Aemilia Juliana, Gräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt – Ich lasse Gott in allem walten,

Ich lasse Gott in allem walten,
er mach es nur, wies ihm gefällt;
ich will ihm gerne stille halten,
so lang ich leb in dieser Welt:
Wie er, mein lieber Gott, es fügt,
so bin ich auch sehr wohl vergnügt.

Gehts gleich nicht stets nach meinem Willen,
stürmt gleich ein Unfalll auf mich zu,
so soll mich Gottes Wille stillen,
und setzen in vergnügte Ruh;
weil ich mit allem, was Gott fügt,
von ganzem Herzen bin vergnügt.

Bin ich gleich nicht so hoch geschätzet,
und nicht, wie andre, groß und reich;
mein kleines Gütchen mich ergötzet,
als wär ich einem König gleich:
ich bin mit wenigem vergnügt,
weil Gott nicht mehr für mich gefügt.

Wie mancher fällt in Seelenschaden
durch das erscharrte Geld und Gut?
Wie mancher fällt aus Gottes Gnaden
durch Reichtum in die Höllenglut?
Derhalben leb ich wohl vergnügt
mit dem, was Gott mir zugefügt.

Ich strebe nicht nach hohen Stufen,
weil sicherer der Mittelstand.
Wie mich der Himmel hat berufen,
wie mich geführet Gottes Hand,
und wie er es mit mir gefügt,
so bin ich auch sehr wohl vergnügt.

Ich achte nicht des Glückes Lachen,
wie freundlich es auch immer sei;
auch lass ich mich nicht zaghaft machen
durch seine starke Wüterei,
indem ich lebe wohl vergnügt,
wie mein getreuer Gott es fügt.

In Gottes Hand steh ich geschrieben,
er hat ja all mein Haar gezählt;
drum kann kein Unfall mich betrüben;
ohn seinen Willen mich nichts quält;
ich leb in allem wohl vergnügt,
wie mein getreuer Gott es fügt.

Mein Wille soll sich recht verpflichten;
so wohl im Leben, als im Tod,
nach Gottes Willen sich zu richten,
so hat es mit mir keine Not;
weil ich mit dem, wie Gott es fügt,
im Leben, Streben bin vergnügt.