Zeller, Albert – Wer eine Blume sinnend bricht

Wer eine Blume sinnend bricht
Und in ihr liebes Angesicht
Mit klarem Geistesauge schaut
Und all den schönen, stillen Zügen
Folgt mit betrachtendem Genügen,
Dem werden Wunderstimmen laut.
Es ist der Riss zur ganzen Welt
In solchem leichten Blütenzelt
Aufs Zarteste ihm aufgeschlagen,
Und was im innersten Gemüt
Von Träumen und von Bildern blüht,
All unser Jubeln, Sehnen, Klagen
Vermag das Feenvolk zu sagen
In allerlieblichsten Gedicht.
Wer wüsste, was es Alles spricht,
Was es im Zauberkreis umfing,
Der trüge Salomonis Ring.
Als sich das Tor geschlossen hat
Vom Paradies und welk und matt
Der Baum des Lebens niederhing,
Sind und die Blumen doch geblieben
Als Album, drin sich Blatt für Blatt
Gott selber liebend eingeschrieben.