Gottfr. Wilh. von Leibniz – Zueignung des Leidens Christi.

Jesu, dessen Tod und Leiden
Unsre Freud und Leben ist,
Der du abgeschieden bist,
Auf dass wir nicht von dir scheiden,
Sondern durch des Todes Tür
Zu dem Leben folgen dir!

Als der scharfe Speer gestochen,
Herr, in deine Seite dort,
und dein Blut, des Glaubens Hort,
Aus der Seit hervorgebrochen,
Lässt du sehen uns dein Herz
Voll von Lieb und voll von Schmerz.

Deine Arme, ausgestrecket,
Zeigen deine Freundlichkeit,
zu empfangen die bereit,
So dein Kreuz zur Lieb erwecket;
Wer nicht unempfindlich ist,
Sich in deine Arme schließt.

Als sich, Herr, dein Haupt geneiget,
War es, um zu segnen mich;
Da der Geist von dannen wich,
Noch sich deine Liebe zeiget.
Selig, wer auch Zeichen gibt,
Dass er bis in Tod dich liebt.

Lass die matte Seel empfinden
Deiner Liebe süße Flut;
Wem nicht deines Leidens Glut
Kann sein kaltes Herz entzünden,
Jesu, der muss wie ein Stein,
Ohne Lieb und Leben sein.