Albert Knapp – Geist des Lebens! heil’ge Gabe

Geist des Lebens! heil’ge Gabe,
Du, der Seelen Licht und Trost,
Erntesegen, aus dem Grabe
Unsers Bürgen aufgesprosst,
Uns gesandt vom Himmelsthrone,
Vom erhöhten Menschensohne,
Geist der Kraft und Herrlichkeit:
Mache dir mein Herz bereit!

2. Einst bist du herabgefahren
Als ein Sturmwind aus den Höh’n,
Ließest dich in wunderbaren
Feuerzungen herrlich sehn;
Aber jetzo wehst du stille,
Ohne Zeichen, ohne Hülle,
Auf der Erde nah und fern,
Als ein Atemzug des Herrn.

3. Ihn, den armen Nazarener,
Der gering auf Erden ging,
Ihn, den Mittler und Versöhner,
Der am Kreuz die Welt umfing,
Allen Herzen zu verklären, –
Ihn, den großen Gott der Ehren,
Dessen Herz von Liebe flammt,
Groß zu machen, ist dein Amt.

4. Ja, du nimmst es von dem Seinen,
Wenn du Lebensworte sprichst,
Wenn du bald durch Flehn und Weinen,
Bald durch Psalmen Herzen brichst.
Du bist seines Wesens Spiegel,
Seiner Werk‘ und Worte Siegel,
Zeuge, dass er lebt und liebt,
Zeuge, dass er Leben gibt.

5. Ja, dein Strafen und Erschüttern,
Dass des Lebens Grund erregt,
Dass, wie Strahlen aus Gewittern,
Stolze Geister niederschlägt,
Mahnet, ihm das Herz zu geben;
Und dein gnadenvolles Weben
Richtet in dem Glaubenslauf
Matte Knie tröstend auf.

6. Was die Welt nicht kann erlangen,
Was kein eitles Auge steht,
Soll von dir ein Herz empfangen,
Das die Lust der Erde flieht:
Frieden, von dem Kreuze quillend,
Frieden, alle Klagen stillend,
Hellen Blick in Gottes Rat,
Frucht aus Jesu blut’ger Saat.

7. Was die Welt uns nie gelehret,
Lehrest du den Glauben tun:
Beten, bis der Herr erhöret,
Und in stiller Hoffnung ruhn.
Fleht die Seele bang und schwächlich,
Ach, dann seufzest unaussprechlich
Du durch alle Himmel hin,
Und er kennet deinen Sinn.

8. Was kein Mensch, kein Manneswille,
Keine Kraft der Welt vermag,
Wirkst du mühelos und stille,
Geist des Herrn! am Gnadentag.
Buße gibst du, Glauben, Liebe,
Sanftmut, Demut, keusche Triebe;
Ach, wer ändert, reinigt sich,
Bleibt beim Heiland, ohne dich?

9. O du Pfand des neuen Bundes,
Geist des Vaters, mild und rein,
Heil’ger Odem seines Mundes,
Zeuch in unsre Herzen ein!
Leib und Seele, Haupt und Glieder
Kehren aus dem Tode wieder,
Wo sich deine Gotteskraft
Einen Sitz und Tempel schafft .

12. O wer innig möchte dürsten
Und zum Gnadenthrone gehn,
Würde bald vom Lebensfürsten
Dich, du höchstes Gut, erflehn!
Selig, wer von dir geleitet,
Sich auf Christi Tag bereitet,
Wer dich, wann sein Stündlein schlägt,
Unbetrübt im Herzen trägt!

11. Droben soll, wie Gottes Sterne,
Leuchten Christi Jüngerschar;
Wer strebt aus dieser Ferne
Nach dem großen Jubeljahr?
Lehr‘ uns, Herr! der Welt entrinnen,
Halt‘ in Jesu Herz und Sinnen,
Zeig‘ uns hier im Glauben ihn,
Stell‘ uns dort zum Schauen hin!