Klepper, Jochen – So will ich, daß die Männer wieder beten

So will ich, daß die Männer wieder beten,
an allen Orten heil’ge Hände heben
und ohne Zorn und Zweifel vor dich treten,
du mögest allem Kampf sein Ziel erst geben.

Die Männer sollen beten, wie sie streiten:
mit ganzem Willen und mit allen Kräften;
im Aufbruch schon sich auf den Tod bereiten
und deinen Namen an die Fahnen heften.

Denn es genügt nicht, über Menschen siegen.
Der letzte Streit bleibt immer noch zu führen.
Mit Gott und Menschen kämpfen und obliegen,
vermögen nur, die ringend dich berühren.

Dann wird sich als der Siege Sieg erweisen,
daß du sie selber in den Kampf gerissen.
Und selbst erliegend werden sie es preisen,
vom König aller Könige zu wissen.

Die aus der Schlacht des Betens wiederkehren,
erwartest du, daß deine Kraft sie stärke,
wie wir’s vom König Melchisedek hören,
mit Brot und Wein, den größten deiner Werke.

Noch immer hast du die vom Kampfe Wunden
am Tische deines Abendmahls bewirtet,
sie mit dem Kranze, der nicht welkt, umbunden
und mit dem Schwerte deines Geists gegürtet!

Klepper, Jochen – Mein Gott, ich will von hinnen gehen

Mein Gott, ich will von hinnen gehen,
der Erdentag wird mir zu lang,
die Tore deiner Stadt zu sehen,
zu hören himmlischen Gesang.
Vor deinem Angesicht zu stehn,
das ist’s allein, was ich ersehn‘.

Nicht, daß ich nicht zu danken wüßte
für das, was du mir hier beschert.
Nicht, daß ich nicht geduldig büßte,
solang es dein Gericht begehrt.
Doch das, wonach mein Herz so brennt,
ist, daß mich nichts mehr von dir trennt.

Die Städte dieses Erdenrundes
sind fahle Schatten deiner Stadt,
die uns Verheißung deines Mundes
schon längst zuvor begründet hat.
Zu ihren Höhen blick‘ ich auf.
Ach, endete der Jahre Lauf!

Die Brunnen, die hier lieblich rinnen,
sind nur ein blasses, dunkles Bild
des Borns, der unter goldenen Zinnen
vor deinem Stuhle ewig quillt.
Die Stadt, die deine Herrlichkeit
erleuchtet, Herr, – liegt sie noch weit?

Ich denke nur an ihre Mauern,
die der Apostel Namen schmückt.
Was hier ist, kann nur flüchtig dauern,
nachdem ich ihren Saum erblickt.
Ihr Tor steht offen Tag und Nacht:
Wann werd‘ ich, Herr, vor dich gebracht?

Vergehen bald der Berge Firnen,
daß deine Stadt herniederfährt,
darin der Engel reine Stirnen
von deinem Namen sind verklärt?
Die Stadt, geschmückt gleich einer Braut,
aus Jaspis und Saphir erbaut?

Errichtet aus dem Holz des Lebens,
so steigt sie aus der Wolken Meer.
Wir Menschen wandern nicht vergebens:
du nahst uns aus der Ferne her.
Die Hütte Gottes ist bereit,
die Stadt des Heils in Ewigkeit!

Erlöschen mögen Mond und Sonnen.
Dein Glanz herrscht in ihr immerdar.
Das Ziel war da, eh wir begonnen.
Die Worte sind gewiß und wahr.
Wir suchten nicht: Du bist’s, der sucht
und heimruft, die wir dir geflucht.

Klepper, Jochen – Wir taten Unrecht, fielen tief

Wir taten Unrecht, fielen tief
und haben uns von dir gewandt.
Wir hörten dich nicht, der uns rief,
und rissen uns von deiner Hand.
Gott, wirst du uns die Gnade nehmen?
Herr, Herr, wes müssen wir uns schämen!
Ach, wo ist noch ein treuer Knecht?
Du aber, Höchster, bist gerecht!
Herr, erbarme dich unser!

Wir hörten nicht auf dein Gebot,
das die Propheten offenbart.
Du fragtest nur nach unsrer Not,
als unsre Schuld untilgbar ward.
Den Heiland hast du selbst erkoren.
0 Jesus Christ, der uns geboren:
du hast uns Gott als den gezeigt,
der sich barmherzig zu uns neigt!
Christe, erbarme dich unser!

Wir liegen vor dir im Gebet.
Herr, sieh nicht auf Gerechtigkeit!
Wir wissen, unser Heil besteht
in dir, Gott der Barmherzigkeit!
Ach, höre, Herr! Ach Herr, sei gnädig!
Herr, merke auf! Sprich du uns ledig!
Herr, tue es! Verziehe nicht!
Sei du der Retter im Gericht!
Herr, erbarme dich unser!

Klepper, Jochen – Singt Gott, lobsinget seinem Namen

Singt Gott, lobsinget seinem Namen!
Er gibt sein Wort. Bringt ihr ihm Lieder.
Sein Wort ist lauter Ja und Amen.
Im Worte kommt Gott selbst hernieder.

Gott gibt sein Wort mit großen Scharen
Evangelisten, die es künden.
Er will uns durch sein Wort bewahren,
durchs Wort uns in der Ferne finden.

Wie eines Heeres Waffenwagen,
die uns als Wall und Wehr umringen, s
oll uns das Wort die Schlachten schlagen,
vieltausendfach uns Hilfe bringen.

Wir haben einen Gott zur Seite,
der hilft und uns vom Tod errettet
und der uns mitten in dem Streite
in sicherem Zelt ein Lager bettet.

Ja, Wall und Waffen, Fahnen, Zelte;
dies alles will sein Wort bedeuten.
Was auch des Feindes Stärke gelte,
das Wort muß uns den Sieg erbeuten!

Gott hat sein Reich schon aufgerichtet,
wenn wir noch tief im Kampfe liegen.
Selbst Tod und Hölle sind vernichtet.
Sein Wort ist Leben, Wirken, Siegen.

Er selber muß sein Reich uns stärken,
was er geschaffen hat, erhalten.
Er muß in allen seinen Werken
kraft seines Wortes mächtig walten.

Er wählt die Welt zum Heiligtume,
drin er uns wunderbar begegnet,
ein Volk, zu dienen seinem Ruhme,
mit Macht und Kraft im Worte segnet.

Gelobt sei Gott! Mit großen Scharen
hat er sein Wort zu uns gesendet,
daß wir durchs Wort zum Himmel fahren,
wenn aller Streit der Erde endet.

Klepper, Jochen – Nun ruht doch alle Welt

Nun ruht doch alle Welt.
0 Herz, wie willst du’s fassen?
Die Erde liegt im Streit,
von allem Heil verlassen,
ist friedlos weit und breit
und wider dich gestellt.

Doch der die Erde schuf,
hat deine Angst gesehen
und hat sich aufgemacht,
will dir zur Seite stehen,
ein Helfer voller Macht.
Hell klingt sein Friedensruf.

Wie wird die Welt so still.
0 Herz, wie sollst du’s glauben?
Du trägst so schwere Last.
Die Welt will alles rauben,
was du so heiß umfaßt.
Des Leidens ist kein Ziel.

Doch der das A und 0,
der Anfang und das Ende,
tritt heut in deine Zeit
und legt in deine Hände
das Pfand der Seligkeit.
Das macht dich reich und froh.

Die Welt jauchzt fröhlich auf.
0 Herz, wie kann’s dich wecken?
Dich hat die Not versteint.
Der Erdkreis hat viel Schrecken
zu deiner Qual vereint
und türmt sie dir zu Hauf.

Doch der das Leben gab,
den Mund mit Odem füllte,
spricht selbst dir Tröstung zu.
Kein Schmerz, den er nicht stillte!
Kein Werk, das er nicht tu!
Dein Heiland kommt herab!

Die Tannen freuen sich.
Die Hürden auf dem Felde
erhellt ein klarer Schein.
Komm, Engel, komm und melde:
Was bricht zur Nacht herein?
Kommst du und meinst auch mich?

Gott Lob! In deinem Licht
darf ich das Licht erschauen,
das Kind, den Herrn der Welt!
Ihm will ich mich vertrauen,
er ist es, der mich hält
und rettet im Gericht.

Klepper, Jochen – Schon bricht des Tages Glanz hervor

1. Schon bricht des Tages Glanz hervor.
Voll Demut fleht zu Gott empor,
daß, was auch diesen Tag geschieht,
vor allem Unheil er behüt.

2. Er halte uns die Lippen rein;
kein Hader darf uns heut entzwei’n.
Er mache unser Auge frei
und zeige, was da eitel sei.

3. Ringt um des Herzens Lauterkeit!
Legt ab des Herzens Härtigkeit!
Des Fleisches Hoffart beugt und brecht!
Und Trank und Speise brauchet recht.

4. Auf daß, wenn dann die Sonne sinkt
und Dunkel wieder uns umringt,
wir ledig aller Last der Welt
lobsingen dem im Sternenzelt.

5. Lob dem, der unser Vater ist,
und seinem Sohne Jesus Christ,
dem Geist auch, der uns Trost verleiht,
vordem, jetzt und in Ewigkeit.

Klepper, Jochen – Die Nacht ist vorgedrungen

Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll’ nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.

Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.

Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt!
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt!
Der sich den Erdkreis baute,
der läßt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht!

Klepper, Jochen – Er weckt mich alle Morgen

1. Er weckt mich alle Morgen;
er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
daß ich mit seinem Worte
begrüß‘ das neue Licht.
Schon an der Dämmerung Pforte
ist er mir nah und spricht.

2. Er spricht wie an dem Tage,
da er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage;
nichts gilt mehr als sein Ruf!
Das Wort der ewigen Treue,
die Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs neue
so wie ein Jünger hört.

3. Er will, daß ich mich füge.
Ich gehe nicht zurück.
Hab‘ nur in ihm Genüge,
in seinem Wort mein Glück.
Ich werde nicht zuschanden,
wenn ich nur ihn vernehm‘:
Gott löst mich aus den Banden!
Gott macht mich ihm genehm!

4. Er ist mir täglich nahe
und spricht mich selbst gerecht.
Was ich von ihm empfahe,
gibt sonst kein Herr dem Knecht.
Wie wohl hat’s hier der Sklave –
der Herr hält sich bereit,
daß er ihn aus dem Schlafe
zu seinem Dienst geleit‘!

5. Er will mich früh umhüllen
mit seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag‘.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag!