Verborgenheit!
Wie ist dein Meer so weit,
Und wundertief! – ich kann es nicht ergründen.
Man weiß kein Maß, noch Ziel, noch End‘ zu finden,
So lang man steht in der Vergänglichkeit;
Verborgenheit!
Die Herrlichkeit,
Die Du hast allbereit
Hier Kindern Deiner Liebe beigeleget,
Ist wundervoll. Wer dies Geheimnis heget,
Der trägt in sich auch bei der herbsten Zeit
Die Herrlichkeit.
Du selber bist
Der Brunn, der ihnen ist
Im tiefsten Geist zum ew’gen Heil entsprungen;
Durch Dich ist jedes heil‘ge Wert gelungen,
Weil alles Lichtes Quell (das weiß ein Christ)
Du selber bist!
Des Glaubens Kraft
Viel Wunder in uns schafft,
Davon ein Heuchler nichts weiß zu erraten;
Der blöde Sinn stößt sich an Heldentaten,
Indem er nur nach Wort und Schatten gafft,
Und nicht nach Kraft.
Der Liebe Band
Ist Vielen unbekannt!
Wie regnet sich ein Geiziger im Stillen,
Wenn Geld hingibt ein Christ mit frohem Willen!
Das macht: er kennt nicht Gottes Wunderhand
Und Liebesband.
Wie schnaubt und schilt
Laodicäa’s Bild,
Wo sich das Feuer Philadelphias findet,
Wo Lauigkeit und Eigenheit verschwindet,
Wo man des falschen Urteils Maß erfüllt,
Und schmäht und schilt!
Ein Sinnentier
Muss wohl verstummen hier,
Ja, Hören, Seh’n und allen Witz verlieren;
Vernunft kann nicht das Schiff allhie regieren.
Den Ausspruch tut davon zur Ungebühr
Das Sinnentier.
Darum versteckt
Der Herr, was Er erweckt;
Die Kinder hält Er immerdar verborgen,
Die doch kein künftig Zorngericht besorgen,
Bis endlich Gott die Herrlichkeit entdeckt,
Die Er versteckt.
So wandelt Er
Im Heiligtum einher
Mit leisem Schritt, Der kann Ihn nicht vernehmen,
Wer sich nicht ganz zur Einfalt will bequemen.
Wer aber ganz als Kind sich gibet hin,
Der fühlet Ihn.
Welch ew’ge Freud‘
Ist Denen nicht bereit,
Die Gott zur Ehre führt durch Spott und Schande!
Der Glaube reißt auch durch die stärksten Bande,
Und Du, Du führst ihn zu der Seligkeit,
Verborgenheit!