Herman, Nikolaus – Ein Lied von St. Dorotea, welches ist eine Unterweisung eines christlichen Jungfräuleins.

Im Ton: In Doroteae festo gaudete.
Fecit filiae suae Doroteae.

Es war ein gottfürchtiges
Und christliche Jungfräulein,
Gotts Wort und Katechismus,
Kat sie gelernet fein,
Ihr Name Dorotea
Ist weit und breit bekannt,
Nach ihrem Vater und Mutter
Wurd sie also genannt.

2. Auf Deutsch ein Gottesgabe
Die Dorotea heißt,
Die hoch vom Himmel hrabe1herab
Beschert der heilge Geist.
Oft bringt ein guter Name
Ein gute Art mit sich,
Wenns Kind von gutem Samen
Gezeuget wird ehrlich.

3. Mit Fleiß in ihrer Jugend
Sie zu der Predigt ging,
Christliche Zucht und Tugend
Liebt sie vor allen Ding,
Hielt ihre Eltern in Ehren,
Dazu fein lieb und wert,
Folgt treulich ihren Lehren,
Tät, was ihr Herz begehrt.

4. Schamhaftig und fein stille
Hielt sie sich allezeit,
Und lebt nach Gottes Wille,
Acht keiner Üppigkeit.
Armen war sie geneiget,
Und dienet ihn mit Fleiß;
Ihr Hilf sie ihn erzeiget,
Gott zu Lob, Ehr und Preis.

5. Weh tats dem alten Drachen,
Und konnt es leiden nicht,
Speit Feuer aus seim Rachen,
Verfolgung er anricht.
Das Mägdlein wollt man zwingen
Zu der Abgötterei,
Dem Feind wollts nicht gelingen,
Christum bekannt sie frei.

6. Mit Worten süß und sauer
Man sie bereden wollt,
Sie stund fest wie ein Mauer
Und im Feuer das Gold.
Kein Marter, Pein noch Schmerzen
Von Christo sie abwandt,
Mit ihrem Mund und Herzen
Den Glauben sie bekannt.

7. Als der Feind nichts konnt schaffen,
Wurd er töricht und toll,
Desgleich die Baalspfaffen,
Wurden der Teufel voll.
Ein Urteil wurd gefället,
Verdient hätt sie den Tod;
Ritterlich sie sich stellet
Und schrie ernstlich zu Gott:

8. Herr Christ, in deine Hände
Mein Seel befehl ich dir,
Sicher mir ein seligs Ende,
Mit deim Geist steh bei mir.
Deinem Namen zu Ehren
Wie ein Christ sterb ich heut,
Ach, hilf, dass sich bekehren
Die armen, blinden Leut.

9. Theophilum, den Kanzler,
Die Jungfrau jammert sehr,
Er sprach: Schon doch dein selber,
Verlass die falsche Lehr,
Und frist dein junges Leben.
Drauf Dorotea spricht:
Ein bessres wird mir geben
Christus, drum tu ichs nicht.

10. Ins schöne Paradeise
Komm ich nach meinem Tod,
Gott zu Lob, Ehr und Preise
Stehn da viel Röslein rot.
Draus wird mir Christ, mein Herre
Machen ein Ehrenkranz.
Der Tod liebt mir viel mehre,
Denn so ich ging zum Tanz.

11. Theophilus die Rede
Hielt für ein lautern Spott.
Mein liebe Dorotea,
Wenn du kommst zu deim Gott,
Schick mir auch Äpfel und Röslein
Aus seinem Garten,
Ja, sprach sie, das soll wahr sein,
Du sollt ihr warten.

12. Als nun das schöne Jungfräulein
Durchs Schwert gerichtet war,
Da kam ein feines Knäbelein,
Mit einem Körblein dar,
Und sprach: Sieh hin, Theophile,
Da nimm die Röselein,
Die schickt dir Dorotea
Aus Christus Gärtelein.

13. Sie lebt in Freud und Wonne,
Ein End hat all ihr Leid,
Leucht wie die helle Sonne
In ewiger Seligkeit.
Theophilus entsatzt sich
Über die Wunder groß,
Und sprach: Herzlich erfreuts mich,
Meins Irrtums bin ich los.

14. Bald fing er an zu preisen
Christum, den wahren Gott,
Und ließ sich unterweisen
In des Herren Gebot;
Die heilge Tauf empfinge
Und sich ein Christen nannt,
Fröhlich zur Marter ginge,
Und Christum frei bekannt.

15. Gleichwie ein fruchtbar Regen
Ist der Märtyrer Blut,
Viel Frucht durch Gottes Segen
Reichlich er bringen tut.
Durchs Kreuz die Kirch zunimmet
Und wächst ohn Unterlass.
Durch Tod zum Leben dringet,
Wer herzlich gläubet das.