse was dem Höchsten klingt
Aus meinem Herzen rinnen.
Aus meinem Herzen rinnen.

9. Ach denk ich bist Du hier so schön
Und läßt Du’s uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erde
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden?
Und güldnen Schlosse werden?

10. Welch hohe Lust, welch heller Schein
Wird wohl in Christi Garten sein!
Wie wird es da wohl klingen?
Da so viel tausend Seraphim
Mit unverdroßnem Mund und Stimm
Ihr Halleluja singen.
Ihr Halleluja singen.

11. Oh wär ich da, o stünd ich schon
Ach süßer Gott vor Deinem Thron
Und trüge meine Palmen!
So wollt ich nach der Engel Weis‘
Erhöhen Deines Namens Preis,
Mit tausend schönen Psalmen.
Mit tausend schönen Psalmen.

12. Doch gleichwohl will ichweil ich noch
Hier trage dieses Leibes Joch
Auch gar nicht stille schweigen.
Mein Herze soll sich fort und fort
An diesem und an allem Ort
Zu Deinem Lobe neigen.
Zu Deinem Lobe neigen.

13. Hilf mir und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
Daß ich Dir stetig blühe;
Gib, daß der Sommer Deiner Gnad
In meiner Seele früh und spat
Viel Glaubensfrücht erziehe.
Viel Glaubensfrücht erziehe.

14. Mach in mir Deinem Geiste Raum,
Daß ich Dir werd ein guter Baum,
Und laß mich Wurzeln treiben;
Verleihe, daß zu Deinem Ruhm,
Ich Deines Gartens schöne Blum
Und Pflanze möge bleiben.
Und Pflanze möge bleiben.

15. Erwähle mich zum Paradeis,
Und laß mich bis zur letzten Reis
An Leib und Seele grünen;
So will ich Dir und Deiner Ehr
Allein und sonstern Keinem mehr
Hier und dort ewig dienen.
Hier und dort ewig dienen.

Gerhardt, Paul – Gegrüßet seist du, meine Kron

1. Gegrüßet seist du, meine Kron,
Und König aller Frommen,
Der du zum Trost von deinem Thron
Uns armen Sündern kommen.
O wahrer Mensch, o wahrer Gott,
Ein Helfer, voller Hohn und Spott,
Den du doch nicht verschuldest!
Ach wie so arm, wie nackt uns bloß
Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß
Ist dein Schmerz, den du duldest!

2. Es fleußet deines Blutes Bach
Mit ganzem vollen Haufen,
Dein Leib ist dir mit Ungemach
Ganz durch und durch belaufen.
O ungeschränkte Majestät,
Wie kömmt’s, daß dir’s so kläglich geht?
Das macht dein Huld und Treue.
Wer dankt dir des? Wo ist der Mann,
Der sich, wie du für uns getan,
Vor dir zu sterben freue?

3. Was soll ich dir doch immermehr,
Mein Liebster, dafür geben,
Daß dein Herz sich so hoch und sehr
Bemüht hat um mein Leben?
Du rettest mich durch deinen Tod
Von mehr als eines Todes Not
Und machst mich sicher wohnen.
Laß Höll und Teufel böse sein:
Was schadt’s? Sie müssen dannoch mein
Und meiner Seelen schonen.

4. Für großer Lieb und heil’ger Lust,
Damit du mich erfüllet,
Drück ich dich an mein Herz und Brust,
So wird mein Leid gestillet,
Das deinen Augen wohl bekannt.
Und das ist dir ja keine Schand,
Ein krankes Herz zu laben.
Ach bleib mir hold und gutes Muts,
Bis mich die Ströme deines Bluts
Ganz rein gewaschen haben.

5. Sei du mein Schatz und höchste Freud,
Ich will dein Diener bleiben,
Und deines Kreuzes Herzeleid
Will ich in mein Herz schreiben.
Verleihe du mir Kraft und Macht,
Damit, was ich bei mir bedacht,
Ich mög ins Werk auch setzen;
So wirst du, Schönster, meinen Sinn
Und alles, was ich hab und bin,
Ohn‘ Unterlaß ergötzen.

Gerhardt, Paul – Geduld ist euch vonnöten

1. Geduld ist euch vonnöten,
Wann Sorge, Gram und Leid,
Und was euch mehr will töten,
Euch in das Herze schneidt,
O auserwählte Zahl!
Soll euch kein Tod nicht töten,
Ist euch Geduld vonnöten,
Das sag ich noch einmal.

2. Geduld ist Fleisch und Blute
Ein herb‘ und bitt’res Kraut;
Wann unsers Kreuzes Rute
Uns nur ein wenig draut,
Erschrickt der zarte Sinn:
Im Glück ist er verwegen,
Kömmt aber Sturm und Regen,
Fällt Herz und Mut dahin.

3. Geduld ist schwer zu leiden,
Dieweil wir irdisch seind
Und stets in lautern Freuden
Bei Gott zu sein vermeint,
Der doch sich klar erklärt:
Ich strafe, die ich liebe,
Und die ich hoch betrübe,
Die halt ich hoch und wert.

4. Geduld ist Gottes Gabe
Und seines Geistes Gut;
Der zeucht und löst uns abe,
Sobald er in uns ruht.
Der edle, werte Gast
Erlöst uns von dem Zagen
Und hilft uns treulich tragen
Die große Bürd und Last.

5. Geduld kömmt aus dem Glauben
Und hängt an Gottes Wort;
Das läßt sie ihr nicht rauben,
Das ist ihr Heil und Hort.
Das ist ihr hoher Wall,
Da hält sie sich verborgen,
Läßt Gott den Vater sorgen
Und fürchtet keinen Fall.

6. Geduld setzt ihr Vertrauen
Auf Christi Tod und Schmerz;
Macht Satan ihr ein Grauen,
So faßt sie hier ein Herz
Und spricht: Zürn immerhin,
Du wirst mich doch nicht fressen,
Ich bin zu hoch gesessen,
Weil ich in Christo bin!

7. Geduld ist wohl zufrieden
Mit Gottes weisen Rat,
Läßt sich nicht leicht ermüden
Durch Aufschub seiner Gnad,
Hält frisch und fröhlich aus,
Läßt sich getrost beschweren
Und denkt: Wer will’s Ihm wehren?
Ist Er doch Herr im Haus.

8. Geduld kann lange warten,
Vertreibt die lange Weil
In Gottes schönen Garten,
Durchsucht zu ihrem Heil
Den Paradies der Schrift
Und schützt sich früh und späte
Mit eifrigem Gebete
Für Satans List und Gift.

9. Geduld tut Gottes Willen,
Erfüllet sein Gebot
Und weiß sich fein zu stillen
In aller Feinde Spott.
Es lache, wem’s beliebt:
Wird sie doch nicht zu Schanden,
Es ist bei ihr verhanden
Ein Herz, das nichts drauf gibt.

10. Geduld dient Gott zu Ehren
Und läßt sich nimmermehr
Von seiner Liebe kehren;
Und schlüg Er noch so sehr,
So ist sie doch bedacht,
Sein heil’ge Hand zu loben,
Spricht: Gott, der hoch erhoben,
Hat alles wohl gemacht.

11. Geduld erhält das Leben,
Vermehrt der Jahre Zahl,
Vertreibt und dämpft darneben
Manch Angst und Herzensqual;
Ist wie ein schönes Licht,
Darvon, wer an ihr hanget,
Mit Gottes Hülf erlanget
Ein fröhlichs Angesicht.

12. Geduld macht große Freude,
Bringt aus dem Himmelsthron
Ein schönes Halsgeschmeide,
Dem Häupt ein edle Kron
Und königlichen Hut;
Stillt die betrübten Tränen
Und füllt das heiße Sehnen
Mit rechtem guten Gut.

13. Geduld ist mein Verlangen
Und meines Herzens Lust,
Nach der ich oft gegangen:
Das ist dir wohl bewußt,
Herr voller Gnad und Huld,
Ach gib mir und gewähre
Mein Bitten! Ich begehre
Nichts anders als Geduld.

14. Geduld ist meine Bitte,
Die ich sehr oft und viel
Aus dieser Leibeshütte
Zu dir, Herr, schicken will.
Kommt dann der letzte Zug,
So gib durch deine Hände
Auch ein geduldigs Ende!
So hab ich alle g’nug.