Zeller, Albert – Ja, mich hat der Herr getragen

Ja, mich hat der Herr getragen,
Wie ein heilger Sänger spricht,
Wie ein Mann trägt durch die Wüste
Seinen Sohn und wanket nicht.
Was die Welt an Schätzen heget,
Sah ich vor mir aufgetan;
Wie man Mond und Sterne siehet,
Sah ich Gold und Perlen an.
Leicht bin ich hindurchgegangen
Manchen stolzen Fürstensaal,
Funkeln sah ich manches Toten
Krone in lebendgem Strahl,
Und vorüber ging im Geiste
Ihr versunkenes Geschlecht
Und ihr Ringen und ihr Dürsten
Nach Gewalt und Glück und Recht.
Stille folgt ich der lebendgen
Wunderbar verschlungnem Lauf,
Sucht in Hütten und Palästen
Glückliche und Frohe auf,
Suchte, wo bei tausend Flammen
Lust und Leben üppig glüht,
und der Geist der Erde schwärmend
Aus den trunknen Augen sprüht.
Unermesslich sind die Wünsche,
Hundertzüngig das Geschlecht,
Tausendfach des Geistes Sinnen,
Aber Glück sucht Herr und Knecht.
Wie aus Millionen Wesen
Der Korallenbaum sich baut,
Bis er aus den grünen Wogen
Mit den Purpurzweigen schaut,
So aus Millionen Leben
Bauet sich der Menschheit Baum,
Bis er mit den golden Früchten
Steiget aus der Zeiten Schaum.
Als den Wogen leuchtet wieder
Die Koralle rötlich mild:
In sich selber spiegelt wieder
Sich der Menschheit großes Bild;
Doch nur Der, der zu den Welten
Hat den ewgen Plan erdacht,
Kennt des ganzen Baumes Bildung,
Seine letzte, schönste Pracht.