Albert Zeller – Des Lebens Festmahl ist zu Ende

Des Lebens Festmahl ist zu Ende;
Die lieben Freunde sind zu Haus;
Ich gieße noch als heilge Spende
Die letzte Neige Weines aus.

Wie still und öd ists in dem Raume,
In dem erst Lieb und Lust gelebt!
Wie alles Das im schönsten Traume
An meinem Aug vorüber schwebt!

Wie flog der Geist von Mund zu Munde,
Von Herz zu Herz, von Blick zu Blick,
In unsrer frohen Tafelrunde,
Geliebt, gesegnet vom Geschick!

Des Alters Rat, der Jugend Rosen,
Des Mannes stillgehaltne Kraft,
Der Freundschaft und der Liebe Kosen,
Des Heilgen tiefe Wissenschaft

Wie schlangen sie sich leicht zusammen
Zu einem wundervollen Kranz!
Hoch loderten des Festes Flammen
Im reinsten, schönsten Himmelsglanz.

Weithin erglänzt in ihrem Strahle
Des Lebens frisch bewegtes Meer:
Von Hand zu Hand die Opferschale
Wie wär das Schwerste da noch schwer!

Verklungen sind die holden Worte,
Doch nicht des Herzens Wiederhall;
Geschlossen ist des Festes Pforte,
Und tiefes Schweigen überall.

Noch einen Blick auf all die Gaben,
Die mir der Freunde Hand beschert!
Die treuen Seelen, ach! was haben
Sie alles Liebes mir gewährt!

Tief sind, indes die Lust zerfließet,
Die Kerzen schon herabgebrannt;
Ich löschte sie, der Himmel gießet
Sein Sternenlicht auf alles Land.

Schlaft wohl ihr Lieben, schlaft in Frieden!
Träumt froh den Traum des Lebens aus!
Ein schönres Mahl wird uns beschieden
Dort in des ewgen Vaters Haus.