Friedrich Gottlieb Klopstock – Jehovah stand auf Sinai

Jehovah stand auf Sinai,

Und die Posaune schwieg,

Die Nacht war stets mehr Nacht um Ihn;

So sprach der Ewige:

 

  1. Ich bin Jehovah, der dich, Volk,

Aus deinem Elend rief.

Nimm neben Ihm, der ewig ist,

Nicht and’re Götter an!

 

  1. Mach‘ dir von Dem, der dich erschuf,

Von Ihm kein sinnlich Bild;

Kein Bild deß, das da lebt im Meer

Und auf der Woge schwimmt;

 

  1. Kein Bild deß, das auf Erden geht,

Bald selbst zu Staube wird.

Mach‘ Gott nicht den Gestirnen gleich,

Die auch geschaffen sind.

 

  1. Wenn du vom Unerschaff’nen weichst,

So werd‘ Ich Rächer sein,

Der Uebertreter soll es noch

An Jakob’s Nachwelt sehn!

 

  1. Dem Frommen aber, der mich liebt

Und mein Gesetz bewahrt,

Ihm und wohl Tausenden nach ihm

Will ich Erbarmer sein.

 

  1. Entweihe meinen Namen nicht,

Mit Ehrfurcht sprich von Gott!

Mein großer Name heißet Herr!

Dem Sünder will ich’s sein!

 

  1. Du sollst den Sabbath heiligen!

Den Tag hat Gott geruht.

Den Tag ruh‘ auch, und denk an Mich

Von deinem Staub empor!

 

  1. Den Vater ehr‘, und ehr‘ auch stets

Das Weib, das dich gebar,

Damit dein Lohn Glückseligkeit

und langes Leben sei!

 

  1. Lösch‘ aus das Feuer schnellen Zorns,

Lösch‘ aus der Rache Gluth,

Vergieß das Blut des Bruders nicht,

Den Gott mit dir erschuf.

 

  1. Brich nicht der Ehe theuren Bund,

Von dir vor Gott gemacht!

Beraube deinen Nächsten nicht

Des Schweißes seiner Stirn!

 

  1. Du sollst kein falscher Zeuge sein

Da, wo der Richter sitzt!

Schänd‘ auch des Guten Ehre nicht;

Verläumder haßt dein Gott.

 

  1. Begehr‘ des Andern Hütte nicht,

Noch seiner Jugend Weib,

Den Knecht nicht, der ihm dient, das Vieh,

Das ihn ernähret, nicht!

 

  1. Wer mein Gesetz nicht ganz erfüllt,

Den treffe Fluch und Tod,

Der soll mein Angesicht nicht seh’n;

Der Gott der Götter sagt’s!“

 

  1. Der Gottmensch hing am hohen Kreuz,

Und neigte in die Nacht

Sein Haupt, mit Blut bedeckt, und rief:

Es ist vollbracht! und starb.

Klopstock, G. – Der du stets unsre zuflucht bist

Der du stets unsre zuflucht bist,
Sey mit den deinen, Jesu Christ!
Send uns den geist, der uns regiert,
Und uns den weg zur wahrheit führt.

Er stärke den wankenden verstand,
Macht deine lehre uns bekannt;
Er flammt zur heiligkeit uns an:
Er leitet uns auf rechter bahn.

Halleluja! einst singen wir,
Gott, heilig! heilig! heilig! dir,
Und schauen dich, in deinem licht,
Von angesicht zu angesicht.

Neue Sammlung geistlicher auserlesener Lieder
Johann Theodor Künneth
Bayreuth,
Des Johann Andreas Lübecks Erben und Senfftische Gebrüdere.
1799