Paul Flemming – In allen meinen Taten

1) In allen meinen Taten
lass ich den Höchsten raten,
der alles kann und hat.
Er muss zu allen Dingen,
solls anders wohl gelingen,
mir selber geben Rat und Tat.

2) Nichts ist es spät und frühe
um alle meine Mühe,
mein Sorgen ist umsonst.
Er mag’s mit meinen Sachen
nach seinem Willen machen,
ich stells in seine Vatergunst.

3) Es kann mir nichts geschehen,
als was er hat versehen
und was mir selig ist.
Ich nehm es, wie ers gibet;
was ihm von mir beliebet,
Erwähl‘ auch ich zu jeder Frist.

4) Ich traue seiner Gnaden,
die mich vor allem Schaden,
vor allem Übel schützt.
Leb ich nach seinen Sätzen,
so wird mich nichts verletzen,
und nichts mir fehlen, was mir nützt.

5) Er wolle meiner Sünden
in Gnaden mich entbinden,
durchstreichen meine Schuld!
Er wird auf mein Verbrechen
nicht stracks das Urteil sprechen
und mit mir haben noch Geduld.

6) Leg ich mich spät erst nieder,
erwach ich frühe wieder,
lieg oder zieh ich fort,
in Schwachheit und in Banden,
ob auch viel Not vorhanden,
mich tröstet allezeit sein Wort.

7) Hat er es denn beschlossen,
so will ich unverdrossen
an mein Verhängnis gehn;
kein Unfall unter allen
wird je zu hart mir fallen,
Ich will mit Gott ihn überstehn.

8) Ihm hab ich mich ergeben,
zu sterben und zu leben,
sobald er mir gebeut,
es sei heut oder morgen;
dafür lass ich ihn sorgen,
er weiß allein die rechte Zeit.

9) So sei nun, Seele, seine
und traue dem alleine,
der dich erschaffen hat!
Es gehe, wie es gehe,
dein Vater in der Höhe,
der weiß zu allen Sachen Rat.