Ringwaldt, Bartholomäus – Der 32. Psalm

Im Ton: Nun freut euch, lieben Christen gmein.

Wol dem, dem Gott all seine Sünd
Allhier in diesem Leben,
Gleich wie ein Vater seinem Kind,
Aus Jammer thut vergeben,
Und ihm dieselb nicht rechnet zu,
Wol ihm, er wird gewisse Ruh
In seiner Seelen haben.

Ein solcher lebt in Gottes Rath,
Ist rein von allen Schulden,
Kein falschen Geist im Herzen hat
Und steht in großen Hulden.
Ein Heuchler aber geht zu Grund,
Dieweil er den Genadenbund
In Jesu Christ verachtet.

Denn da ich eins mein‘ große Schuld
Gedachte zu verschweigen
Und mich durch Werk von Sünden wollt
Aus eignen Kräften freien,
Sieh, da verschmacht mir Mark und Bein,
Ich konnt gar nicht zufrieden sein,
Mein Herz das wollt mir brechen.

Denn dein gerechter ernster Zorn,
Weil ich mich nicht erkannte,
Stach mich gewaltig, wie ein Dorn,
Und wie ein Feuer brannte,
Daß ich zuletzt bekennen mußt
Und sprach: Ich hab ja keine Lust
Zum Guten allenthalben.

Und da ich solches frei bekannt
Und bat dich um Genaden,
Dein starker Grimm sich von mir wandt,
Damit ich war beladen,
Mir wieder mein Gewissen labtst
Und mir all meine Sünd vergabst
Um des Messiä willen.

Um welchs die Heilgen allzumal,
Die jungen sammt den alten,
Dich werden bitten überall
Und darin Recht behalten
Im Glauben durch den heiligen Geist;
Denn ihr Gerechtigkeit die heißt
Vergebung aller Sünden.

Darum so trau ich dir allein,
Wenn Tod und Teufel wüthen,
Du würst mich vor der Höllen Pein,
Das glaub ich fest, behüten;
Denn dein Sohn Jesus Christus hat
Für all mein Sünd und Missethat
Am Holz genug bezahlet.

Erhalt mich, Herr, in deiner Lehr,
Leit mich mit deinen Augen,
Auf daß ich nun und nimmermehr
Abweich vom rechten Glauben,
Sondern auf deinem Wege bleib
Und ob der Wahrheit Gut und Leib,
Wenns nöthig ist, zusetze.

Laßt euch berichten, lieben Leut,
Euch selber nicht versäumet
Und nicht wie Roß und Mäuler seid,
Die man hart bindt und zäumet,
Sondern gehorchet Gottes Stimm,
Auf daß euch nicht sein ernster Grimm
An Leib und Seel verletze.

Der Gottlos hat viel Angst und Plag,
Das macht sein falsch Vertrauen;
Denn er vermag an keinem Tag
Die Gnad des Herrn zu schauen.
Die aber sich auf Gott verlan,
Die werden Trost genugsam han:
Des freut euch, ihr Gerechten.

Wendebourg – Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder

Ringwaldt, Bartholomäus – Der 15. Psalm

Im Ton: Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.

Herr, wer wird in der Hütten dein
Sein‘ sicher Wohnung haben,
Und wer wird in der Christen Gmein
Den Ruhm mit Wahrheit haben,
Daß er mit Glauben sei geziert
Und werd vom heilgen Geist regirt,
Als ein Kind der Genaden?

Wer sich gerechter Lehr befleißt
Und ehrt die Gottesknechte,
Kein‘ fremde Güter zu sich reißt
Mit einem Schein des Rechten,
Und hat kein Trug in seinem Mund,
Sondern redet von Herzensgrund
Und thut den Fuchs nicht streichen.

Wer seinen Nächsten nicht veracht,
Noch aus Verbittrung schändet,
Mit seiner Zung kein Unglück macht,
All Ding zum Besten wendet
Und lobet nicht vergessene Leut,
Sondern ehrt die Gottseligkeit
Und alle, die Gott fürchten.

Wer zusagt und dasselbig hält,
Nicht hinterlistig schwöret,
Kein Wucher treibt mit Korn und Geld,
Noch Witwen Brod verzehret,
Dazu kein Schenkung nimmet an,
Zu hindern den gerechten Mann
In seinen guten Sachen.

Wer das thut ist ein frommer Christ,
Das mag man kühnlich gläuben,
Es wird ihn keine Macht noch List
Von seinem Ort vertreiben,
Sondern beschützt mit Gottes Hand
Behalten seinen Ehrenstand
Bis an sein selig Ende.

Wendebourg – Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder

Ringwaldt, Bartholomäus – Lobet den Herrn, und dankt ihm seiner Gaben

Im Ton: Danket dem HErrn, denn er ist sehr freundlich.

1. Lobet den HErrn und danket ihm seiner Gaben,
Die wir aus Gnad von ihm empfangen haben
Jetzt an dem Tisch und sonst an allen Enden
Wo wir uns wenden.

2. Er hat uns an das Licht der Welt lan1lassen kommen
Und durch die Tauf in sein Reich aufgenommen,
Und läßt uns noch in seinem Sohn verkünden
Ablass der Sünden.

3. Durch seinen Geist er uns so wohl regiret,
Straft, unterweist, erhält und konfirmieret2auch: bestärkt,
Auf dass wir fest im Kreuz ohn alles Grauen
Ihm können vertrauen.

4. Er tut auch wohl‘ durch seine Engelscharen
Uns Tag und Nacht vor Leibesfahr bewahren,
Damit der Feind an uns sein bösen Willen
Nicht mög erfüllen.

5. Zu dem er auch all seine Kind ernähret,
Und ihnen Hülf in aller Not bescheret,
Und läßt gewiss all ihre Feind auf Erden
Zu Schanden werden.

6. Derhalben seid in Gott getrost, ihr Frommen,
Denn ihr sollt Schutz und Brot genug bekommen
Und über das nach diesem armen Leben
Bei Christo schweben.

7. Das danket ihm, ihr Leut, von Herzensgrunde
Und bittet ihn desgleich zu aller Stunde,
Dass er uns nur als seinen lieben Erben
Helf selig sterben.

8. So sind wir recht an Leib und Seel genesen
Und reich genug in dieser Welt gewesen,
Und haben auch den besten Schatz erfunden
Und überwunden.

Ringwaldt, Bartholomäus – Ach Gott, in Gnaden von uns wend

1. Ach Gott, in Gnaden von uns wend
dies große Kreuz und groß Elend,
damit wir sind umgeben gar
und stehn all Augenblick in G’fahr.

2. Behüt uns, deine Kinderlein,
um Christi, unsers Herren, Pein
vor Pestilenz und schnellem Tod,
und laß uns nicht in dieser Not.

3.In dieser Not ach laß uns nicht;
wend von uns dein Zorn und Gericht,
daß dir lobsinge unser Mund
für deinen Schutz aus Herzensgrund.

Ringwaldt, Bartholomäus – Vom Jüngsten Gericht

In seinem eignen Ton, von Bartholomäus Ringwald gebessert.

1. Es ist gewisslich an der Zeit,
Dass Gottes Sohn wird kommen
In seiner großen Herrlichkeit,
Zu richten Bös und Frommen.
Dann wird das Lachen werden teur,
Wenn alles wird vergehn im Feur,
Wie Petrus davon schreibet.

2. Posaunen wird man hören gehn
An aller Werlet1Welt Ende,
Darauf bald werden auferstehn
All Toten gar behende;
Die aber noch das Leben han,
Die wird der HErr von Stunden an
Verwandeln und verneuen.

3. Danach wird, man ablesen bald
Ein Buch, darin geschrieben,
Was alle Menschen, jung und alt,
Auf Erden han getrieben;
Da denn gewiss ein jedermann
Wird hören, was er hat getan
In seinem ganzen Leben.

4. O weh demselben, welcher hat
Des HErren Wort verachtet
Und nur auf Erden früh und spat
Nach großem Gut getrachtet;
Er wird fürwahr gar kalt bestehn
Und mit dem Satan müssen gehn
Von Christo in die Hölle.

5. O Jesu, hilf zur selben Zeit
Von wegen deiner Wunden,
Dass ich im Buch der Seligkeit
Werd angezeichnet funden;
Daran ich denn auch zweifle nicht,
Denn du hast ja den Feind gericht
Und meine Schuld bezahlet.

6. Derhalben mein Fürsprecher sei,
Wenn du nun wirst erscheinen,
Und lies mich aus dem Buche frei,
Darinnen stehn die Deinen,
Auf dass ich samt den Brüdern mein
Mit dir geh in den Himmel ein,
Den du uns hast erworben.

7. O Jesu Christ, du machst es lang
Mit deinem jüngsten Tage;
Den Menschen wird auf Erden bang
Von wegen vieler Plage.
Komm doch, o komm, du Richter groß,
Und mach uns in der Gnaden los
Von allem Übel. Amen.