Gottfried Arnold – Verborgenes Leben.

Bei’m Herrn ist Amt und Pflicht genug,
Obwohl kein Schein und Heucheltrug
Ein Weltgeräusche machet.
Der Mensch, der ganz verborgen ist,
Mit sanftem, stillem Geist gerüst’t,
Und schlafend immer wachet,
Ist köstlich, wenn auch schweigt der Mund;
Er lebt mit Gott im Herzensgrund.

Ein Auge, das verschlossen steht,
Und, schaut nur Gottes Majestät,
Ist stets im Licht erhoben,
Denn wo des Fleisches Trieb erliegt‘,
Da wird Welt, Sünd‘ und Tod besiegt,
Dass wir den Höchsten loben.
Wer alles Andern sich begibt,
Von dem wird Gott gar still geliebt.

Sprich, was mehr Gott und Menschen dient,
Als, wenn die reine Liebe grünt
In Christi neuem Leben;
Wenn sie mit Opfer und Gebet
Die wahre Frucht der Buße sät,
Und Garben dann kann geben,
Die Niemand auf dem Acker häuft,
Wenn er im eignen Willen läuft?

Drum senk‘ ich mich in Christi Ruh,
Tu‘ schlafend doch kein Auge zu,
Das Herz muss immer wachen.
Man mag mich nennen stumpf und träg,
Dass ich mein Pfund ins Schweißtuch leg:
Er wird’s doch endlich machen,
Dass Jeder, der Ihn ganz begehrt,
Zu Seiner Gottesruh‘ sich kehrt.