Aemilia Juliana, Gräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt – Ich fall auf meine Knie vor dir,

Ich fall auf meine Knie vor dir, Gott mein Erhalten,
dass du mich hast geführt von Kindheit auf ins Alter:
Ach! nimm für jedes Jahr, Tag, Stund und Augenblick,
für alle Lieb und Gnad nun tausend Dank zurück.

Ich gehe auf der Grub, und dabei stets in Sorgen,
wie ich zum Tod mich schick, er komm heut oder morgen;
deswegen ich dein Herz ergreif durch deinen Sohn,
dass deiner Gnad gewiss ich fröhlich scheid davon.

Ich hab in meiner Tauf ja Jesum angezogen,
mein Jesus lebt in mir, du musst mir sein gewogen;
sein Blut deckt meine sünd, und stillet deinen Zorn,
ich glaub an deinen Sohn, ich werde nicht verlorn.

Sieh, wie er für mich bitt’t und zeigt mir seine Wunden,
dadurch ich bin geheilt, hab die Erlösung funden;
ich schließ mich gläubig drein als dein Kind und dein Erb,
du bist mein gnäd’ger Gott, ich lebe oder sterb.

Mein Jesu, du mein Heil, mein Eins und All’s in Allen!
ach! lass mich nimmermehr aus meinem Taufbund fallen;
verbleibe, weil ich schwach, mein Stecken und mein Stab,
und bringe durch die Welt mich selig in das Grab.

Ich halt und lass dich nicht; dein Blut mich wasch und schmücke,
dass ich, zum Tod bereit, auf dein Verdienst abdrücke.
Ein jeder Augenblilck kann wohl mein letzter sein;
drum nimm die Seele hin, sie ist dein, und du mein.

Gott heil’ger Geist! hilf mir, mich lehr, regier und leite,
dass ich an Jesu bleib, die Glaubenslamp bereite,
halt mich an Gottes Gnad, steh fertig auf der Hur,
und Jesum stets erwart mit frohem Herz und Mut.

So komm, Herr, wenn du willst, ich wart dein mit Verlangen,
halt im Gedächtnis dich, seh dich am Kreuze hangen,
ich glaub und bin getauft, ich hab dein’n Leib und Blut,
ich werde selig nun, und erb‘ das Himmelsgut.

Lass ewig nur bestehn, was beide wir geschworen,
und komm mir nimmermehr aus Herz, Mund, Aug und Ohren:
Für ein und allemal geb ich mich nochmals dir,
ich schwörs, ich will dein sein, so wahr Gott helfe mir!